East MacDonnell Ranges
Guten Morgen Outback!
Das Frühstück ist im Hotelpreis nicht inbegriffen.
Wir haben andererseits auch keine Lust jetzt irgendwo ins Städtchen
zu fahren und nach einem Café zu suchen. Sicher würde es auch preislich keinen Unterschied machen.
Denn... wenn man an der Rezeption einen Frühstücksvoucher kauft und erst dann in das Frühstücksrestaurant geht,
kostet es statt 30AUD nur 20AUD und das sind knapp 13 Euro (Juli 2015).
Ohne meckern zu wollen.
Aber das Frühstück hier, ist ein nicht zu leugnender Abstieg zu dem in Sydney.
So ist das eben, wenn es kaum noch Steigerungsmöglichkeiten gibt.
Kurz vor elf sind wir bereit, um den Osten der MacDonnell Ranges zu erkunden.
Sechs Kilometer südlich von Alice beginnt der Ross Highway. Das ist die
Straße, die zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der East MacDonnell Ranges führt.
Die Straße ist "sealed", was dem aus den USA bekannten "paved" - Bedeutung für befestigt -
gleichzusetzen ist.
Drei bis vier Highlights habe ich mir bei der Planung rausgesucht.
Was genau wir sehen werden, hängt vom Zustand der Zugänge, der Straße und unserem Befinden ab.
# Emily Gap
Als Erstes erreichen wir das Emily Gap.
Als "Gap" werden Einschnitte - z.B. in einer Bergkette - bezeichnet.
Emily Gap & Jessy Gap
spielen eine große Bedeutung in der Traumzeit der hier lebenden Arrernte Aborigines.
Hier trafen die drei wichtigsten Schöpferwesen zusammen. Die drei Raupen Yeperenye, Ntyarlke
und Utnerrengatye
Wir scheinen fast alleine zu sein, denn am Parkplatz ist nur noch ein weiteres Auto.
Es sind wirklich nur ein paar Schritte bis zum Gap, dem Felseinschnitt in der Heavitree Range.
Das Flußbett ist wie erwartet ausgetrocknet. Jedoch soll sich nach Regenfällen das Flußbett in
Modderpampe verwandeln oder gar ein Wasserpool bilden.
Geschichten aus dem Reiseführer...
Ende Juli ist hier alles knochentrocken!
Dieses, wie auch das nur acht Kilometer entfernte Jessy Gap, stellen für die hiesigen Arrernte Aborigines einen heiligen Ort dar.
Hier am Emily Gap befinden sich mehrere gut erhaltene Felszeichnungen.
Wir gehen bis zur Absperrung am Ende des Gaps und kehren wieder zurück.
Noch sind wir schön naiv und glauben tatsächlich was in den Reiseführern steht. Und so halten wir Ausschau
nach Felskängurus.
Aber es ist weit und breit kein Tier zu erkennen. Nicht einmal ein Gecko oder etwas Ähnliches
# Jessy Gap
Das Jessy Gap teilt sich den gleichen Flußlauf wie das vorherige Gap.
Hier finden wir nur eine Felszeichnung.
Schade. Bekanntlich steht ja die Sonne am Mittag
auf der südlichen Hemisphäre genau im Norden. Das heißt, daß wir jedes Mal die Schlucht im Gegenlicht betreten.
Ordentliche Aufnahmen sind also sehr schwierig.
das sind Eukalyptusbäume, die überall im oder am Ufer des ausgetrockneten Flußlaufs stehen.
Am Ende des Gaps ist wieder ein Drahtzaun.
Wir sind alleine hier und entscheiden uns einfach drüber zu steigen, um den Flußlauf weiter gen Norden laufen zu können.
Es gibt ja kein Verbotsschild.
Vielleicht ist es eine Abgrenzung für Tiere
Und tatsächlich bekommt man schon nach einigen Minuten Wanderung im losen Tiefsand einen ganz anderen und viel besseren Überblick.
Hier ist es total ruhig und man hört wirklich nur seinen eigenen Atem... bis.. ja bis wir beide
ein ganz komisches Geräusch hören. Laut und furchterregend.
