Von Cao Bằng nach Bản Giốc

Wir fahren nun nach Bản Giốc, nur wenige Kilometer von der chinesischen Grenze entfernt.
Die Landschaft wechselt ins Flache, nur unterbrochen von markanten Karstfelsen, die wie einzeln hingestreut wirken. Es ist ruhig, abgelegen und die weiten Felder zwischen den Felsen verleihen der Gegend eine fast zeitlose Stimmung.

Bản Giốc,Vietnam2025,born4travel.de

Wir erreichen das gebuchte Homestay über eine unbefestigte Seitengasse.
Das Haus, im Stil der Nùng erbaut, steht auf einer erhöhten Holzplattform. Über ein paar Stufen gelangen wir in den Gemeinschaftsraum. Hinter den Vorhängen weiter hinten erkenne ich die Gemeinschaftsschlafsäle. Habe ich das wirklich gebucht???
Eine Frau kommt auf uns zu, bittet uns Platz zu nehmen und reicht uns Wasser.
Doch sie wirkt irritiert, als hätte sie uns gar nicht erwartet. Da sie kein Englisch spricht, muss der Übersetzer her.
In der Zwischenzeit bringt unser Fahrer das gesamte Gepäck auf die Plattform.

Wir werden in die erste Etage geführt. Dort zeigt man uns ein karg eingerichtetes Zimmer. Jetzt bin ich irritiert – so sah es auf der Website nicht aus. Die Wände sind schlicht verputzt, und nur ein kleines Fenster lässt Licht hinein. Während Rainer es gemütlich findet, frage ich nach einem Balkon. „Balkons gibt es hier nicht“, lautet die Antwort.
Offenbar war das die richtige Frage, denn jetzt telefoniert sie und deutet an, dass wir mitkommen sollen. Der Fahrer versteht sofort: Wir sind hier falsch. Wieso und weshalb, bleibt mir unklar. Das Gepäck wird erneut umgeladen, und wir machen uns wieder auf die Suche. Nach der Unterkunft, die wir tatsächlich gebucht haben.

Die Suche gestaltet sich schwieriger als gedacht, wenn gefühlt jedes Haus die gleiche Adresse hat. Dank unseres super netten Grab-Fahrers, der viel Liebe für seine Gäste zeigt, finden wir es schließlich.
Hier müsste es sein.

Wir stehen zu dritt vor einer natürlichen Abbruchkante mit Blick auf einen See und eine Insel.
Ist das die gesuchte Lan’s Villa? Ich hoffe insgeheim, dass sie es ist. Denn der Anblick allein ist der Wahnsinn!
Soooo cool sah das bei Booking gar nicht aus.
Das erste Bild übertrifft jedes Bild aus dem Werbekatalog.

Lans Villa,Bản Giốc,Vietnam2025,born4travel.de

Aber wie bitte kommen wir dorthin? Eine Verbindung, die man mit dem Auto erreichen könnte, gibt es nicht.
Mit meiner Behinderung komme ich niemals wandernd dahin. Der Taxifahrer fährt uns mit dem Auto einen sehr, sehr steilen aber kurzen Weg.
Und nun? Da steht jemand auf der anderen Seite und ruft etwas herüber.
Mit einem Wanderstock und vielen Händen, die zu Hilfe kommen, schaffe ich ein paar Stufen. Zu letzt krabbele ich rücklings runter. Wie ein Kleinkind.
Ein Floß kommt uns von der anderen Seite entgegen. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen: Das ist tatsächlich die einzige Möglichkeit, um zum Haus zu gelangen. Das Floß wird von einer Frau per Seil gezogen. Wie sich herausstellt, ist dies Lan, die Eigentümerin. Sie spricht ein hervorragendes Englisch.

Wir verabschieden uns mit einem kleinen Obolus von unserem so netten und hilfsbereiten Fahrer.
Ohne ihn wären wir ziemlich aufgeschmissen gewesen!

