Australien 2016: Darwin bis Perth
Reisezeit: 22.Juli bis 20.August 2016
- Prolog -
Nein. Dass es ein zweites Australien geben wird, das hätte ich nie gedacht.
Doch wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich schon am Ende unserer Australientour 2015 mit dem Gedanken, noch einmal Australien besuchen
zu wollen, geliebäugelt.
Die ehrliche Freundlichkeit der Menschen hat uns am meisten fasziniert.
Auch die beiden Großstädte Sydney und Brisbane strahlten so viel Flair aus.
Wir hatten aber auch mit dem Wetter ein ganz besonderes Glück !
Das konnte nur eins heissen:
Dieses Land müssen wir noch einmal besuchen.
Rainer ist schnell überredet.
Kaum habe ich das o.k. in der Tasche, beginnen im Oktober schon die Planungen konkret zu werden.
Dieses Mal sollte der westliche Teil des riesigen Landes mal unter die Lupe genommen werden.
Ein paar angesparte und überfällige Meilenpunkte bei UA entscheiden den Streckenverlauf der Anreise.
Der November gilt dann der Grobplanung.
Im Netz finde ich schöne Berichte und noch bessere Fotos über unser geplantes Ziel.
Aber auch die Bilder aus den Nationalparks im Top End sehen besuchenswert aus.
Nur Top End oder nur Westaustralien?
Wer soll das denn entscheiden?
Letztendlich wird es die ganz große Strecke: von Darwin bis Perth.
Vermutlich werden Kenner diese Tour wegen der Länge in dieser kurzen Zeit kritisieren.
Vermutlich werden sie auch recht haben.
Vermutlich aber werden wir es trotzdem gut finden.
Wie auch immer. Für uns klingt es machbar.
Und auch dieses Mal kann ich Rainer nicht überzeugen, wenigstens einen Teil der Strecke mit dem Camper zu absolvieren.
Wir mieten deshalb einen Fullsize SUV und hoffen, dass es so ein bequemes Automobil wird, wie wir das auch 2015 in Alice Springs
bekommen haben.
Die Hotels auf der Strecke sind relativ schnell ausgewählt. Denn die Auswahl ist doch sehr bescheiden.
Einige wenige Hotels bezahlen wir wiederum mit UAL-Meilenpunkten bzw. mit angesammelten Punkten unserer Kreditkarte.
In der Buchhandlung stöbere ich in allen verfügbaren Australienplanern für die Feinplanung.
Nur der Reiseführer australienweit
bietet mir alle notwendigen Infos und überzeugt mich rundum.
Bei dieser Recherche fällt mir noch etwas auf. Genau wie für die Ostküste, findet man keinen Planer, der vom Norden gen Süden
die Strecke beschreibt.
Merkwürdig.
Dabei ist es wirklich schön, während der Fahrt immer die Sonne im Rücken zu haben.
- Geplante Gesamtroute für diesen Urlaub -
- Anreise -
Die letzte Woche vor dem Urlaub ist absolut eng durchgeplant.
Geburtstagsfeier, Besuch der Kinder nebst Anhang und Enkel, Termine beim Physiotherapeuten, letzte wichtige Einkäufe.
Am Abflugtag stehe ich schon in aller Frühe auf und bringe Schwägerin, Schwager nebst ihren jugendlichen Kindern zum Flughafen Tegel.
Ihr erstes Mal USA. Wie schön.
Ein bischen wehmut kommt auf.
Aber hej - wir fliegen heute Abend nach Australien. Yääääh!
Pünktlich 17Uhr fährt unser Taxi vor.
Die Stadt ist leer und es geht gut voran.
Bis... Ja bis zur allerletzten Kreuzung vor dem Flughafen.
Totalstillstand!
Klasse!
Nun sind wir nicht die Reisenden, die schon zwei bis drei Stunden vorher am Airport lungern.
Wir planen genau eine Stunde vor Abflug ein.
Dies scheint sich nun zu rächen.
Wir beobachten, wie einige Passagiere anderer Taxis die Nerven verlieren und aussteigen, um das letzte Stück zum Flughafen zu Fuß zu gehen.
Nee. Mit zwei großen Koffern und zwei Handgepäckkoffern haben wir beide keine Lust die mehr als zwei Kilometer zu laufen.
Aber ich gebe auch zu. Etwas nervös sind wir schon!
Dann - ganz plötzlich - löst sich der Stau in Wohlgefallen auf und wir kommen doch noch rechtzeitig am Counter an.
Erst gibt es Probleme beim Durchchecken unseres Gepäcks, dann erfahren wir, daß unser Abflug mit ganzen 60 Minuten Verspätung
starten wird. Denn überall in Deutschland gibt es Unwetter.