Wie ein lautes Grummeln!
Zu diesem Ton fällt mir nur ein schnarchender Dinosaurier ein
Jetzt nix wie Beine in die Hand und ab Richtung Absperrung.
Wir schauen noch einmal zurück - können aber nichts erkennen, was mehrfach diese Geräusche
ausgelöst haben konnte.
Wie auch immer.
Wir fahren weiter.
# Trephina Gorge
Den Corroboree lassen wir aus und fahren gleich bis zur Trephina Gorge. Es ist etwa 1pm und wir haben eine Wohlfühltemperatur von 26°C.
Kurz davor führt eine Stichstraße zu einem Ghost Gum (gum tree: australisch für Eukalyptusbaum).
Noch ist uns nicht klar was so besonders
an dem sein soll, denn Ghost Gums stehen immer wieder in den Flußläufen.
Aber dann als wir dieses Monstrum erreichen, ist alles klar.
Schon die schiere Größe ist beeindruckend.
Tatsächlich muß ich meinen Weitwinkel holen, um den Baum vollständig ins Bild zu bekommen.
Nur mal zum Vergleich: im rechten Foto ist Rainer (1.94m) und Baum abgebildet
Am Parkplatz zur Trephina Gorge befindet sich auch ein Campingplatz nebst Picknickplätzen.
Sehr schön.
Noch kann ich nicht genug bekommen vom Blick in die ausgetrockneten Flußbetten und den darin stehenden
Eukalyptus Bäumen. Ich spare nicht mit den Aufnahmen. Sicherlich frage ich mich dann zu Hause wieder, warum
so viele Megabytes für ein und das gleiche Motiv draufgehen mußten
Auf der anderen Seite des Flusses entdecken wir den Wegweiser zum drei Kilometer langen Panorama Walk.
Drei Kilometer?
Das können wir!
Los geht's mit einem elend anstrengendem Aufstieg.
Steintreppen machen es einem doch etwas einfacher.
Die Kleinstfliegen dagegen, die keine Scheu haben einem ins Ohr oder gar tief in die Nase zu fliegen, beginnen lästig zu werden.
Das Gefuchtel mit der Hand, um die Fliegen loszuwerden, entpuppt sich auf dem seitlich beginnenden, sehr steilen Abgrund
schon fast zum lebensgefährlichen Unternehmen.
Dabei sind es nie mehr als zwei bis maximal fünf klitzekleine
Fliegen!
Am Kamm angelangt genießen wir einen fantastischen Rundumblick. Ganz nebenbei essen wir unsere
mitgebrachten Stullen. Hier oben ist es etwas windig und fliegenfrei.
Der Abstieg ist gemächlich mit einem sehr geringen Gefälle.
Deshalb ist es auch unbedingt empfehlenswert, genau in dieser Abfolge den "Round-Trip" Walk zu machen.
Umgekehrt hätte man den leichten Anstieg und den sehr steilen Abstieg.
Alles scheint ausgetrocknet. Trotzdem ist die Natur auf ihre Weise schön.
Hier und da verstecken sich ganz kleine Blüten. Aber auch die verbrannt wirkenden Baumstämme sehen
ziemlich fotogen aus!
Für den gesamten Walk haben wir etwa 60 Minuten gebraucht, wobei die reine Gehzeit 37 Minuten betrug.
Unten angekommen gehen wir noch ein wenig im Flußlauf.
Da die Felskette hier die vierzig Meter nicht überschreitet hält sich allerdings unsere Begeisterung
für diese "Gorge" in Grenzen. Fotomotive finden sich hier allerdings genug.
# N'Dhala Gorge
Der nächste Abzweig führt zur N'Dhala Gorge.
Am Abzweig vom Ross Highway ist die Straße zwölf Kilometer lang "unsealed" und ist nur für 4WD empfohlen.
Jetzt, Ende Juli ist die Straße allerdings sehr trocken und Rainer wird nicht müde zu betonen,
daß er die Strecke auch mit seinem Dienstauto hätte fahren können.
Billabong
kommt aus der Sprache der Aborigenes und steht für Wasserloch in einem vertrocknetem Flußlauf.
