West MacDonall Ranges
Wir checken aus.
Ab heute werden wir hier im Outback täglich die Übernachtung wechseln.
Bevor wir allerdings Alice Springs verlassen können, müssen wir unbedingt noch im Informationscenter das
Permit für den Mereenie Loop kaufen.
Leider haben wir es gestern nicht mehr hierher geschafft,
denn die allermeisten Geschäfte schließen kurz nach 5pm.
Heute ist Sonntag und das Infocenter öffnet zu allem Ärger erst 10.30am. Das, obwohl wir noch eine
lange Strecke mit vielen Highlights vor uns haben.
Wir schauen uns in den Gallerien und Andenkenläden um.
Endlich.
Kurz nach Öffnungszeit stehen wir am Counter und kaufen das begehrte Permit.
Es kostet nur 5 AUD. Man muß dazu aber unbedingt beweisen, daß man mit einem 4 WD unterwegs ist.
Hier erfahren wir auch, daß man das Permit unter anderem auch in Glen Helen, unserer nächsten Unterkunft
kaufen könnte.
Was für eine verschwendete Wartezeit !!!
Hat mir der Rezeptionist unseres Hotels glaubhaft gemacht, daß
man die Permits nur in Alice Springs's Infocenter erwerben kann.
Ok. Alles Jammern hilft nicht mehr.
Nachdem wir also auf dem Larapinta Drive gen Westen die zweitgrößte Stadt im Staate Northern Territory verlassen,
legen wir schon wenige Kilometer später den ersten Stopp ein.
Ich brauche unbedingt eine Aufnahme von diesem großen Hinweisschild im Outback.
Es ist wirklich riesig und farblich paßt es genau in diese Gegend.
Ganz nebenbei entdecken wir, daß sich gleich neben dem Parkplatz der Hügel befindet, auf dem sich das
Grab des Gründers der Flying Doctors, John Flynn befindet.
Also schauen wir uns noch dieses seltsame Grab in Form eines riesigen Felsens an und lesen Infos aus
seinem Lebenslauf.
John Flynn
*1880-†1951
Pfarrer
Gründer des australischen Royal Flying Doctor Services in Australien
Die "Flying Doctors" ist ja vielen aus der gleichnamigen Serie bekannt. Daß die Geschichte dahinter einen wahren Ursprung hat, war mir nicht bekannt.
Dr. Holland, ein in Perth praktizierender Arzt, der gerade von einem Noteinsatz im Outback zurückkehrte, traf zufällig
den Pfarrer Flynn. Ihm schilderte er den Einsatz und die dramatisch schlechte Gesundheitssituation im Outback.
Flynn war es, der die Idee hatte, die medizinische Versorgung auf Anforderung per Flugzeug einzurichten.
Für seine Vision wurde er jahrelang belächelt.
Doch am 15. Mai 1928, als geeignete Kommunikationseinrichtungen und ein Flugzeug bereitstanden, wurde sein Traum
"Flying Doctors" verwirklicht.
Der Royal Flying Doctor Service unterhält
momentan 63 Flugzeuge und bedient 21 Flugbasen. Es werden etwa 290 Tausend Menschen pro Jahr auf diese
Weise medizinisch versorgt.
Genau so interessant wie die Entstehungsgeschichte, ist die Geschichte zu seinem seltsamen Grab.
Als Mahnmal für seine letzte Ruhestätte wurde 1953 hierfür ein Stein aus dem
Devils Marbles Conservation Reserve nach Alice Springs gebracht. Dies, obwohl dieser Felsen von großer spiritueller
Bedeutung für die dort ansässigen Aborigines war.
Nach jahrelangen Protesten dieser Ureinwohner wurde
der Stein 1999 wieder zurückgebracht. Im Gegenzug spendeten die Arrernte Aborigenes den Stein,
den man heute hier sehen kann.
Den Simpson Gap lassen wir aus.
Wir erwarten hier nichts dramatisch Neues, nachdem wir gestern schon einige
Gaps besichtigt haben.
# Standley Chasm
Ungefähr 40 Kilometer weiter (50km von Alice Springs) biegt rechterhand die Zugangsstraße
zum Standley Chasm ab.
Die Schlucht befindet sich auf Aboriginal Gebiet.
Der Eintritt kostet im Juli 2015 10AUD pro Person. Dafür ist die Wanderung bzw. Spaziergang dorthin sehr
gut angelegt.
Man läuft teils über einen schmalen unbefestigten bzw. holzbeplankten Weg. Es ist ein hübscher Weg und beidseits des Weges gibt es viele schöne Pflanzen und Formationen zu bestaunen.