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Es folgt unsere Überfahrt.
Für einen Moment scheint’s, als ob wir in einen übertrieben kitschigen Film gebeamt worden sind.
Das Wasser schimmert in einem photoshopten Türkis, die Villa steht malerisch am Ufer und dahinter erheben sich die Karstfelsen. Als hätte jemand eine Kulisse aufgestellt. Fehlt nur noch, dass gleich jemand „Cut!“ ruft. Wie beim Filmdreh eben.
Ein Bild, so unglaublich schön, dass ich fast vergessen kann, wie beschwerlich der Weg hierher war.

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Leider folgt ein weiterer, für mich furchtbarer Aufstieg.
Hier sieht man schon, wie unwegsam er ist.
Lan entschuldigt sich dafür. Der Wasserstand ist momentan wegen des ausbleibenden Regens so niedrig. Und natürlich weiß sie, dass diese Verbindung eigentlich unakzeptabel ist. Aber sie arbeitet daran.

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Auf der Insel angekommen, bietet sich dann dieses Bild:

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Nun bringt sie uns in die obere Etage. Noch einmal muss ich mit letzten Kräften die Treppen hoch. Wir dürfen uns ein Zimmer aussuchen, aber sie empfiehlt uns das letzte. Das am Ende des Laubengangs. Hier bleiben wir ungestört. Um ganz ehrlich zu sein, frage ich mich: Vor wem eigentlich? Wir sind doch allein hier 🤷🏼‍♀️
Was für eine Steilvorlage.
Lan erzählt uns, dass die meisten Gäste nur für eine Nacht bleiben – nicht wie wir, die hier drei Nächte gebucht haben. Sie kommen am frühen Abend und fahren am nächsten Morgen gleich wieder ab. Sie verrät uns, dass sie manche Gäste ablehnt, wenn sie schon beim ersten Blick erkennt, dass es Raucher sind oder dass sie nur zum Partymachen herkommen. Dann bittet sie diese, ins Lan’s Homestay zu ziehen. Sie will, dass es hier ein Ort der Ruhe bleibt.
Nicht nur ist sie uns sympathisch, auch wir scheinen ihr zu gefallen und Vertrauen zu wecken.

Unser Zimmer ist recht groß. Die Betten sind je 1,80 × 2,20 m und schön hart – das lieben wir.
Den Laubengang können wir auch als Balkon nutzen. Überall stehen Klappstühle bereit, sodass wir jederzeit den Blick auf den See genießen können.

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Jetzt macht das natürlich alles einen Sinn.
Das Haus, in dem wir zuerst waren, gehört auch zu ihren Objekten. Dort gibt es diese Gemeinschaftsschlafsäle. Und eigentlich gehört noch ein anderes Haus dazu – das auf der anderen Seite der Villa. Alle gehören ihr und ihrem Ehemann, der mit ihrer Tochter in London lebt.

Ihr Redebedarf ist ganz sympathisch. Dass wir eigentlich Fremde sind, stört sie nicht. Sie schüttet uns mit Informationen zu.
So erfahren wir auch, dass sie an der hiesigen Grenze als Dolmetscherin arbeitet und neben Englisch auch Chinesisch beherrscht. Außerdem erfahren wir, dass sie jeden Morgen um sechs aufsteht und erst einmal zehn Kilometer joggt. Am frühen Nachmittag macht sie täglich Mittagsschlaf. Wow. Das ist ihre Art sich gesund zu halten.

Dann fragt sie, wieso wir überhaupt kommen. Sie habe die Nachricht erhalten, dass wir storniert hätten. What? Wie kann das denn sein?

Natürlich hat sie schon längst registriert, dass ich ziemlich gehbehindert bin.
Noch denke ich ja, dass ich eine starke Verspannung im ISG habe. Das kennt sie, sagt sie sofort. Ihr Mann habe das auch. Wir fragen, ob es hier einen Arzt gibt. Obwohl wir uns das gar nicht vorstellen können. Aber fragen schadet nicht.
Sie winkt ab. Ärzte verschreiben doch nur Tabletten. Sie kennt Kräuter, die es nur oben auf den Karststeinen gibt. Daraus macht sie dann einen Gelee. Und ganz nebenbei sagt sie zu, es für mich zuzubereiten. Aber es dauert.

