Nach drei Wochen des aktiven Urlaubs beginnt mit der Zeit hier, in Rancho Mirage, unser Urlaub vom Urlaub.
Und obwohl wir schon unzählige Male in verschiedenen Orten des Coachella Valley - auch
in den Sommermonaten - hier waren, mussten wir noch niemals zuvor Feuer in den San Jacinto Mountains
erleben. Den Brandherd selbst sieht man am Anreisetag aus dem Tal nicht. Doch die aufsteigenden
Rauchschwaden sind es, die am ersten Tag nur den Himmel verdunkeln. Am zweiten Tag unseres Aufenthaltes
ist es praktisch nicht mehr möglich rauchfreie Luft zu atmen.
Es ist schade - aber nicht zu ändern.
Am ersten Morgen ist das Wetter genial - eben wie wir es mögen: trocken, bei 45°C.
Der Tag geht schon mal gut los. Denn
Rainer hat Geburtstag und schon vor dem Frühstück gibt es ein Piccollöchen.
Frühstück ist im Zimmerpreis inclusive. Beziehungsweise fast.
Denn beim Checkin erhielten wir zwei Wertgutscheine im Wert von 17.50USD pro Tag.
Und aus Erfahrung wissen wir, dass dieser Betrag in Hotels der gehobenen Kategorie nicht ausreichen
werden.
Seit dem Aufstehen bis zum Gang ins Restaurant ist nicht mehr als eine Stunde
vergangen. Konnte ich noch vorhin vom Balkon aus dunkelblauen Himmel sehen, ist in der Zwischenzeit
eine dünne Rauchwolke über uns gezogen. Irgendwie sieht alles
aus wie durch eine Power-Flower-Rosa-Gelbe-Sonnenbrille.
Die Farben der Häuser und der Wiese erscheinen etwas merkwürdig. Die Schattenränder sind unscharf.
In diesem Haus wohnen wir:
Wir haben es nicht eilig und sehen uns erst einmal auf dem Gelände des Resorts um.
Also nur in dem Teil, das zwischen unserem Haus und dem Haupthaus liegt und dem, wo sich die
verschiedenen Restaurants befinden.
Eine sehr schöne und gut gepflegte Anlage.
Wir sind begeistert!
Im Frühstücksrestaurant sind nur etwa fünf Tische besetzt. Und das gesamte Ambiente wirkt eher vornehm.
Ein Büfett wäre mir persönlich lieber, aber so ein to-order-Frühstück hat auch den Vorteil,
dass man nicht maßlos in sich reinspachtelt 😉
Rainer entscheidet sich für ein Fruitplatter mit allerhand leckerem Obst, Joghurt, Granola und Toast.
Für mich gibt es Granola-Pancakes.
Doch als der Kellner meine Portion serviert, muss ich mich erst einmal umschauen,
wer die anderen sind, die diese Portion mitessen werden.
Bei dieser Menge wäre eine kleine mexikanische Familie satt geworden.
Egal.
Fest steht: nie zuvor habe ich solche leckeren Pancakes gegessen.
Die Pancakes sind so geschichtet, dass sie nach oben hin immer kleiner werden.
Eingebacken sind nicht nur schnöde Blueberries, wie es im Menü stand, sondern auch Cranberries und Orangenzesten.
Die Spitze bilden fein ausgewählte Obststücke, die vom Pancake-Berg runterrollen.
Dazu gibt es zwei Kügelchen aufgeschlagene Butter.
Puderzucker gibt dem Ganzen ein Aussehen des halbverschneiten Fuji-san.
Das Ganze schwimmt in irgendeiner leckeren, durchsichtigen Soße.
Eigentlich bin ich nicht die Süße von uns beiden. Ich bin Fleischfan ohne Wenn und Aber.
Aber das hier, ist die wahre Fatamorgana eines jeden Unterzuckerten. Leider gibt es hiervon kein Foto.
Absolut gesättigt und happy spazieren wir wieder zum Zimmer, schnappen uns die
Badesachen und machen es uns am ruhigeren Pool so richtig gemütlich.