Die eigentliche Attraktion hier, ist diese etwa fünf Meter breite und 50 Meter lange Verengung.
Ich weiß nicht, ob die zwei Meter breite Pfütze ein Billabong ist. Fest steht, daß man nur über die
wackeligen Steine weiter kommt. Und nicht alle Steine sind fest.
Und so kommt es, wie es kommen muß: mein rechter Fuß macht einen Ausflug in's kühle Naß.
Gut, daß meine Schuhe wasserdicht sind. So kommt das Wasser auch nicht wieder raus
Abgesehen davon mache ich gleich anschließend einen beherzten Schritt auf einen Stein, der fast so groß
ist wie ich... und ? meine Hose schwächelt und reißt im Schritt.
Na prima !
Die Mittagszeit, so steht es überall geschrieben, ist die beste Zeit, um hier zu sein. Denn dann
beleuchtet die Sonne beide Seiten des kurzen Slotcanyons.
Es ist 11.30am als wir die Stelle erreichen.
Wir sind ganz alleine hier und steigen über die
Absperrung. Riesige runde Felsen versperren den weiteren Weg.
Als die Sonne wirklich die Mitte des Slots beleuchtet habe ich Mühe eine Aufnahme ohne Menschen zu machen.
Schlagartig ist es voll und immer mehr Besucher strömen zwischen den Felswänden.
Wir machen uns vom Acker.
Wir haben genug gesehen und uns wird es hier nicht nur zu voll sondern auch zu laut.
Wie auf Bestellung erreichen immer mehr Menschen die Stelle. Es muß ein Bus angekommen sein.
Denn wie Wanderer sehen die meisten nicht aus. Eher die aus der Flipflop-Fraktion.
Noch bevor es zum nächsten Highlight geht, teilt sich die Straße.
Links führt der Larapinta Drive nach
Hermansburg und rechts zweigt unser Weg, der Namatjira Drive, nach Glen Helen ab.
# Ellery Creek Hole
Am Ellery Creek Hole legen wir eine weitere Pause ein.
Eine Richtige.
Denn die Müdigkeit hat uns übermannt und so halten wir ein kleines Nickerchen
im Auto. Nach etwa zwanzig Minuten haben wir beide Liegebeschwerden und das ist auch gut so.
Sonst hätten wir den Nachmittag verpennt!
Das Ellery Creek Hole ist eine Augenweide.
Es ist mit seinen 18 m Tiefe das tiefste Billabong der MacDonnell Ranges.
Endlich mal ein echtes Wasserloch das nicht ausgetrocknet ist.
Wenn man nicht wüßte, daß das ein Wasserloch ist, würde man denken, man sei an einem wunderschönen See.
Die ansprechende Liegewiese lädt wirklich zum Verweilen ein.
Und es sind sommerliche 27°C.
Hier könnte man noch eine schöne Rundwanderung machen, den Dolomite Walk.
Allerdings sind wir heute etwas im japanischen Stil unterwegs und so verlassen wir nach einer halben Stunde
den schönen Ort.
# Serpentine Gorge
Die Attraktionen liegen hier wie Perlen auf einer Kette.
Nächster Stopp: Serpentine Gorge.
Die Wanderung scheint leicht zu sein und der Rundweg soll nur 2,6 Kilometer lang sein.
Nach der angegebenen Zeit richten wir uns nicht mehr, denn wir haben gelernt: wir sind schneller
Was für ein erwähnenswerter Zustand.
Sind wir doch auf Wanderungen in der Schweiz immer langsamer. Viel langsamer.
Das ist schon mal der Beweis, daß Australier entspannt sind.
Und das gefällt uns.
Der Weg dorthin zieht sich. Überall Spinnefex Gras. Und das sticht so wunderbar an den Stellen, die
nicht bedeckt sind (ich trage eine capriartige Hose).
Als wir ankommen ist mir die Enttäuschung wohl im Gesicht anzusehen.
Ja endlich wieder ein echter Billabong.
Aber dieses Mal ist das Wasserloch nicht nur im Schatten, sondern auch noch irgendwie grau.
Die gesamte Stelle um das Loch ist mit dunklem Sand umrandet.
Es picknicken hier ein paar Leute die ganz offensichtlich über mehrere Tage den "Larapinta Drive" wandern.
Die finden die Stelle gar nicht so schlecht und kühlen ihre müden Waden ab.
Hm.
Hätten wir uns vielleicht schenken können.
