Bloginhalt:

Das Reisejahr 2020
▫️  Der schwierige Januar
▫️  Balkonien - Brandenburg, MeckPomm im April & Mai
▫️  Der Sommer und Urlaub in den Alpenländern
▫️  Der Herbst und das Ende des Jahres
▫️  Das Jahr in Fotos

2020 - Ein seltsames Jahr. In jeder Hinsicht.

Auch mein Rückblick ist dieses Jahr anders. Reisen im Jahr 2020 war nicht, wie wir es kannten. Für jeden Monat habe ich ein "Foto des Monats" ausgewählt, um meine Empfindung zu dieser Zeit auszudrücken. Um zu notieren was sonst noch geschah. Oder was mich sonst noch bewegte oder zum Lachen brachte.

Der Januar beginnt sehr frostig:

born4travel.de

Der schwierige Januar

Begonnen hat es mit einer gewissen Leere an Ideen.

Fest stand nur der Urlaub im April. Denn die Oster-Feiertage sowie der 1.Mai liegen 2020 so günstig, dass man, wenn man sie verbindet, ganze drei Urlaubstage sparen kann. Studiere ich sonst seit Monaten die Flugpreise, bin ich dieses Jahr recht gelassen. Und so kommt es, dass ich erst am 3. Januar - also nur drei Monate vor Reisebeginn - unseren Flug nach LAX buche. Die Reiseroute sollte den Teil ergänzen, den wir 2019 aus Zeitgründen weglassen mussten. Mein Highlight soll die Nachtfotografie am Fonts Point in Anza Borrego State Park werden. Und der Rest würde sich schon ergeben.

Und was wollen wir mit dem restlichen Urlaub machen?
Schwierig. Keiner von uns beiden hat eine Idee oder einen Wunsch!
Aber das zeichnete sich ja Ende 2019 schon in meinem Jahresrückblick 2019 an.
Ich schrieb:

"Das Reisejahr 2020 ist noch nicht verplant. Das ist schon ganz untypisch für mich - dem Urlaubsplaner. Vor drei Tagen erst haben wir einen Flug nach LA für April gebucht ... Aber eine To-Do-Liste ist noch nicht entworfen.
Und sonst? Keine wirklich sinnvollen Ideen.
Ist das jetzt der Ausdruck von Reisemüdigkeit?
Ich hoffe nicht!"

Als ob ich es ahnen könnte, was das Jahr bringen wird.

"Gehe einmal im Jahr irgendwohin, wo du noch nie warst." (Dalai Lama)

Reisemüde bin ich nicht. Nur etwas ideenlos für Urlaube, die zeitlich so begrenzt sind.
Auf eine Reise über Südamerika, Rappa Nui und anschließend auf den Cooks, dem Ende der Welt, die Seele baumeln lassen... weiter nach Australien oder Asien zu ziehen... und das Ganze in einer Reise - Das ist mein Traum! Momentan bleibt es ein Traum. Ein Traum für Zeiten, in denen wir weitaus länger als nur drei oder vier Wochen am Stück verreisen dürfen. Ohne viel Diskussionsbedarf beim Arbeitgeber.
Reisen wie ich das eigentliche Reisen verstehe. Alles andere ist streng genommen nur eine kurze Auszeit mit viel zu voll gepackten Tagen voller Attraktionen.

Also lese ich viele Reiseberichte und suche nach dem Moment, an dem auch ich das Gelesene unbedingt erleben will. Und zwar sofort!
Aber meist springt der Funke nicht wirklich über. Auf Namibia folgt Bali. Jedoch nur halbherzig. So nach dem Motto: "Klingt nicht schlecht". Letztendlich einigen wir uns auf zwei Wochen Alaska.
Ein geeigneter Reiseführer in Papierformat und ein paar Websites später, ist die ungefähre Route fertig. Recht schnell einigen wir uns auf einen Track Camper. Und dieser ist auch flott gebucht.

Die letzten fünf Urlaubstage sind schon fest für Tokyo im November reserviert. Denn seit wir 1990 Tokyo als Wohnort verlassen haben und uns damals schworen, immer wenn die Jahreszahl nullt, wieder zu kommen, sind diese Trips wie in Stein gemeißelt.

Auch mein gerade frisch erworbener FTL (Frequent Traveller Status) bei Lufthansa will mit neuen Meilen gefüttert werden. Und der so zusammengestellte Plan für 2020 sieht mit Blick auf eine Verlängerung des Status sehr gut aus.
Ich bin rundum zufrieden und nun kann das Jahr beginnen!