Und was ist mit einem Spa? Gibt es das hier? Eins wo wir uns massieren lassen können.
Das gibt es natürlich hier am Ende der Welt auch nicht. Aber sie kenne jemanden, der das macht und herkommen würde. Super. Da sind wir sofort dafür.

Nun würden wir gern einen Kaffee trinken – einen vietnamesischen, nur heiß. Das ist gar kein Problem. Sie nimmt Rainer mit und zeigt ihm, wo alles steht, denn Kaffee steht allen frei zur Verfügung.

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Mit dieser Unterkunft sind wir super zufrieden. Wir zahlen umgerechnet 30 € pro Nacht, allerdings ohne Frühstück. Lan meint, dass viele kein Frühstück wollen, weil sie schon in aller Frühe aufbrechen. Bei Bedarf wird es uns jedoch zubereitet. Es kostet für uns zwei 100.000 đồng pro Tag, das sind umgerechnet etwa 3,20 €.

Bis zum späten Nachmittag sind wir täglich allein mit Lan und dem "Stuff" - wie sie es nennt. Wir sehen da allerdings nur einen jungen Mann. Der, wie er uns später erzählt, Student ist und nur während der Ferien hier jobbt. Allerdings - so beobachten wir das - macht er sich nicht tot.
Es ist Nachmittag und die Gäste kommen. Jeden Tag die gleiche Prozedur. Es wird lauter und lebendiger.
Die Villa ist jeden Tag ausgebucht. Die, die zu spät kommen müssen auf Lans Homestay ausweichen. Das ist da, wo wir zu erst waren.

Das Dinner nehmen wir am ersten Abend im Gemeinschaftsraum ein. Sicher gibt es auch noch einige Restaurants im Dorf, aber wir bleiben bei unserer Tradition: Am ersten Abend essen wir immer Im Restaurant der Unterkunft. Das ist hier kein Restaurant. Aber Lan bietet dennoch zwei Gerichte an, die sie übrigens selbst kocht.
Der Vorteil bei so einem entspannten Abend ist, dass man auf andere individuell reisende Gäste trifft. Wir kommen mit einem Paar am Nebentisch ins Gespräch. Sie Kommt aus Israel, er aus Argentinien. Erst schwelgen wir in erlebten Erinnerungen und tauschen uns dann über die weiteren Pläne aus.

Zum Essen gibt es eine bunte Auswahl. Gebratene Frühlingsrollen, einen frischen grünen Mangosalat und noch vieles mehr. Alles schmeckt ausgesprochen lecker. Rückblickend auf die Reise habe ich für mich entschieden, dass mir die Küche Vietnams hier im Norden deutlich besser gefällt als im Süden.

Bản Giốc,Vietnam2025,born4travel.de

Als wir am nächsten Tag aufwachen, sind wir wieder allein.
Die Villa hat zwar viele Zimmer, aber um zehn sind schon alle ausgeflogen.

Kurz nach dem Frühstück kommt die Therapeutin.
Zwei Stunden arbeitet sie mit vollem Körpereinsatz – wahrscheinlich ein prima Verdienst für sie. Aber wir gönnen es ihr, denn sie hat es ausgesprochen gut gemacht und wir fühlen uns wie neugeboren.

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Viel passiert an diesem Tag nicht. An einen Ausflug ist nicht zu denken. Jedenfalls für mich nicht.
Der Anblick auf den See ist ein Traum, und unser Aufenthalt hier ist viel zu kurz, um sich an diesem Anblick sattzusehen.
Natürlich würde ich lieber auf dem Moped die Gegend erkunden.

Am frühen Nachmittag lassen wir Drohni aufsteigen. Auch ich darf sie mal fliegen. Und ich muss gestehen, es ist ein kleiner aber dennoch schöner Ersatz, um die Gegend aus der Ferne zu erkunden. Insgeheim hoffe ich, dass wir eines Tages hier zurückkommen werden und meinen Traum, nämlich mit dem Moped die Landschaft zwischen den Karstfelsen fahrend erkunden können.
Wie auch immer. Die Aufnahmen aus der Vogelperspektive sind wunderschön. Eine Landschaft, wie wir sie nur hier im hohen Norden bisher gesehen haben.