Aber was soll's. So können wir in Zukunft mitreden
Der Weg war hier wohl das Ziel. Denn der war schön!
# Ochre Pits
Die Ochre Pits sind etwas für Fußlahme.
Der Rundweg ist lächerliche 600 Meter lang.
Die Ochre Pits sind eine zehn Meter hohe Felsklippe mit Farbstreifen.
Hier haben wir wieder unseren Bus eingeholt. Es herrscht Massentourismus!
Klar, ist diese Stelle doch so leicht zu erreichen.
Dazu kommt, daß wir nun - wenn es um "bunte Steine" geht - ja wirklich verwöhnt sind!
Für die Arrernte, also die hiesigen Aborigenes, ist das hier eine heilige Stätte, die nur von Männern betreten werden durfte. Außerdem, so steht es in meiner "Bibel": Queensland und das Rote Zentrum, haben die Aborigines hier Ocker abgebaut. Die daraus hergestellte Farbe galt viele Jahre als wichtigstes Handelsgut der Aborigenes.
# Glen Helen Gorge
Von Ochre Pits bis Glen Helen ist es nicht mehr weit.
Ein Glück auch.
Ich brauche einen Kaffee.
Das Glen Helen Resort am gleichnamigen Gorge ist unsere nächste Bleibe.
Wir nehmen uns ganz fest vor, gleich nach dem Einchecken und gleich nach dem Kaffee noch eine Wanderung
zur Ormiston Gorge zu machen.
Das Einchecken erfolgt ganz entspannt.
Ein jungscher Typ redet ohne Ende...
Ich kriege gerade mal mit, wo die Becher für den kostenlosen Kaffee stehen.
Unser Zimmer - ohne Aussicht, aber mit Fenster - hat alles was es braucht.
Es ist sehr, sehr einfach.
Und es hat "nur" 113 Euro gekostet. Das war schon der beste Preis, den ich
finden konnte.
Das Doppelbett scheint mickrige 1.40m breit zu sein und das Zustellbett einen Meter.
Ein prima Gimmick. So müssen wir die Koffer nicht auf dem Boden ablegen.
Als erste Aktion untersuche ich das dunkle Zimmer auf eventuell hier lebende, tierische Mitbewohner.
Scheint aber ok zu sein. Abgesehen von der Decke, ein Bretterverschlag mit handbreiten
Spalten.
Ok. Kann man nix machen.
Aber der Ablaufgulli im Bad... den präpariere ich mit breitem Klebestreifen!
So vorbereitet gehen wir wieder in den Aufenthaltsraum, der auch das Restaurant, Bar und Shop gleichermaßen
darstellt.
Wir reservieren gleich das Dinner. Denn zum Essen haben wir gar nichts mit.
Wir werden für 7pm eingetacktet.
Ganz offensichtlich nimmt hier jeder sein Abendbrot ein.
Bis dahin machen wir es uns auf der Veranda gemütlich und genießen die Aussicht.
Grandios.
Es ist eine Art Pool durch das der Finke River fließt.
Dahinter ragt eine rotglühende Felswand auf.
Zu kitschig um wahr zu sein, so schön ist es.
Dazu fliegen bunte Vögel umher.
Ich kriege natürlich nur die Bettelheini's vor meine Linse.
Die anderen flüchten. Aber ich will ja nicht unzufrieden sein.
Rainer widerspricht auch nicht, als ich ihm eröffne, daß alle geplanten Wanderungen für diesen Tag mit dieser Aussicht gecancelt sind.
Die einzige Wanderung, die wir jetzt noch machen, ist der Gang zum See und anschließend zum Abendbrot.
das Glen Helen Resort
Das Essen ist eine positive Überraschung.
Hier in dieser Einöde serviert man Speisen in einem Ambiente, das so gar nicht mit den
Zimmern auf einer Linie ist. Der Raum ist karg eingerichtet mit Möbeln, die vielleicht aus der Kolonialzeit stammen.
Weiße Tischdecken und Stoffservietten runden die Stimmung ab.
Ja, hier ist alles anders als im Vorraum, der eher einer Dorfkneipe gleicht.
Wir zahlen für unser richtig gutes und leckeres Essen 108 AUD = 71.50 €
Ach ja, es ist schon irgendwie "praktisch" hier in Australien, daß man die eigenen Getränke ohne eine anfallende Entkorkungsgebühr mitbringen darf. So genießen wir den feinen Tropfen, den wir vom "Four Seasons, Sydney" als Entschuldigung für die ungeputzten Fenster bekommen haben.