Bloginhalt:
▫️ Lernen als Best Ager
▫️ Wie funktioniert das Lernen eigentlich?
▫️ Bestes Gehirntraining: Lernen einer Fremdsprache
▫️ Lernprozess eines Best Agers
Lernen als Best Ager?
Dieser Beitrag ist ein Versuch zu klären, ob wir im fortgeschrittenen Alter nochmals etwas ganz Neues lernen können. Ob Menschen fähig sind, die sogenannten grauen Zellen wieder in Schwung zu bringen. Menschen 50+ und älter, also die sogenannten Best Ager, die Fähigkeit besitzen, einen völlig neuen Berufszweig, eine neue Sprache, eine neue Schrift zu erlernen oder ein Studium zu absolvieren.
Dies kommt nicht von ungefähr.
Meine Synapsen schienen wohl gut ausgeschlafen oder auch nur unausgelastet gewesen zu sein, als mir völlig unvermittelt
und direkt nach dem Aufwachen ein Gedanke oder besser gesagt eine Frage durch den Kopf schoss:
"Wieso eigentlich, hast Du nie japanisch gelernt 🤔 "
Eine kurze Recherche im Netz und ein Kurs war gefunden. Aber das ist eine ganz andere Story.
Nun stecke ich etwas in der Krise:
Meine Fortschritte stagnieren. Ich verstehe den Lernstoff, kann ihn aber
sprachlich nicht so gut umsetzen. Die Geschwindigkeit der Arbeitsabläufe: Gehirn - Zunge und wieder zurück dauern mir
einfach zu lange. Das bin ich gar nicht so von mir gewohnt.
Deshalb stelle ich mir ganz profan die Frage: Bin ich einfach zu alt dafür?
Ich gehöre zu den Babyboomer - 2019 somit schon zu den Best Agern.
Bay the way, ein echt ausgebuffter Name für die nicht mehr ganz junge Gruppe von Menschen, zu denen die
über 50jährigen bis unendlich gezählt werden.
Gut. Ich finde, es klingt definitiv besser als Vorruheständler, Rentner,
Senior oder Oldie.
Letzteres beschreibt aus meiner Sicht eher die Generation meiner Eltern, die aufgrund weniger Möglichkeiten
zu den Passiven oder sich Ausruhenden und irgendwie nur noch zu den "Hälfte-Verstehern"
gehörten.
In der heutigen Zeit als Best Ager tituliert oder als ein solcher qualifiziert zu werden, ist für mich eher
ein Kompliment.
Denn ja - Ich bin in den besten Jahren!
Die Kinder sind aus dem Haus und gut versorgt. Das aktive Arbeitsleben liegt bald hinter mir.
Und ich kann machen, worauf ich schon immer Lust hatte.
Best Ager sind für Marketingfuzzis sogar eine begehrte Gruppe.
Sie werden als anspruchsvoll und
konsumfreudig eingestuft. Sie entziehen sich eben nicht den Social Media Kanälen und
lieben Interessantes, Tiefgründiges und Neues. Sie testen sich aus und steigen zu gern
in den Ring mit der Generation X (geboren zwischen 1965 und 1979) sowie der Generation Y (geboren zwischen 1980 und 1994)
beziehungsweise den Millennials (geboren ab 1995) um zu zeigen, dass sie nicht
zum alten Eisen gehören.
Natürlich gibt es die einen, die sich eher der Enkelerziehung und der Yellow Press verschreiben und
dann diejenigen, deren nächstes Ziel in ihrem Leben die totale Selbstverwirklichung ist.
Hier bin ich zu finden. Definitiv gehöre ich zu den letzteren.
Dynamik - Ungeduld & Lust auf Neues ist meine Devise.
Wie es aussieht, weist die heutige Generationen 50 Plus nachweislich ein jüngeres Verhalten auf als frühere Generationen. Wir selbst sehen uns auch jünger, als wir tatsächlich sind. Jünger und leistungsfähiger.
Reicht dies auch aus, um noch etwas Neues zu lernen?
Die Wissenschaft sagt: Ja das tut es!
Wie funktioniert überhaupt LERNEN ?
Jetzt wird's etwas wissenschaftlich:
Wenn wir lernen - egal in welchem Alter - entstehen feste Verbindungen zwischen den Nervenzellen,
eine Art Netzwerk. An den Enden der Nervenzellen befinden sich Synapsen, die wie
Magnete an die anderen Synapsen andocken. So werden Informationen
und Neurotransmitter (das sind zum Beispiel Dopamin - unser Antriebs- und Motivationselixier und das Noradrenalin, das zusammen
mit dem Dopamin uns unter anderem in einen Glücksrausch versetzen kann)
an die nächsten Synapsen weiterleiten.
Mit jedem neuen Gedanken, mit jeder neuen Idee, mit jeder neuen Vokabel oder Lernbrücke entsteht eine neue Verbindung.
Das fertige Netz wird wie eine Art Gebilde abgespeichert. Sobald man diesen Gedanken, Idee, Erinnerung beziehungsweise
Vokabel benötigt, steuert ein Teil des Gehirns genau dieses Netzwekgebilde an.