Es sind nur noch sechs weitere Gäste hier.
Der riesige Schirm schützt uns vor der Sonne.
Es ist, wie man sich das schöne Leben vorstellt: Faulenzen, etwas Zeitung lesen,
dösen und ab und zu im Pool abkühlen um anschließend die Sehnen und Bänder
(vom Faulenzen) im Whirlpool zu lockern.
# Forever Marilyn zu Besuch in Palm Springs
Seward Johnson's Marilyn-Skulptur, erstellt 2011, ist etwa acht Meter groß.
Bestehend aus lackiertem Edelstahl und Aluminium kommt sie auf ein
Gewicht von 15 Tausend Kilogramm.
Es ist eine Hommage an Marilyn Monroes Kult-Szene aus Billy Wilders Komödie "The Seven" aus dem
Jahr 1955.
Die Statue stand am Pioneer Court in der Magnificent Mile in Chicago.
Mehrere Städte bewarben sich die Figur auch ausstellen zu dürfen.
Tokyo, Madrid und mehrere Städte aus Brasilien. Letztendlich bekam Palm Springs
den Zuschlag, weil Marilyn eine besondere Beziehung zu diesem Ort hatte.
Seit 2012 steht sie an der Kreuzung Palm Canyon Drive/Tahquitz Canyon Way.
Der Transport der tonnenschweren Statue kostete übrigens 40 Tausen US Dollar.
Nun. Wir sind zur richtigen Zeit hierund haben das Glück
sie mit eigenen Augen sehen zu dürfen. Wir beide sind keine ausgesprochenen Monroe-Fans.
Sie ist aus der Generation unserer Eltern.
Aber irre finde ich die Statue schon.
Ganz aus der Nähe betrachtet, beeindruckt mich die Machart. Die Hautfarbe ist
nicht einfach nur rosa, sondern sieht absolut echt aus.
Aufgrund des sich immer mehr verdunkelndem Himmel ist das Fotografieren
etwas schwierig. Jedenfalls empfinde ich das so.
Der Ausstellungsort ist nicht weit von Rancho Mirage. Deshalb
kommen wir am Vormittag des nächsten Tages noch einmal hier her und ich hoffe noch bessere Aufnahmen zu bekommen.
Aber eigentlich ist am 2.Tag das Licht noch gruseliger.
hier sieht man so schön, wie viel Asche schon runtergekommen ist:
# CHRONIK der Feuer IN DEN SAN JACINTO MoOUNTAINS
Tag 1
Noch am Vormittag ist der Himmel in Rancho Mirage nur rosa-orange gefärbt .
Die Sicht etwas diesig wenn man in Richtung Berge schaut.
Das änderst sich zusehends je später der Nachmittag.
Wir fahren entlang der California State Route 111 nach Palm Springs und
sehen wie die dramatisch dunkel-orangenen Rauchwolken den blauen Himmel immer mehr verdunkeln.
In entgegengesetzter Richtung ist der Himmel noch blau.
Diese zwei Aufnahmen entstand am 15.07.2013 um 17.58Uhr:
Nur eine halbe Stunden später, 18.28Uhr, entstehen dann solche Aufnahmen.
Das ist der Blick in Richtung San Jacinto Mountains.
Die Luft riecht nach Verbranntem.
Tag 2
Am Morgen des 2. Tages ist die Sonne kaum zu erkennen. Sie scheint durch den Rauchschleier.
Es ist ausgesprochen grell und blendend hell. Und doch so unklar.
Erinnert ein wenig an August 1999. Zur letzten Mondfinsternis in Deutschland.
Und natürlich riecht es noch stärker verbrannt.
Auf einen Aufenthalt im Freien hat man - auch ohne Warnungen in den Medien - keine Lust.
Unser Hotel ist etwa 30 Meilen, also knapp 50 Kilometer Luftlinie vom Brandherd entfernt.
Die Medien berichten, dass der Brand nicht im Geringsten gebannt werden kann.