Tagesausflug zur Heilandskirche Potsdam-Sacrow

born4travel.de

Ende Februar zieht eine dunkle Wolke namens Corona über uns.
Und dann überstürzen sich die Ereignisse.
Am 11.März erklärt die WHO, die offiziell erstmals in China aufgetretene Epidemie zur weltweiten Pandemie.
Am 13.März verbietet die USA alle Einreisen für Europäer. Das Verbot gilt für den Zeitraum von 30 Tagen. Also bis zum 12.April 2020.
Klar war sofort, dass der gebuchte Flug am 10.April verschoben werden muss. Aber auf welches Datum? Noch völlig naiv, diskutierten wir beide, ob es der 13.April oder lieber der 21.Mai werden soll. Klar ist nur eins, die gebuchten Hotels und Ferienwohnungen müssen sofort storniert werden. Und da gibt es keine Probleme. Angezahltes erhalten wir binnen nur weniger Tage zurück.
Jetzt kommt auch mein FTL zum Tragen. Ich genieße die Vorzüge einer eigenen Hotline bei der Lufthansa. Kein ewiges Warten am Telefon. Drei bis vier Minuten später ist jemand am anderen Ende. Erst vereinbare ich eine Verschiebung der Flüge und als dann klar ist, dass wir weder Mitte April noch im Mai fliegen werden können, stornieren wir die Flüge und bekommen aber das Geld erst im Juni zurück.

Seit sich am 22.März Bund und Länder auf strenge Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen einigen, gehen wir alle nicht mehr arbeiten. Ausnahmen bilden die systemrelevanten Berufsgruppen. Deutschland befindet sich in einer Art Schockstarre. Die Meldungen über die stark steigenden Totenzahlen mehren sich. Und das beunruhigt.
Man beginnt mit dem Tragen von Masken. Doch der Markt ist absolut ausgefegt. Glück im Unglück. Denn am letzten Tag der Mama-Tochter-Tour durch Tokyo im November 2019 wurde ich so krank, dass ich mich für den Rückflug mit mehreren Packungen eingedeckt hatte. Nun kommen die übrig gebliebenen zum Einsatz.

Nach unseren OP's heißt es fit zu werden.
Da bietet sich Radeln im nah gelegenen Kienberg Park hervorragend an.

Frühling im Kienberg Park

rühling im Kienberg Park, born4travel.de

Aus der Not nicht verreisen zu können, entdecken wir die Hönower Weiherkette nur wenige Fahrradminuten von uns entfernt. Wir leben seit über 30 Jahren hier in dieser Gegend. Das Naturschutzgebiet haben wir noch nie wahrgenommen. Welch eine Schande!

Zum Geburtstag meines Schwagers am 22.März hängen wir erst den Blumenstrauß nebst Geschenke und ein paar Desinfektionsfläschchen in Handtaschengröße an die Pforte und rufen dann an. Damit wir uns wenigstens beim Gratulieren aus der Ferne sehen können.

Balkonien - Brandenburg und MeckPomm im April und Mai

Der April bringt uns fast durchgehend fantastisches Wetter. Durch den Lockdown neu gewonnene Freizeit nutzen wir aktiv. Sehr aktiv.
Wir profitieren von unserer Wohnlage am Rande Berlins. Entdecken die Umgebung mit dem Fahrrad. Und wir wandern - ein Novum für uns. Jedenfalls wenn es ums Wandern in Deutschland geht.
Die Fitnessstudios sind geschlossen und so versuchen wir auf diese Weise das über Jahre erworbene Level nicht zu verlieren. Und natürlich stärken wir so unser Immunsystem.

Wir erkunden die nah gelegenen Orte in der Umgebung.

Erst erwandern wir uns die Landschaft im Osten Brandenburgs.

Schermützelsee in der Märkischen Schweiz

Schermützelsee, born4travel.de

Einen anderen Tag geht es ganz in den Norden Brandenburgs. Direkt an der Grenze zu Mecklenburg Vorpommern. Zehn spektakuläre Kilometer Rundweg. Teilweise durch Moorlandschaft.