Dieser Prozess ähnelt ein wenig dem Abrufen von Dateien im Computer. Anders als im Computer sind jedoch diese
"Netzwerke" variabel.
Immer wieder aufgerufene Informationen werden stärker in ihrer Verbindung.
Selten angesteuerte Netzwerke können schwächer oder gar überschrieben werden.
Dies ist im Grunde genommen ein grandioses Werk unseres Gehirns.
Und genau hier befindet sich der Casus knacksus:
Dieser Vorgang, diese Weiterleitung verlangsamt sich im Alter.
Dabei ist die Aufnahmefähigkeit an Informationsmengen genauso groß wie bei jungen Menschen. Nur leidet
die Verarbeitungsgeschwindigkeit im Alter. Der gesamte Lernprozess dauert wegen der
Informationsspeicherung wesentlich länger.
Es fehlt an genügend Dopaminen, dem Motivations-Neurotransmitter. Diesen zu produzieren
bedarf es im zunehmenden Alter nun einer größeren Anstrengung.
Das ist die Theorie.
Doch es bleibt dabei:
Bestes Gehirntraining: Lernen einer Fremdsprache
Nun frage ich mich selbst: Kann ich noch als Erwachsener fortgeschrittenen
Semesters eine Sprache lernen? Kann ich Vokabeln lernen und behalten?
Wie gut ist meine Lernfähigkeit noch überhaupt?
Theoretisch ist es ja noch machbar.
Das Gehirn sei auch nur ein Muskel - lese ich in einem Beitrag. Und es bleibt ein Leben lang plastisch, also durch neue Erfahrungen veränderbar.
Bester Beweis: Reisen hält uns einfach jung.
Neue Eindrücke, neue Gerüche, neue Kulturen, neue Sprachen. Manchmal eine echte Herausforderung.
Besonders wenn die Kultur einfach wenig mit der eigenen und gewohnten gemeinsam hat.
Doch eine neue Sprache zu erlernen, erfordert nicht nur im Alter ein Zusammenspiel vieler Areale im Gehirn. Sprache und Vokabeln hören, verstehen, denken und umsetzen - heißt die Devise!
Ob nur Babys oder auch Erwachsene die Fähigkeit besitzen, alle
Sprachlaute, die es weltweit gibt, genauestens zu hören und sie perfekt wiederzugeben,
ist sich die Forschung nicht ganz einig.
Auf jeden Fall ist es vielen Erwachsenen möglich eine neue Sprache zu erlernen.
So gut, dass sie diese vollkommen beherrschen. Meist verrät dann der Akzent der überwiegend
gesprochenen Sprache, dass man kein Muttersprachler ist.
Will man eine neue Sprache erlernen, so muss der Hyppocampus in Aktion treten.
Erst seit Kurzem weiß man, dass der Hippocampus einer der wenigen Orte im Gehirn ist,
an dem zeitlebens Neuronen, die für die Signalübertragung verantwortlich sind, neu geboren werden.
Man geht sogar davon aus, dass Sprachen lernen folgerichtig gegen den Zellabbau im Hippocampus
verhilft. Vokabeln lernen fördert möglicherweise die Bildung neuer Nervenzellen.
Und wie immer im Leben, gibt es diejenigen, die schon lebenslang lern-ungewohnt sind und diejenigen, die immer gern gelernt haben. Erstere werden im Alter wesentlich mehr Probleme haben und deshalb den Anforderungen eventuell nicht gewachsen sein.
Aber das ist nur ein Aspekt.
Letztendlich spielt die Motivation die entscheidende Rolle.
Untersuchungen haben gezeigt, dass junge aber lernunmotivierte Menschen im Vergleich zu
wesentlich älteren aber lernmotivierten Menschen, schlechter in ihren Lernergebnissen
abschneiden.
Best Ager können zusätzlich noch auf einen größeren Wissens- und Erfahrungsschatz zurückgreifen und
haben meist mehr Zeit und mehr Gelassenheit, um sich auf eine neue Sprache einzulassen.
Lernenprozess eines Best Agers
Wissenschaftlich gesehen ist es also durchaus möglich auch mit 50, 60 oder 70 Jahren eine
Sprache zu erlernen.
Das klingt doch motivierend!
Doch:
Jeder hat seine eigene Lernbiografie. Seine eigene Erfahrung mit Sprachen lernen.
Hat man früher in der Schule ein besonderes Augenmerk auf Grammatik und auf
den Vokabularschatz gesetzt, hat man erst viel später die Lernmethode geändert und
auf die Fähigkeit der Kommunikation gesetzt.
Kommunikation - auch mit Fehlern.
Diese Hürde, einfach loszulassen, mit Fehlern in eine Sprache zu tauchen und diese auf
so eine Weise sprechend zu verbessern,
stellt wohl für die meisten älteren Lernenden die größte Herausforderung dar.
Wie mein Fortschritt ist und was genau ich in welcher Zeit absolviere und ob es wirklich Spaß macht, sich so viel neues Wissen und Können anzueignen, das wird es in einem neuen Beitrag zu lesen geben.