Was für eine Historie ...
Dem Camelback Mountain ganz nah und doch nicht nah genug. Wenn die Hitze der Stadt einen Hike AUF dem Kamelrücken verhindert ...
Als ich wach werde, schlafen die Jungs noch.
Ich hole mir eine Tasse Kaffee und ein Schälchen mit frischem Obst aus dem Restaurant und
mache es mir gemütlich auf unserm Patio.
Die Sonne scheint ohne Erbarmen. Und am Vormittag bekommt unsere Seite die volle Dröhnung ab.
So gemütlich es hier auch ist, es ist einfach zu heiß.
Ich schiebe die Tür auf und genieße den kalten Schwall, der aus dem Zimmer kommt.
Ach ich liebe dieses tolle Hotel.
Es war nicht nur ein Glücksgriff sondern auch eine gute Entscheidung hier ganze fünf
Nächte zu buchen.
Halb Neun frühstücken wir dann gemeinsam auf der Terrasse des Restaurants. Die liegt jetzt noch im Schatten und ist deshalb sehr angenehm. Drin zu frühstücken würde für uns nicht in Frage kommen. Viel zu kalt und viel zu laut. Schließlich verbringt gerade halb Arizona hier mit vielen Kindern das Wochenende.
Die Auswahl am Büfett ist gut. Sehr frisch.
Und was wirklich auffällt:
Es wird ständig nachgefüllt, Umgeschüttetes gesäubert, Teller weggeräumt, gewischt
und gemacht.
Es ist also egal, wann man hier ankommt, jeder bekommt frisches Essen.
Ich entdecke eine Speisekarte für die gesamte Woche.
Nach sieben Tagen scheint es sich zu wiederholen.
Na gut. Wir sind nur fünf Tage hier.
Und heute Abend gibt es keine Pizza. Zum Glück auch.
Pizza ist nett - aber nicht allabendlich.
Das Motto des heutigen Frühstücks:
"Huevos Rancheros-Poached eggs on black beans topped with fresh Pico de Gallo
and crumpled feta cheese. Also plain eggs, bacon, sausage and home fried potatos..."
Klingt sexy - keine Ahnung in welchem Behälter das ist.
Aber da ja alles einzeln zusammenbastelbar ist - machen wir daraus etwas Leckeres.
Ein Blick auf meinen Tagesplan, den ich mühevoll mit Numbers erstellt habe, zeigt mir,
dass ich auch für heute etwas Spannendes geplant habe: Kajaken auf dem Watson Lake.
Doch widererwarten kommt mein Plan so gar nicht gut an.
Es ist Frankis letzter Urlaubstag und er befürchtet bei dieser Aktion einen Sonnenbrand zu bekommen.
(was ist denn das jetzt für eine Ausrede )
Auch
Rainer meint, dass wir schon gestern genügend Sonne geleckt hätten.
Außerdem werden heute etwa 47°C erwartet.
Ok.
Was dann?
Franki checkt den Sightseeing-Computer an der Rezi.
IFly? Oh nö, da gibt es erst 21Uhr einen Termin...
Rainer schlägt Shopping vor. Da falle ich vom Glauben ab. Shopping?
Jahrelang musste ich um jede Minute Shoppingzeit betteln. Und jetzt da mich das nicht mehr interessiert,
will mein Mann Shopping...
Frank findet noch eine andere Attraktion: Dobbins Lookout. Das sieht gut aus.
Der Tag steht: Shopping - die Camel-Hügel - Dobbins Lookout
10.50Uhr starten wir unsere Runde bei noch angenehmen 30°C.
Es geht zuerst in das Scottsdale Quarter. Das liegt im Norden von Scottsdale an der Scottsdale Road.
Wie alle modernen Shoppingcenter hat es genügend Parkplätze. Und dieses hier
hat eine Tiefgarage. So heizen sich die Autos während des Shoppings nicht so auf.
Es ist Samstagvormittag und ziemlich trubelig.
Es findet gerade ein "Ich-hab'-den-schönsten-Hund"-Wettbewerb statt. Mit einem
Shooting Spot. Meine Güte. Was für ein TamTam um die Tierchen. Meist sind es ja
größere Handtaschen, die von Frauchen hübsch aufgestylt worden sind.
Außerdem gibt es zwei meiner absoluten Lieblingsläden hier:
Das Pottery Barn und das Hardware Restauration.
Nun bin ich gar nicht einmal so unglücklich über diesen Tagesordnungspunkt.
Das Schöne bei Pottery Barn ist, dass man dort an die gelangweilten Herren gedacht hat.
