Unterwegs im Nordteil des Joshua Tree National Parks
Unser letzter Tag in Rancho Mirage.
Waren die letzten zwei Tage - den hohen Temperaturen geschuldet - geprägt vom Müßiggang, gibt es
für heute definitiv wieder einen Höhepunkt:
Der Besuch des Joshua Tree National Parks.
Kurz zu den Fakten:
Gelegen nordwestlich des Mount San Jacinto State Parks - in Southern California.
Von der Interstate 10 - Abfahrt 168 gelangt man zur South Entrance Station. Auf der
asphaltierten Pinto Basin Road
wird man gen Nordosten des Parks geführt.
Vom Norden kommend gelangt man über die CA-62 entweder über die West Entrance Station oder
den North Entrance Station in den Park. Über den Park Boulevard sind
North- und West Entrance direkt verbunden. Fast auf halber Strecke zweigt dann auch die
Pinto Basin Road gen Süden ab.
Alle Hauptstraßen sind bestens asphaltiert, so dass der etwa 3.200 Quadratkilometer große Park
mit jedem PKW besucht werden kann.
Das Parkareal liegt bei etwa 930 bis 1200 Metern Höhe. Das ist besonders von Vorteil, wenn
im Valley Temperaturen von knapp 50°C herrschen. Hier kann man durchatmen.
Der Eintritt kostet 30 USD (2018).
2012 waren wir überwiegend in diesem Teil unterwegs. Gefiel uns. Deshalb sollten weitere Besuche folgen. Und weil wir nicht mit Wohnmobil direkt im Park wohnen, sind für uns mehrere Anfahrten notwendig. Heute erfolgt also Besuch Numero 2.
Kurz nach 2pm machen wir uns also bei 38°C auf den Weg zum Joshua Tree National Park.
Unterwegs gibt es noch einen kleinen Zwischenstopp. Ich bekomme einen Frappuccino und Rainer eine
Sporthose bei Marshalls.
# Indian Cove Campground
Der Indian Cove Campground ist unser Ziel. Dieser befindet sich genau zwischen
dem West- und North Entrance.
Die Bezeichnung Campground irritiert ein wenig, denn campen werden wir auch heute nicht.
Aber dieser Ort ist es wert besucht zu werden. Auch für Nicht-Camper.
Der Anblick bei der Anfahrt ist faszinierend.
Von weitem sieht diese Mauer aus wie eine plumpe Steinmasse.
Erst beim genauen Hinsehen erkennt man den unfassbaren Abwechslungsreichtum.
Die Steine
sind wunderbar rund und laden etwas zum Kraxeln ein.
Es ist Nebensaison. Und wir haben das gesamte Gelände für uns allein.
Unser Thermometer zeigt 28°C an. Nach Tagen dieser Hitze, fühlt es sich fast schon
fröstelig an. Doch eine Strickjacke habe ich gar nicht mit.
Wir verbringen hier eine Weile auf den Steinen kletternd. Höher und höher. Cleverer weise
habe ich Sandaletten an und bin eigentlich nur bedingt standsicher. Was soll's. Was geht, das machen wir.
Auf einer ersten Anhöhe erhoffen wir uns einen außergewöhnlichen Weitblick. Doch
den bekommen wir nicht. Nun gut. Dann eben nicht.
Die vielen Steine sind fotogen. Als Zoom und als Panorama.
Jede Aufnahme macht
mich glücklich. Leider ist das Licht etwas schwierig. Denn eine Wolkendecke wirft Schatten auf die
Steine. Und vom Horizont und den Wolkenlöchern blendet der knallblaue Himmel.
Genug fürs Erste.
Jetzt machen wir uns auf den Weg zur North Entrance Station.
# Jumbo Rocks Campground
Das Rangerhaus am Eingang ist nicht besetzt. Vielleicht ist es zu heiß oder aber zu spät? Wir werden es nicht mehr erfahren.
Der Park Boulevard führt uns durchs Gelände. Wir cruisen ganz langsam und genießen den Anblick der teilweise von der Sonne angeleuchteten Monstersteine.
Am Jumbo Rocks Campground ist ziemlich viel Bewegung. Die Plätze des Campgrounds scheinen gut gebucht zu sein. Wir brauchen nur einen Parkplatz. Es gibt kein Problem einen zu bekommen.
Die Plätze für die Wohnmobile sind gut in der Landschaft verteilt. Immer nur drei bis fünf Plätze
stehen zusammen. Zum nächsten Platz hin ist es ein Stück weg. So haben wir als Besucher
nicht den Eindruck erst an eine Blech-Armada durchschreiten zu müssen.
Irgendwie beneide ich die Übernachter. Sehr heimelig sieht es aus, wie sich alle
hier eingerichtet haben.
Nun gut.
Ich schlüpfe in ein paar trittfeste Schuhe. Dann geht es hoch auf die Steinplateaus.
Rainer stellt unsere Campingstühle auf. Bereit um den Sunset zu beobachten.
Jeder erobert das Massiv auf seine Weise.
Die Sicht ist gar nicht so schlecht. Etwas diesig vielleicht. Aber ok.
Und wie so immer kann ich der Sucht, das abendliche Ambiente fotografisch einzupacken,
nicht widerstehen.
Hierfür brauchte ich wohl ein Stativ.