Produkt der Endmoräne: Klarwassersee

Wummsee, born4travel.de
Wummsee, born4travel.de

Keine Frage. Bei all den negativen Nachrichten, bauen wir uns einen Panzer auf. Der besteht aus den vielen positiven Argumenten und Vorteilen, die uns dieser sogenannte Lockdown bringt.
Wann sonst hatten wir bisher so viel Zeit fürs Nichtstun?
Fürs sich selbst finden?
Zeit um Revue passieren zu lassen, ob die Art wie man seinen Job macht, auch gut ist für die eigene Gesundheit?

Ist es das gute Wetter? Oder was passiert gerade?
Offensichtlich führt die besondere Situation auch zu mehr Freundlichkeit unter den Menschen. Beim Wandern grüßt man sich. Das kennen wir eigentlich nur aus Australien oder Amerika. Beim Radfahren lässt man sich Vortritt damit der Abstand gewahrt wird.
Momentan wird nämlich angeraten beim Joggen erst einen Abstand von fünf Metern einzuhalten, der dann auf acht bis zehn Meter erweitert wird. Beim Radfahren sind zeitweise sogar fünfzehn Meter einzuhalten. Und man hält sich an die Abstände.

Ich empfinde diese Zeit so anders. So leise.
Als wenn die Welt stehen geblieben ist.
Oder zumindest sich langsamer dreht.
Andererseits fühle ich mich wie an ein festes Gummiband getackert.
Wann werden wir endlich wieder reisen können??
Wann ist dieser schlechte Traum vorbei?
Noch immer glaube ich, dass dies bald vorbei sein wird.
Ich fühle mich zerrissen.

Wir werden leidenschaftliche Podcast-Hörer. Erst Drostens Coronavirus-Update, der viel Wissenschaftliches als Information bietet. Und dann entdecken wir Kekulés Corona-Kompass, der wie sein Name schon sagt: Orientierung gibt. Und das tut er wirklich. Die Podcasts werden zum täglich fest eingeplanten Termin. Die panische Angst verschwindet. Die Informationen ermöglichen die Pandemie besser zu verstehen und geben mehr Sicherheit beim Umgang mit der Situation. Kurz und knapp: Wir werden zu Hobby-Virologen und Hobby-Epidemiologen.

Und nicht zu vergessen:
Ich lerne eine Menge - für mich - neuer Wörter:
Flatten the curve, Resilienz, Triage, Inzidenz, evidenzbasierend, Mortalität, Systemrelevanz, Superspreader.

Es entsteht ein ganzer Haufen neuer Wortschöpfungen. Zum Beispiel:
Corona-Abitur, corona-frei, Maskenmuffel, Aluhut-Träger, Abstandsgebot, AHA-Regel oder AHA+L-Formel, Corona-Ampel, Zoom-Party, Corona-Hotspot, Community Maske. Um nur einige zu nennen.

Social Distancing gehört ab nun zum normalen Sprachgebrauch.
Ach ja. Und nicht zu vergessen die Wörter, die man von unseren Eltern kannte, wie Hamsterkauf. Später in Hamsteritis umbenannt.

Wir halten uns an alle Regeln. Ganz streng und ohne Wenn und Aber. Schließlich erwarten wir das von anderen auch. Und so hoffen wir gemeinsam auf ein baldiges Ende der Pandemie!
Es ist Mitte Mai als wir zum ersten Mal (seit Februar) unsere Tochter, die kleinen Enkelchen und Schwiegersohn in die Arme nehmen können. Fünfhundert Kilometer voneinander entfernt zu wohnen, ist eben eine riesige Distanz in dieser Zeit. Da kann man sich nicht einfach mal über 'n Zaun zuwinken. Glücklicherweise gibt es im Jahr 2020 Technik die begeistert und uns hilft, sich wenigstens virtuell zu sehen.

Egal was über die Folgen für die Kleinsten gesagt wird, wir erleben, wie gelassen das unsere Enkel nehmen. Natürlich tragen auch sie Masken. Sogar gern und freiwillig. Unser gerade 6 Jahre alt gewordener Enkel ist sogar stolz, dass er nun eine Maske tragen "muss".
Und beim Spielen mit Legosteinen, weist selbst unsere 3-Jährige darauf hin, dass die Männchen doch bitte einen Abstand einhalten müssen 😂

Die ersten durch die Bundesregierung eingeführten Lockerungen betrachte ich sehr gemischt. Aus der Deckung kommen all die Corona-Leugner. Es gibt gerade in Berlin sehr viele Demonstrationen. Das bringt viel Durcheinander. Die einen schützen sich immer noch - die anderen halten es für Einschränkungen ihrer Rechte. Die auffallende und neu gewonnene Freundlichkeit unter den Menschen weicht mehr und mehr der üblichen Rücksichtslosigkeit. Ich hab das Gefühl, mich bei all den Debatten raushalten zu müssen und das Ganze mit Abstand zu betrachten. Längst haben wir unsere eigene Strategie zum "Leben mit Corona" entwickelt und jede weitere Diskussion wird mir zusehends zu anstrengend.