Es liegen Brettspiele aus
Das Restauration Hardware hat vor dem eigentlichen Shop noch eine
weitläufige, traumhaft dekorierte Fläche mit Lounge Möbeln und Allem was man
unbedingt dazu braucht. Sicher für die bessere Kaufentscheidung.
Wir sind jedenfalls nach einer Stunde Windowshopping fertig und die Möbel sind eine tolle
Einladung, um sich zu erholen. Jetzt müsste nur jemand noch Cocktails vorbeibringen
Tagesordnungspunkt 1 ist somit nach knapp zwei Stunden abgehakt.
Bevor es zu den Camelback Mountains geht, schieben wir eine Kurzvisite ins
Old Scottsdale ein.
Doch mit viel Flanieren wird das nichts.
Die Anzeige des Thermometers ist inzwischen auf knapp unter 40°C gestiegen.
Also schauen wir uns das Meiste aus dem klimatisierten Auto an.
Old Scottsdale - auch Downtown genannt - ist eine Ansammlung von Souvenir-, Schmuck und Kunstboutiquen im südwestlichen Flair. Bars, Restaurants und Clubs buhlen um die vielen Touristen der Stadt.
Als Old Scottsdale wird das Areal zwischen Scottsdale Visitor's Bureau, Scottsdale Road im Westen,
dem Scottsdale Civic Center Park im Osten, der Indian School Road im Norden und der Second Street im Süden definiert.
Es ist das Areal auf der die Besiedelung und Entwicklung der Stadt begann, lange bevor Scottsdale
offiziell zur Stadt wurde.
History in Brief
Obwohl mich zu Schulzeiten das Fach Geschichte überhaupt nicht interessierte,
liebe ich nun das Hintergrundwissen dieser Orte, die wir bereisen.
Nach langer Suche bin ich auf eine interessante Seite gestoßen, die sehr umfangreich
Stationen der Stadt aufgezeigt hat.
Kaum vorstellbar, dass erste Siedlungen von Bauern der Hohokam-Kultur etwa zwischen 800 und 1400 n.Chr. errichtet
wurden. In diesem aus heutiger Zeit so trockenem Gebiet haben Menschen ohne Klimaanlage und ohne
der uns bekannten Wasserversorgung gelebt.
Fährt man durch Scottsdale oder Phoenix fallen einem diese offenen Wassergräben auf. Die Idee
dafür hatten schon die Bauern der Hohokam.
Sie entwarfen ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem.
So entstanden schon zu damaligen Zeiten etwa 360 Kilometer an Wasserkanälen.
Einen kleinen Abriß der Geschichte der Stadt Scottsdale habe ich hier versucht in einem Diagramm darzustellen.
Wen noch mehr Input interessiert, findet auf der Website History of Scottsdale umfangreichere Informationen zum Werdegang der Stadt Scottsdale
Und so sieht die Altstadt 2018 aus:
Der Camelback Mountain ist das Wahrzeichen von
Phoenix. Die drei Berge ähneln aus der Ferne gesehen dem Buckel eines liegenden Kamels.
Daher der Name.
Es gibt zwei Trail Heads, den Echo Canyon und Cholla, von deren Gipfel man bei 2.704 Fuß, also etwas über 820 Meter,
einen Rundumblick auf die Stadt Phoenix und Scottsdale hat.
Beide Wege sind schwierig, während Echo Canyon steiler und Cholla länger ist.
Das zu den Fakten.
Leider ist keiner der Wege für uns machbar.
Die Temperaturen sind im Sommer sowieso schon hoch. Doch der Sommer 2018
ist außergewöhnlich heiß. Deshalb verlegen wir den Plan, einen dieser Trails zu absolvieren, auf
eine andere Reise. Irgendwann wird es uns möglich sein, in einer kühleren
Jahreszeit diese Gegend zu besuchen.
Wir fahren mit dem Auto nach Paradise Valley. Ein weiterer Vorort von Phoenix oder Scottsdale.
Der klemmt sozusagen zwischen den Phoenix Mountain Preserve, den McDowell Mountains und den Camalback Mountain. Ein
sichtbarer Übergang von Ort zu Ort ist nicht zu erkennen.
Wir versprechen uns jedenfalls von hier aus einen höheren Standpunkt, um besser auf
den Kamelrücken zu schauen. Doch die Straßenführung ist ungewohnt kringelig.
Ein erhöhter Vistapoint oder noch besser, ein Café mit Ausblick wäre jetzt allerliebst.
Finden wir aber nicht wirklich.
Also nehmen wir, was wir bekommen:
An einem Schild lese ich JW Marriott.