In der Trockenzeit dient es als Wasserstelle.
Oft sind sie sehr tief. Meist befinden sie sich an einer schattigen Stelle und sind sehr kalt.
Ok. Da bin ich ganz anderer Meinung.
Spätestens als wir vor dem ersten "Wasserloch" stehen.
Ist das jetzt ein Billabong ?
Mich überkommt ein etwas mulmiges Gefühl. Denn wir sind alleine hier und zu oft sind wir schon
im tiefen Sand stecken geblieben. Und das war schon schlimm.
Im tiefen Wasser möchte ich allerdings gar nicht steckenbleiben.
Mit Schmackes passieren wir bravourös die erste Tiefpfütze!
Aber das ist nur der Anfang.
Bis zur N'Dhala Gorge kommen zusätzlich
noch sieben ausgetrocknete Flußbetten mit losem Tiefsand des Ross Rivers, die etwa zehn bis zwanzig Meter breit sind.
Auf dem Weg grasen einige Kühe. Und der Landschaft nach könnten wir auch gerade irgendwo in Afrika
unterwegs sein.
Trotzdem unglaublich schön. Kein Auto vor oder
hinter uns.
Am Gorge angekommen ist die Gorge nicht zu sehen. Riesige kantige Felssteine säumen den anfänglichen Wanderweg.
Von den tausenden Felszeichnungen, die es hier geben soll, können wir nur eine entdecken.
Dieser Ort ist etwas für ganz Hartgesottene.
Für Menschen, die die absolute Einsamkeit und Stille suchen.
Hier höre ich nur noch meinen Atem und meinen Tinnitus. Mehr nicht.
Das ist Wildnis pur und der Weg zum vielleicht noch vorhandenem Wasserloch ist
noch weit.
Wir sind müde und satt vom Gesehenen und entscheiden uns für eine Umkehr.
Alles ist extrem trocken.
Die Fliegen nerven auch!
Wir machen ein paar Aufnahmen.
Die Rückfahrt ist sehr schön. Fast noch schöner als die Hinfahrt.
Die Sonne steht tiefer und die rote Erde färbt sich in ein noch tieferes, orangenes Rot.
Ach ja, jetzt fällt es mir wieder ein... sind wir nicht in Australien und haben in der Wildnis Kängurus
erwartet?
Stattdessen treffen wir nur auf Kühe
An dem einzigen Wasserloch kurz vor dem Zugang zum Rossway Hwy "testet" Rainer dann noch unser Auto auf Wasserfestigkeit
Die Sonne steht schon tief auf dem Rückweg gen Alice Springs.
Die weißen Stämme der Ghost Gums glänzen im Licht.
Aus dem Augenwinkel sehe ich einen übergroßen Raubvogel am Straßenrand sitzen.
Wir kehren kurz um.
In diesem Moment fällt uns der ungewöhnlich große, gerade aufgegangene
Mond auf. Völlig hingerissen vom rosaroten Mond und dem Himmel, der in
allen Bonbonfarben strahlt, haben wir den Raubvogel wieder vergessen!
Als wir endlich zum Stehen kommen, öffne ich die Tür genau vor dem Raubvogel, der auf seiner Beute sitzt.
Ok.
Was zuerst fotografieren?
Ich wechsele das Objektiv, der Vogel verlagert seinen Aufenthalt auf den nahegelegenen Baum
und ich widme mich dem Mond.
... und nein, hier ist kein Verlaufsfilter angewendet worden. Weder am Objektiv noch als Nachbearbeitung
So schön kann die Sonne im Outback die Landschaft anmalen!
Wir fahren einige Meter weg und warten bis sich der Vogel wieder über seine Beute wirft.
Warten und warten. Aber dann fliegt er weg.
Die reine Entfernung zwischen N'Dhala und Alice Springs beträgt 84 Kilometer.
Im Hotel angekommen sind wir viel zu müde, um noch irgendwo zum Essen zu gehen.
Es gibt ein paar Nussriegel und Bier.
Und das reicht auch
Die East MacDonnell Ranges waren letztendlich sehenswert.
Ein guter Einstieg in die Umgebung von Alice Springs.