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Danach zieht Rainer ein paar Bahnen im erfrischenden Wasser und probiert sich sogar im Stand-up-Paddleboarding.
Der Ort ist unbeschreiblich friedlich. Hier könnten wir es problemlos eine ganze Woche lang aushalten. Natürlich nur, wenn das Wetter so perfekt bleibt. Denn sobald es regnet, soll es hier richtig ungemütlich werden, sagt Lan.

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Ein paar Aufnahmen vom Ambiente im Abendlicht...

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...bevor es zum Abendbrot geht.
Heute sind Lan's Nichte und ihr Freund da, und wir werden eingeladen, in ihrem Kreis zu essen. Dazu gesellt sich noch ein bekannter Guide mit seiner Kundin – sie kommt aus Großbritannien.

Wir sitzen draußen unter den Bäumen. Nur die Lampen in den Ästen geben etwas Licht. Es ist schon sehr interessant zu beobachten, wie und was hier gegessen wird. Der Tisch ist jedenfalls voller Teller. Einige Speisen kennen wir nicht, aber allesamt sind recht lecker.

Da sind zum Beispiel Blätter, die aussehen wie die eines Orangenbaums – fest und glänzend. Sie werden mit dünnen, panierten Fäden aus Huhn selbst gewickelt. Dazu gibt es natürlich immer Bier. Ich will ganz ehrlich sein: Das vietnamesische Bier schmeckt ziemlich lasch, ganz ohne Charakter. Ich mag – wenn überhaupt – Craft-Biere, wie wir sie im gesamten Down Under oder in Südamerika getrunken haben. Aber die Vietnamesen mögen es eben. Und man nippt nicht einfach so. Immer muss man mit jemandem anstoßen 😉
Es wird ein wirklich schöner Abend mit netten Gesprächen, denn alle hier sprechen mehr oder weniger Englisch.

Und noch etwas ist anders: Lan erzählt uns, dass sie nach 16 Uhr keine Kohlenhydrate mehr isst – und damit gibt es auch keinen Reis. Den gibt es für sie ausschließlich nach dem Joggen am frühen Morgen.

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Auch am zweiten Tag bin ich alles andere als fit.
Mein gesundheitlicher Zustand wird trotz der vielen Ruhe nicht besser. Vielleicht sogar schlechter. Sitzen geht vielleicht, und dann doch wieder nicht. Das gleiche Problem habe ich mit Stehen und Liegen. Es ist eine Tortur.
Eigentlich wollte ich heute Nachmittag mit Lan kochen, aber das muss ich ausfallen lassen.

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Seit Tagen schon überlegen wir, die Reise abzubrechen. Rainer will mir die Entscheidung überlassen.
Nach dieser letzten Nacht habe ich mich entschlossen: Wir machen hier Schluss. Alles andere macht keinen Sinn. Ich bin ja nicht fähig zu laufen.
China fällt aus. Das müssen wir auf eine nächste Reise verschieben.
Mir ist echt zum Heulen. Eigentlich weine ich, während ich den Flug nach Hongkong und Beijing storniere, ebenso die Hotels und die Zugfahrt mit dem chinesischen Bullet Train.

Gleichzeitig buche ich einen Meilenflug mit der Swiss von Singapur nach Berlin. Jedenfalls versuche ich es. Doch der Prozess endet jedes Mal abrupt nach der Eingabe der Kreditkartennummer. Das hatte ich schon öfter beim Buchen, wenn wir reisen. Normalerweise reichte dann das Einschalten des VPN. Aber dieses Mal nicht. Also rufe ich im M&M-Servicecenter über die Satellite-App an.
Das entpuppt sich als sehr vorteilhaft, denn mir werden verschiedene Flugverbindungen angeboten. Mehr, als man online sehen kann.

Am Ende wird’s ein Flug mit einer A350 von LH. Die ist einfach leiser als die B777.
Zusätzlich reserviere ich einen Mobilitätsdienst für München und Berlin.