Ja super. Da will ich hin. Dieses Hotel stand auch zur näheren Auswahl. Das könnte man sich ja mal ansehen.
Die Anlage wirkt gepflegt und ist riesig. Einen generellen Überblick zu bekommen, fällt allerdings schwer.
Ich schaue mir die Häuser an
und bin froh, dass wir im halb so teurem Gainey
übernachten. Die Hotelbilder locken mit einer tollen Aussicht. Doch die meisten Villas haben
praktisch so gar keinen schönen Weitblick.
Der Weg bis zum Pool scheint unendlich.
Naja. Also - alles richtig gemacht.
Ein Starbucks mit angeschlossenem Andenkenladen ist das einzige Café, das wir entdecken können.
Es befindet sich an einer Art Plaza. Toll gemacht. Mit kleinen Wasserläufen und allerhand verschiedenen
Sitzgelegenheiten, die zum Verweilen einladen.
Wir haben natürlich die volle Auswahl, denn wir sind die einzigen Gäste hier.
Unter den gelben Stoffdächern, die Schatten spenden und Kühle suggerieren sollen,
machen wir es uns gemütlich und ruhen uns vom Nichtstun aus.
Unser letzter Tagesordnungspunkt ist der Dobbins Lookout.
Der etwa 160 Quadratkilometer große South Mountain Park gehört zu den
größten Parks des Bundesstaates Arizona. Es gibt je nach Quelle 46 bis 51 Trails,
die man wandern kann.
Das verkneifen wir uns bei den Temperaturen und fahren etwa neun Meilen asphaltierter Straße im wohl klimatisierten
Auto, so weit wie es nur geht.
Die Straße schlängelt sich ganz langsam nach oben und der Blick auf Phoenix wird immer interessanter.
Der Dobbins Lookout ist der höchste zu erreichende Punkt im Park und befindet sich
in 2.330 Fuß Höhe (710 Meter) mit einem außergewöhnlichen Blick auf die Stadt Phoenix und natürlich
auf den Camelback Mountain.
Hier oben sind die Temperaturen ein wenig, also wirklich nur ein wenig angenehmer als
auf der Bratpfanne da unten.
Schattige Sitzgelegenheiten gibt es in einem Steinhaus das in einen Berg reingebaut ist.
Außerdem sind ein paar Bänke aufgestellt, die allerdings niemand nutzen will.
Wir genießen jedenfalls diesen Ausblick.
Sicherlich ein guter Platz um beim Sonnenuntergang spektakuläre Aufnahmen zu
machen. Dann sollte man allerdings unbedingt ein Stativ mitbringen! Denn beim Anzoomen
der City of Phoenix kommt man mit einem durchschnittlichen Zoomobjektiv schnell an seine Grenzen.
Bei mir muss jedenfalls für die Zoomfotos das Geländer herhalten
Übrigens... GUT ZU WISSEN:
Am vierten Sonntag jedes Monats ist die Straße wegen der stillen Sonntage für den motorisierten Verkehr gesperrt.
Das hockende Kamel:
Geknipst aus dem fahrenden Auto.
Schade, dass die Städteplaner dem Bau dieses Klotzes zugestimmt haben. So ist das hockende Kamel
nie ganz frei zu sehen!
Gegen halb Sechs sind wir wieder im Hotel.
Das Menü des heutigen Dinners - was ja eigentlich nur ein Empfang sein soll - liest sich sehr gut:
Pulled Pork Sliders with BBQ
Mac n' Cheese and French Fries
(und wir lernen ganz nebenbei, dass >Mac n' cheese< mit Käse überbackene Makkaroni sind )
Homemade pineapple Cole Slaw and tossed salad of freshed mixed greens with strawberries,
candied pecans, feta cheese and raspberry vinaigrette.
Also vegetable crudités with creamy ranch dressing.
Bei Wein und Gin Tonic nebst gesundem Obst lassen wir den Tag Revue passieren.
So lässt es sich gut Urlauben!
Als die Sonne untergeht, werden die Temperaturen auch angenehmer.
Eigentlich könnte man ja so schön im wenige Meter entfernten Pool abhängen. Aber genau wie schon
gestern ist der Pool so voll, dass man auf den so gar keine Lust hat. Ist eben immer noch Weekend.
Unser letzter Scheidebecher ist gleichzeitig der Abschied von Franki, der morgen
wieder nach Hause fliegen muss. Fünf von zehn Tagen seines Jahresurlaubs sind vorbei.
Da wird es einem erst so richtig klar, wie gut es uns in Deutschland mit unseren vier bis sechs Wochen
Urlaub geht.
Gefahrene Strecke: 91.4 km
Old Scottsdale
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