Das liegt im Auto. Doch die Zeit bis zum Sonnenuntergang ist zu kurz, um das Stativ
von diesem schwer zu erreichenden Punkt zu holen und hierher wieder zurück zu kommen. Das muss jetzt
auch so gehen!
Als ich zurückkomme, sitzt Rainer schon da.
Irgendwie in die falsche Richtung. Oder?
Die untergehende Sonne zeigt sich leider nicht mehr in ihrer vollen Schönheit.
Die dickeren Wolken bilden ein Sandwich. Und dazwischen gibt es die
Sonne nur zwischen Schleierwolken. Aber es ist trotzdem wunderschön.
Am Parkplatz begegnen uns noch diese Parkbewohner:
Nun. Die Sonne ist weg und wir machen uns auf den Rückweg über den westlichen Ausgang.
Mein "High-Tec" Fotoapparat gibt während der Fahrt kombiniert mit diesem Restlicht auf.
Stehenbleiben ist keine Option mehr.
Schließlich haben wir noch über 60 Meilen Weg vor uns.
Also muss Rainers neues Smartphone her.
Faszinierend wieviel Licht das kleine Objektiv herzaubert. Technik die begeistert.
Und so entstehen folgende letzte Impressionen während der Fahrt aus dem offenen Fenster.
Wie schon gestern wollen wir zu Hause wieder grillen. Doch dafür müssen wir jetzt noch
in einen Supermarkt finden, der noch geöffnet hat und auch gutes Fleisch anbietet.
Ich surfe, während Rainer fährt. Ach wie gut, dass wir eine SIM Card haben.
Für so eine Aktion macht es sich eben gut, den Zugang ins Internet zu haben.
Mittlerweile ist es dunkel geworden.
Plötzlich werden wir rechterhand schnell von einem Auto überholt. Auffällig, weil der Fahrer uns
erst überholt und uns dann ausbremst und sich hinter uns fallen lässt.
Und dann geschieht etwas, womit wir nicht rechnen:
Blaulicht... in Leuchtschrift
Ein junger Officer erscheint an meiner Seite. An der Beifahrerseite.
Ich lasse die Scheibe runter.
In einer Geschwindigkeit wie Muttersprachler eben sprechen, "leiert" er seinen wohl einstudierten
Begrüßungstext runter. Darauf erwidere ich und teile ihm mit, dass ich Ausländer bin,
mein Englisch nicht das Beste ist und er möge doch bitte etwas langsamer sprechen.
Also beginnt er nochmals von vorn und zwar recht langsam. Zeit genug um zu überlegen,
was wohl der Grund für diese Aktion gewesen sein könnte.
Ich zische währenddessen zu Rainer: "Bist Du zu schnell gefahren?"
Er: "Nein!"
Spannend...
Nein. Nicht die Geschwindigkeit war das Problem.
Der junge Officer hatte genau beobachtet,
wie Rainer während der Fahrt telefoniert. Und das sei schließlich in Kalifornien verboten!
"Telefoniert?"..."Während der Fahrt?"..."Nein - niemals"
"Doch. Ich habe es genau gesehen!"
Wir sind etwas verdutzt.
Wer rechnet mit so etwas?
Ich zeige auf das Telefon in meiner Hand und zeige, als Beweis dass ich damit gesurft habe.
Doch das zählt nicht!
"Lady...ich habe ein schwarzes Telefon am Ohr gesehen. Und zum Diskutieren bin ich nicht hier!"
Wir sind fassungslos. Ich kann das gar nicht fassen. Was für eine Fehlbehauptung.
Wiederholt stammele ich, dass ich gesurft habe und gebe ihm das Telefon in die Hand. Außerdem
wage ich mich und erwähne, dass Rainer gar keine SIM Card zum Telefonieren hat.
Dann soll Rainer sein Telefon zeigen.
Das befindet sich in seiner linken Hosentasche. Und die scheint tief zu sein. Es dauert
eine gefühlte Ewigkeit.
Hm. Der Officer guckt ganz ungläubig, will seinen Fehler aber nicht einräumen.
Pause.
Dann weist er uns nochmals - etwas von oben herab und sein Gesicht nicht verlierend - darauf
hin, dass das Telefonieren durch den Fahrer während der Fahrt verboten sei.
"Ok" bestätigt Rainer.
Er verabschiedet uns.
Was war das denn?
Vollkommen betreten einerseits auch völlig machtlos andererseits schauen wir uns an.
Wollte er uns abkassieren?
Vielleicht in bar?
Stand er unter Erfolgsdruck und juckte sein Finger mit dem Wunsch einen Strafzettel aufzuschreiben?
Keine Ahnung.
Wir werden es nie erfahren!
Und erst Minuten später fällt uns ein, dass wir ihm doch den Verlauf der Telefonate auf Rainers Telefon hätten zeigen können. Aber wie so immer, fällt einem so etwas nicht spontan ein!
Wir diskutieren den gesamten Weg und können den Vorfall so gar nicht einordnen.
Ganz plötzlich stehen wir wieder bei "unserem" Albertsons.
Zwei Rib Eye Steaks fallen in den Wagen. Auch ein Salat.
Den aufregenden Abend beenden wir nicht nur mit Steak sondern zwei kräftigen Gin Tonics.
Gefahrene Strecke: 156.6 km