Dass die verbindliche Buchung des LH-Fluges etwas leichtsinnig war, stelle ich erst beim Buchen des BC-Flugs von Hà Nội nach Singapore fest. War der Flieger nämlich im letzten Jahr fast leer, gab es dieses Jahr nur noch drei Plätze.
Da haben wir nochmal Glück gehabt!

Dann nehme ich Kontakt auf mit Tiana vom Meritel Hotel in Hà Nội.
Sie ist keine Unbekannte. Schon im letzten Jahr haben wir unsere WhatsApp-Kontakte ausgetauscht. Ich bitte sie, für mich einen Termin in einer Wirbelsäulenklinik zu vereinbaren, am besten gleich am Ankunftstag.
Tatsächlich dauert es keine Stunde, bis sie reagiert. Sie empfiehlt für die Untersuchung zur Sicherheit einen Tag nach unserer Ankunft. Wie sich übermorgen herausstellen wird, war dieser Tipp goldwert.

Es wurmt mich, hier in Bản Giốc zu sein und nichts vom Ort sehen zu können. Der Ort ist nämlich extrem entlegen und für Individualreisende nicht wirklich leicht zu erreichen. Es fühlt sich fast wie ein schlechter Traum an, weil wir so gar nichts entdecken können. Eine Möglichkeit wäre, mit einem Taxi nur zu den größten und schönsten Wasserfällen Vietnams zu fahren. Es sind angeblich die schönsten Vietnams. Am liebsten aber würde ich jedoch durch die Landschaft cruisen. Und das geht einfach nur mit einem Moped.
Am Nachmittag entscheiden wir uns schließlich, eines bei Lan zu mieten. Ein gut gepolstertes. Rainer verspricht mir, sehr vorsichtig zu fahren, fast so, als würde er eine Tasse Tee als Sozius chauffieren.

„Wir nehmen eine Abkürzung“, sagt Rainer. Eine, bei der ich nicht erst hinab- und dann wieder hinaufkrabbeln muss. Es geht direkt über die Brücke, von der aus wir das Anwesen wunderbar sehen können. Hinter der Villa entfaltet sich ein fotogenes Stillleben, als befänden wir uns auf einem anderen Planeten.

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Und dann geht es über die Brücke...

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Bis zur Straße zu kommen, ist schon eine echte Überwindung. Ich kämpfe mit mir, die ganze Aktion nicht abbrechen zu lassen. Aber ich weiss, dass ich das hinterher bereuen würde.

Und dann… dann als ich auf dem gut gepolstertem Moped sitzen kann, bin ich einfach nur happy.
Cruisend durch den Ort inmitten dieser schönen Karstfelsenlandschaft zu fahren ist herrlich.
Es ist unsere letzte Gelegenheit in Vietnam so unterwegs zu sein.
Eine wahre Wohltat für meine Seele. Die Sonne steht schon tief. Das Ganze bei 32°C.
Was will man mehr.

Bản Giốc

Bản Giốc selbst hat vom Tourismus so gar nichts abbekommen. Die Pauschaltouristen werden mit dem Bus an die Wasserfälle gekarrt, um anschließend nach Cao Bằng gebracht zu werden. Manche - so habe ich es gelesen - kommen nur als Tagesausflug aus Hà Nội hierher.
Schade eigentlich. Denn der Ort ist noch so ursprünglich, wie man solche Orte als Besucher eigentlich immer sehen will.

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Wir fahren bis zum Ende der Straße, bis zu den Wasserfällen. Weiter geht es nicht. Es ist bereits das Grenzgebiet zu China. Den Übergang kann man von hier aus sehen. Die Wasserfälle selbst teilen sich beide Länder.
Hier stehen auch die Busse, die vermutlich täglich mehr Menschen in den Ort spülen, als in dieser Gegend überhaupt Einwohner leben 😉.

Wir fragen zwei Amerikaner, die gerade mit dem Motorrad neben uns halten, ob sich der Eintritt lohnt. „Nein“, sagen sie. Wir sollen uns das überteuerte Ticket sparen.