Das Gegenteil ist der Fall, die Brandfläche hat sich über Nacht vervielfacht.
Am Vormittag planen wir nochmals nach Palms Springs zu fahren.
Zur Marilyn Forever Statue .
Beim Anblick der Asche auf Seitenfenster und Scheibenwischer mag man gar nicht
ohne Mundschutz atmen. Der Brandgeruch in der Luft ist unangenehm.
Im Ort Palm Springs wirkt alles wie aus einer anderen Welt.
Die Sicht ist schlecht. Wie durch einen Gelbfilter.
Folgende Aufnahmen entstehen zwischen 14 und 14.30 Uhr:
Poolen fällt aus. Wir brauchen eine Indoor-Unterhaltung. Bisher waren wir während des gesamten Urlaubs noch nicht
shoppen. Weshalb wir nach Palm Desert in unsere bevorzugte Shoppingmall fahren, wenn wir hier in
der Gegend sind.
Bed Bath & Beyond, Marshalls, Pier1 Imports, Sports Authority. Naja.
Früher hat Einkaufen mehr Spaß gemacht.
Nach drei Stunden wird's langweilig.
Wir gehen lieber zu unserem Lieblingssteakhouse Outback.
Als wir Dreiviertel Sieben das Restaurant verlassen, sieht der Himmel malerisch aus.
Die Zweiteilung des Himmels könnte nicht eindeutiger sein.
Man könnte eigentlich schwärmen, wenn die Ursache so traurig wäre.
In die andere Richtung geschaut, ist der Himmel so klar,
dass mir ganz ohne Stativ diese Aufnahme gelingt.
# Was sonst noch passierte
Zum Geburtstag im feinen Restaurant essen? Das machen wir meist, wenn
wir zu Hause sind.
Rainer ist heute der Bestimmer und darf ein Restaurant aussuchen.
Doch er mag heute nicht ausgehen. Also machen wir etwas ganz Verrücktes.
Bei KFC holen wir einen Eimer voller Thighs mit dieser leckeren crispy Panade.
Leider bemerken wir erst zu Hause, dass man uns zwei Stück zu wenig eingepackt hat.
Aber das was wir hier haben ist eh
viel zu viel!
Dazu gibt es noch Weißwein. Den haben wir in Las Vegas geschenkt bekommen und seit dem
durch die Gegend kutschiert.
Und zur Feier des Tages soll es noch ein Foto von uns beiden geben.
Ich stelle also das Stativ auf, renne vollkommen unnötig schnell um den Tisch und...
AUTSCH! 😩
Mein Zeh bleibt am Tischbein hängen.
Es gibt ein entsprechendes Geräusch. Und
eine halbe Stunde später ist mein linker, kleine Zeh blau und doppelt so dick.
Ich bin kein Arzt, aber Profi wenn es um Zehenbrechen geht.
Gut nur, daß alle Wanderungen des Urlaubs schon absolviert sind.
Am nächsten Tag ist der Zeh immer noch prall und dick und denkt nicht daran mit den
anderen parallel zu liegen, sondern ragt im fast rechten Winkel vom Fuß ab. Und so
geht es gleich morgens zur Walgreens Drogerie, wo wir erst einmal eine elastische Bandage für meinen ledierten Zeh
kaufen. So kann ich die restlichen Urlaubstage schmerzarm laufen. Da ich den kleinen Zeh
nicht zum ersten Mal gebrochen habe, weiss ich, dass ein Besuch beim Arzt nur zeitraubend
wäre. Da habe ich schon meine Erfahrung. Letztendlich hilft nur eine feste Bandage und Geduld.
Der Aufenthalt in Rancho Mirage war nicht das, was wir von dieser Gegend erwartet haben.
Dieser Brand hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wir wollten die Zeit eigentlich
mit Poolen verbringen. Nun gut. Deshalb sind wir froh
morgen dieser Rauchwolke zu entrinnen, in dem wir morgen weiterziehen.
Gefahrene Meilen: 23mi = 37km