Eigentlich schade, daß Berlin immer noch keinen "richtigen" Flughafen hat. Denn in Berlin ist traumhaftes Wetter!
So verkürzt sich die Umsteigezeit in Frankfurt um eine Stunde. Aber das ist auch gut machbar.
Als wir endlich das erlösende "Boarding compleated" hören, sind schon mehr als 60 Minuten Verspätung aufgelaufen.
Ich checke noch ganz schnell meine whatsapps.
Unser Sohn, der sich gerade in München aufhält, schreibt: "An alle die das lesen: mir geht es gut".
Hm. Ja, schön. Warum schreibt er das?
Ich sende noch schnell meine Frage zurück, dann heißt's Smartphones auf Flugmodus stellen.
Der Flug verläuft erst recht entspannt, bevor wir nach der halben Entfernung in dicke, nichtendenwollende Suppe eintauchen.
Gewitterblitze scheinen durch die Wolken.
Meine Laune steigt als ich Land sehe und es Zeit wäre zu landen.
Doch wir kreisen und kreisen.
Der Kapitän kündigt an, daß wir wegen dem schlechten Wetter über Frankfurt nicht landen können.
Und so kreisen wir weiter.
Dann meldet sich der Purser und verkündet, daß man sich sofort nach der Landung unbedingt am entsprechenden
Counter zwecks Umbuchung auf einen anderen Flug melden soll.
Ok. Erst einmal ankommen, denke ich.
Für den gewöhnlich 40 minütigen Flug benötigen wir heute 1 Stunde und 18 Minuten.
Auf dem Boden angekommen sieht man nur rennende Menschen.
Wohin man schaut: alles rennt!
Auch wir versuchen zum anderen Terminal zu kommen.
Wir sind etwas enttäuscht, daß uns kein Schnellzubringer zum Flieger bringt.
So haben wir das schon vor ein paar Jahren erlebt.
Die Passkontrolle ist lascher denn je.
Eigentlich bin ich verärgert, daß man schon so in Eile ist und dann durch diesen Posten aufgehalten wird. Der Beamte klappt den Paß nur auf, investiert eine
halbe Sekunde und wünscht mir eine gute Reise.
Ich frage ganz sarkastisch: "...und jetzt sind wir also sicher?"
Antwort: "Sicher? Wissen sie nicht was in München passiert ist?"
In München?
Nö. Was ist mit München?
Da fällt mir die App unseres Sohnes ein.
Während wir nun am Boardingcounter stehen, schaue ich noch einmal bei Whatsapp nach.
Unsere Tochter hat im gleichen Chat ihre Verstörung ausgedrückt und ein entsprechendes Schockersmiley gesetzt.
Total geschafft und verschwitzt nach diesem unverhofften Sprint empfangen uns die Flugbegleiter am Einstieg in die A340-800.
In der Premium Economy sitzen nur einige Passagiere.
Ich blicke in die Economy und sehe nur leere Reihen.
Was ist hier los?
Kaum daß wir Platz genommen haben, gibt es Getränke. Wir erfahren, daß auch die Flugbegleiter heute Probleme hatten zur Arbeit zu kommen.
Und daß auch alle anderen Passagiere noch nicht da sind.
Ok.
Jetzt interessiert mich erst einmal das Thema München.
"Schiesserei im OSZ. Elf Tote."
Jetzt ist alles klar.
Unser Münchener Sohn wollte uns nur mitteilen, daß wir uns keine Sorgen machen müssen.
Wie erleichternd.
Trotzdem machen wir uns Sorgen. Deutschland ist nun auch zum Anschlagsziel geworden?
Während wir immer noch am Boden warten, essen wir unsere mitgebrachten Stullen.
Schließlich kann ich keine Lebensmittel wegwerfen. Und andererseits war es auch gut so.
Denn die letzte Mini-Mahlzeit hatten wir vor etwa sieben Stunden.
Knapp eieinhalb Stunden später ist das Boarden beendet.
Der Kapitän begrüßt uns mit einer sarkastischen Ansage:
"Aufgrund der Verspätung, die alle Flieger in FRA betrifft, bekommen wir den "geschmeidigen" 29. Platz in der Warteliste. Und eigentlich wird der Airport in zwei Minuten geschlossen. Doch heute macht man eine Ausnahme."
Etwa zehn Minuten später gibt es die nächste Ansage:
"Aufgrund des wertvollen Guts an Board, nämlich Sie, schob man uns auf Platz zehn vor. Das heißt, es geht nun endlich Richtung Bangkok. Wo wir etwa zwei Stunden später als geplant landen werden."
Die erste halbe Stunde ist der Horror. Ich sehe ein Blitz nach dem anderen.