Der Sommer und Urlaub in den Alpenländern

Die Luft ist etwas raus.
Reisen ist auch mein Lebenselixier. Die Zeit in unserer Umgebung war prima. Aber nun will ich auch wieder einmal andere Luft schnuppern. Als Reisen nach Meck-Pomm und damit an die Berliner Badewanne möglich werden, versuche ich zwei Nächte in Bansin zu buchen. Die Hotels, denen eine 60%-ige Auslastung genehmigt wird, sind innerhalb weniger Stunden seit der Verkündung entweder ausgebucht oder sie haben die Preise um bis zu 50 oder gar 60% erhöht. So auch unser Bansiner Lieblingshotel. Wir weichen aus auf ein Apartmenthotel, in dem wir schon 2000 waren. Als wir anreisen, erfahren wir, dass das Gesundheitsamt den Pool geschlossen hat. Wie ärgerlich!
Noch ärgerlicher ist allerdings, dass ausgerechnet an diesem Wochenende Schittwetter ist. Wir machen das Beste daraus. Viel lesen, Spaziergänge während der Regenpausen und einfach nur aufs Meer gucken, heißt die Devise.

Wochenendurlaub in Bansin

Bansin,born4travel.de

Ende Juni wird klar, dass auch der Alaska-Urlaub ausfallen wird. Die USA haben den sogenannten Travel Ban auf unbestimmte Zeit erweitert. Das Stornieren der Flüge und Hotels ist kein Problem. Trotz aller Aufregung in den Medien, landet der gesamte Betrag für die LH-Flüge wieder auf unserem Konto. Und auch trotz der Tatsache, dass die Lufthansa am 22.Juni aus dem Dax fliegt!
Die Delta, mit den wir von Seattle nach Anchorage und zurück fliegen wollten, macht da eher Probleme. Der Telefonservice ist überlastet und die Website macht bei der Eingabe der Daten was sie will. Nicht was ich will. Unser Sohn, der in den USA wohnt, klärt es sozusagen vor Ort. Und so bekommen wir auch dieses Geld wieder.
Nur auf den Kosten für die Buchung des Track-Campers bleiben wir sitzen. Der Vermieter, CU-Camper, blockt alle Gespräche mit einem Berater ab. Die Anzahlung von 800 € den wir bei der Onlinebuchung getätigt haben, ist man nicht gewillt zurück zu zahlen. Wir nehmen zähneknirschend einen Gutschein als Ersatz. Der liegt nun auch im Januar 2021 unbenutzt da und wartet auf seinen Verfall!

Einen Miniurlaub, mitten in der Woche, verbringen wir in Rheinsberg, im Maritim Hafenhotel. Doch das Wetter mag uns wieder einmal nicht. Bis zum frühen Abend regnet oder nieselt es.
Deshalb müssen wir auf Indoor Aktivitäten ausweichen.
Das Corona-Hygienekonzept erlaubt nur 20 Personen gleichzeitig das Baden im riesigen Hallenbad. Natürlich nach Voranmeldung. Sechs Plätze nehmen wir davon schon ein. Nicht nur, dass wir mit der Familie unserer Tochter das Durchschnittsalter der Anwesenden um locker 20 Jahre senken, sind die meisten nach einer halben Stunde gelangweilt. Nicht schlecht.
So kann man auch einen regnerischen Urlaubstag überstehen 😎

Auszeit zum Geburtstag in Rheinsberg

Auszeit zum Geburtstag in Rheinsberg,born4travel.de

Im Juli treffen wir uns zum ersten Mal wieder persönlich mit unserer Berliner Verwandtschaft im Garten. Rainers Geburtstag liegt glücklicherweise mitten im Sommer. Wie schön sich wieder sehen zu können.