Die Busfahrer haben es übrigens auch nicht leicht – auf engstem Raum wenden zu müssen, verlangt schon etwas Übung.

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Bản Giốc Waterfall

Die Bản Giốc Wasserfälle zählen zu den größten Südostasiens. Über eine Breite von rund 300 Metern stürzt das Wasser etwa 30 Meter in die Tiefe und markieren dabei die natürliche Grenze zwischen Vietnam und China. Besonders eindrucksvoll sind sie in der Regenzeit, wenn die Wassermassen tosend über die Kaskaden rauschen.

Das zur Theorie:
Es ist Trockenzeit, und die Wasserfälle bestehen nur aus zwei dünnen Rinnsalen. Es hat hier eben schon lange nicht geregnet.

Ganz ehrlich wusste ich das nicht. Vielleicht ist es auch gut so. Denn ob ich dieses Ziel mit diesem Wissen eingeplant hätte, ist fraglich. Jetzt wo wir aber hier sind - zur Trockenzeit und ganz ohne "tosende" Wasserfälle, weiss ich, wir hätten einen schönen Landstrich ganz verpasst!

Wir halten uns an die Empfehlung der zwei Motorradfahrer. Der Rückweg ist steil ansteigend. Von oben eröffnet sich der Blick auf das tiefer gelegene Areal, in dem sich die Wasserfälle befinden, und erlaubt uns eine Aufnahme direkt von der Straße aus.

Bản Giốc Waterfalls,Vietnam2025,born4travel.de
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Bis die Sonne ganz verschwunden ist, bleibt uns noch etwas Zeit.
Wir fahren entspannt durch den Ort und beobachten die Menschen. Die Kleinen wie die Großen.
Es ist eine ganz andere Welt als bei uns. Die Kinder sind mit dem Fahrrad unterwegs oder streifen zu Fuß durch die Umgebung. Auch die Erwachsenen verbringen ihr Leben draußen, oft weil die Arbeit in der Landwirtschaft den ganzen Tag bestimmt. Nichts wirkt hastig, nichts gehetzt. Alles scheint im Rhythmus der Natur zu geschehen. Doch meist geschieht alles mit sehr einfachen Mitteln.
Es fühlt sich an wie ein Versetztwerden in eine völlig andere Welt.

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Ein aller-aller-allerletztes Foto von der Brücke auf unsere Unterkunft und dann ist Schluss mit Rundfahrt. Ach war das schön! Tatsächlich hab ich meine gesundheitlichen Probleme vergessen können.

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Am Abend lädt uns Lan wieder zum Abendessen ein. Das ist so nett von ihr. Rainer geht allein runter und bringt mir etwas nach oben, darunter auch den grünen Gelee, den Lan extra für mich gemacht hat. Es ist der aus Kräutern aus den Bergen, der eigentlich den Arzt ersetzen soll. Ich hatte erwartet, dass er stark nach Kräutern schmeckt. Tut er aber nicht. Er schmeckt gut, doch meinem westlichen Körper hilft er momentan nicht, zumindest nach einer Gabe. Schade eigentlich, das wäre doch zu schön gewesen!

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Das war's also.
Unser Aufenthalt in Bản Giốc endet mit stillen Eindrücken. Die Landschaft mit ihren Karstfelsen, den weiten Feldern und den leider teils ausgetrockneten Wasserfällen wirkt nach. Auch wenn wir das alles hier nur in reduzierter Form erleben konnten. Es bleibt die Erinnerung an einen Ort, der einfach aber gleichzeitig besonders ist.


So geht es weiter

Hatte ich geschrieben, dass es gestern das letzte Bild gibt? Eins geht noch:

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Wir brechen auf zu einer sehr langen Fahrt. Nach Hà Nội. Eine Strecke von etwa 350 Kilometern. Auf dem größten Teil der Route gibt es keine Hauptstraßen. Wir schlängeln uns also die ganze Zeit entlang engerer Landstraßen. Das kostet Zeit. Mehr als geplant.

In Hà Nội erwartet mich medizinische Hilfe. Ich bin ganz gespannt, ob man mir helfen kann.