Es rumpelt was das Zeug hält.
Ich greife zu meiner pharmazeutischen Hilfe.
Zum doch ganz leckeren Essen, trinke ich noch zwei Rotwein.
Das reicht um die nächsten fünf oder sechs Stunden angstlos durchzuschlafen.
Völlig unterzuckert komme ich zu mir.
Ich hole mir ein paar Snacks, lasse mir Wasser und zwei Baileys auf Eis servieren, quatsche mit den Flugbegleitern, die mir bestätigen,
daß ich nicht wie ein typischer Flugangstpatient aussehe... Ja wie sieht denn einer aus?
Aber die Frage wird mir nicht beantwortet. Denn die nächste Flugbegleiterin kommt und beide erzählen mir, unter welchen Umständen
sie heute Frankfurt erreicht haben und daß sie keine Flugangst haben, sondern immer mehr Angst vor den teilweise fraglichen Passagieren,
die den Flieger betreten.
Hm.
Wie versprochen, erreichen wir - smoothly - mit einer Verspätung von knapp zwei Stunden den Flughafen von Bangkok.
Und auf was man sich beim Anflug in Südostasien (fast) immer verlassen kann, sind die schönen Wolkenformationen, die sich wie übereinander gestapelte Wattebäusche
aufhäufen!
Die Aussicht beim Anflug auf den Airport Suvarnabhumi:
Es sind genau zwölf Jahre her, daß wir das letzte Mal hier waren.
Der Airport war damals im Aufbau - jetzt ist er wohl auch noch nicht ganz fertig.
Doch hat er ein Ausmaß das kaum zu erfassen ist.
Die Laufbänder nehmen kein Ende.
Die LH-Flugbegleiter wünschen uns einen guten Weiterflug nach Perth und verabschieden sich.
Ach wie nett.
Nach dem Flug denke ich immer: war doch gar nicht so schlimm.
Wer den Airport in BKK betritt, versteht warum BER nie eröffnet werden kann
Den Flug von BKK nach PER haben wir mit UAL-Meilenpunkten bezahlt. Natürlich haben wir uns nun die
Business Class gegönnt. Was bei Thai Airways Silk Class heißt.
Das Schöne ist nicht nur der freie Zutritt zu einer der fünf Thai Lounges hier auf BKK's Airport. Das
Highlight ist die kostenlose 30 minütige Fuß- oder wahlweise Nackenmassage.
Das ist auch der erste Akt, den wir hier vollziehen.
Danach schlürfen wir Lemongrastea und dazu gibt es thailändische Süßigkeiten.
In der gegenüberliegenden Lounge verteilen wir unsere "belongings" und okkupieren zwei weiche, gelbe Ledersofas.
So kann Wartezeit auch ganz angenehm sein.
Das Büffet ist ganz nett.
Wie auch immer. Der mangelnde Schlaf der letzten Stunden macht sich nun bemerkbar.
Wir schlafen tief und fest.
Inzwischen hat das Angebot am Büffet gewechselt. Alles schmeckt richtig lecker.
Zum Abschluß gibt es noch leckeren Sauvignon Blanc und GinTonic.
Frisch gestärkt geht es zum letzten Flug.
Unser erster Flug mit einer B 787, einem Dreamliner.
Die Flugbegleiterinnen begrüßen uns in einem wunderschönen Gewand.
Noch bevor es los geht, haben wir unsere beiden Sitze in Liegestuhlposition gebracht und nippen am Veuve Cliquot.
Der Start ist trotz nächtlichem Wärmegewitter recht ruhig.
Bemerkenswert ist für mich, daß niemand uns auffordert die Sitze in "upright position" zu bringen.
Businesspassagiere dürfen eben alles. Oder wie ?
Die Fenster des Fliegers sind wesentlich größer als die anderer Flieger.
Die Betten, also Sitze sind himmich bequem und die Bettdecken kuschelig weich.
Es ist kurz nach Mitternacht doch es gibt jetzt noch ein volles Mehrgängemenü.
Die Vorspeise sieht katalogreif aus und schmeckt superb.
Die Hauptspeise - Rinderfilet zum faserigen Gulasch zerstört - ist nicht nur optisch eine Enttäuschung.
Es gibt dann noch eine wunderbare Käseplatte dazu Rotwein...
An mehr kann ich mich nicht mehr erinnern.
Denn längst habe ich meinen Sitz zum Flatbed verwandelt und falle wieder für drei Stunden in Tiefschlaf.
Als ich wieder zu mir komme, lasse ich mir noch die verpasste Nachspeise und einen Cappuccino bringen.
Kurze Zeit später wird noch das Frühstück serviert bevor wir in Perth landen.