Die sinkenden Zahlen der Corona-Erkrankten veranlassten viele Staaten Grenzen für Urlauber wieder zu öffnen. Allerdings ganz unterschiedlich und auch zu unterschiedlichen Zeiten.
Wir entscheiden uns fürs Reisen.
Noch einmal Balkonien? Nein das wollen wir nicht.
Nun geht die Suche wieder von vorn los.
Norwegen wäre nicht schlecht. Oder nur die Lofoten?
Und wie ist das mit dem Fliegen? Steckt man sich vielleicht doch an?
Gerade als ich in meinen analogen Reiseführer einen Überblick über das Land gewinne, wird klar, dass man wohl die Grenzen bis zu unserem anvisierten Termin nicht öffnen wird.

Wir legen uns endgültig fest: Wir werden nicht fliegen, sondern mit dem PKW verreisen.

Keine zwei Wochen vor Urlaubsbeginn steht die Route fest: Wir nennen es Alpen RoadTrip 2020

Es geht über Regensburg, Salzburg, auf die Seiser Alm und auf dem Rückweg planen wir 4 Nächte in unserem Winterskiort, in Neukirchen am Großvenediger ein.

Die Preise für die Übernachtungen sind gepfeffert. Möglicherweise kommen wir auch beim Buchen zu spät. Auch mögen wir einen bestimmten Standard. Vieles ist ausgebucht oder ziemlich kostenintensiv. Dennoch gelingt es mir, in der Salzburger Getreidegasse eine bezahlbare und ausgesprochen schöne Bleibe in den City Apartments zu finden.

Und dann kommt es wie es kommen muss: Ich entdecke Fotos aus dem fast menschenleeren Venedig. Wir waren noch nie zuvor dort. Genau aus diesem Grund. Einfach keine Lust auf überfüllte Straßen. Aber nun? Die nette Gastgeberin des Hotels Goldknopf auf der Seiser Alm lässt sich überreden, aus sieben gebuchten Nächten kostenlos auf fünf zu verkürzen. So bleiben zwei Nächte für Venedig übrig

Die gesamte Reise wird zum Erfolg.
Das Wetter ist (ausgenommen zwei Tage) perfekt. Wir verbringen wunderbar entspannte Tage in Salzburg und sind fasziniert von der Schönheit Südtirols. Die Berge haben es uns angetan. Vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass diese wirklich mit dem Auto erreichbar sind. Auch der sonstige Jetlag der ersten Tage bei einem Fernziel fehlt uns nicht. Durchgehend wunderschön!
Aber... Was wirklich nervt, sind die vollen Straßen. Viele Ziele liegen gar nicht so weit voneinander entfernt. Aber wir sind so viele Stunden unterwegs, weil irgendwo immer ein Stau, eine Straßensperrung lauert. In den Sixten sind so viele Menschen unterwegs, dass wir gar nicht erst zum Erwandern der Drei Zinnen kommen. Der Pragser Wildsee ist hoffnungslos überfüllt. Das trübt die Freude vor allem im Rückblick ungemein.

Das Jahr 2020 wird auch in meine persönliche Geschichte eingehen. Denn zum ersten Mal blieb meine DSLR während des Urlaubs meist im Koffer. Mein Smartphone macht ganz nette Aufnahmen.
Mal sehen wir lange ich das durchhalte 😉

Das Hotel Goldknopf und die Seiser Alm aus der Vogelperspektive

Bansin,born4travel.de

Venedig dagegen wird zur totalen Überraschung. Wir sind schockverliebt.
Hier stimmt einfach alles. Die Lage des H10 Palazzo Canova, natürlich das Wetter und die recht leeren Straßen. Insbesondere wenn man abseits der typischen Highlights unterwegs ist.

Venedig zum ersten:

Venedig,born4travel.de

Und auch das Hygienekonzept der Stadt ist einsame Spitze. Weitaus besser sogar als in Deutschland. Denn trotz geringer Zahlen, gibt es immer noch das ungeliebte Virus SARS-CoV-2!
Am schlechtesten dagegen empfanden wir das Verhalten der Menschen in Österreich. Hier hatte man vermutlich einen "special deal" mit dem Virus. Man meinte sowohl in Salzburg als auch im Salzburger Land, dass Masken unnötig seien. In unserem Hotel waren wir die einzigen, die eine Maske trugen. Das war schon sehr befremdlich.

Der Herbst und das Ende des Jahres

Mitte September buchen wir mutig und kurzentschlossen einen Flug nach Venedig. Vier Tage Lagunenstadt. Die zwei Tage im August waren einfach zu wenig. Wir buchen das gleiche Hotel wie schon im August. Und reservieren auch das gleiche Zimmer.
Das Leben genießen, auf der Terrasse einer Bar zu sitzen lecker zu essen oder nur einen Spritz zu trinken - das war der Plan. Und über die Corona-Maßnahmen mussten wir uns keine Sorgen machen.
Zum letzten Mal nutzen wir die Business Lounge der LH im Tegeler Flughafen TXL. Die Lounge ist eigentlich nicht nennenswert. Es ist das Besondere, weil der Airport bekanntlich in nur drei Wochen für immer schließen wird.
Beim Einsteigen in den Flieger TXL-FRA zweifle ich etwas, ob die Entscheidung zu fliegen doch nicht falsch war. Aber das Boarding verläuft sehr gesittet, mit Abstand. Am Eingang achtet man peinlichst genau auf die Art der Maske. Diejenigen, die nur eine Community Maske tragen, müssen diese gegen eine OP Maske austauschen. Die wird von LH sozusagen spendiert. Außerdem erhält jeder Passagier ein Desinfektionstuch. Na ja. Den Tisch zu reinigen finde ich etwas übertrieben. Als Freizeit-Virologe weiß ich, dass von hier kaum eine Gefahr ausgeht.
Beim Essen oder Trinken setzte ich jeweils die Maske kurz ab und zum Kauen wieder auf. Vielleicht ist das übertrieben. Ich weiß es nicht. Jedenfalls fühle ich mich so viel besser.

Der Frankfurter Flughafen wirkt wie ausgestorben. Die Shops und Restaurants sind geschlossen. Die Lounges lassen nur einen gewissen Prozentsatz an Besuchern zu. Aber zum Anstellen haben wir keine Lust und auch nicht so viel Zeit. Die Panorama Lounge, die ich im Februar erst entdeckt habe, ist geschlossen. Wir werden auf eine andere Lounge verwiesen. Die ist fast leer und hat einen spektakulären Ausblick. Viel schöner als die an A/Z 26!
Der weitere Flug ist nicht nennenswert.

Venedig im Oktober ist wieder ein voller Erfolg. (Der Bericht hierzu ist immer noch nicht geschrieben.) Die Abende sind allerdings doch recht frisch.
Am 3.Oktober erleben wir eine für Venedig geschichtliche Neuheit:
Das mit 1,30 Meter angesagte Hochwasser bleibt durch den Einsatz des neugebauten Sperrwerks MOSE aus. Einige Stufen stehen dennoch unter Wasser.

Am Rio Dei Mendicanti - San Marco

Am Rio Dei Mendicanti - San Marco,born4travel.de

Offensichtlich traut unser Hotel, das H10 Palazzo Canova, dem Ganzen noch nicht und bietet als Entschädigung für diese Unannehmlichkeit jedem Gast eine kostenlose Fahrt mit einem Privatboot nach Murano inklusive Vorführung in einer Glaswerkstatt.
Der Besuch der Werkstatt ist interessant. Aber unser Highlight bleibt die Bootsfahrt über die Lagune.

Bootsfahrt nach Murano

Bootsfahrt nach Murano,born4travel.de

Und am Abend gibt es eine ganz besondere Überraschung:

Venedigs Ständchen zum Hochzeitstag

regenbogen im Venedig,born4travel.de

Am nächsten Tag verzichtet Venedigs Regierung auf den Einsatz des Hochwasserschutzes MOSE und es passiert, was passieren muss. Der Markusplatz steht unter Wasser. Die Markuskirche, die wegen Renovierung der Schäden im November 2019 geschlossen ist, wird wieder geflutet. Ohne Worte.
Doch für alle Hobbyfotografen ist es die wahre Freude sich in Pfützenfotografie zu üben.

Markus Platz bei Hochwasser

Markus Platz bei Hochwasser,born4travel.de
Markus Platz bei Hochwasser,born4travel.de

Das bunte Burano durfte bei diesem Besuch nicht fehlen.
Wir sind durchweg begeistert.

Burano

Burano,born4travel.de

Bei diesem Besuch haben wir auch genügend Zeit dem Sistiere Canneregio zu widmen. Insgesamt hat es sich wohl rumgesprochen, dass die Stadt unter den wenigen Besuchern leidet. Für uns ist dies natürlich ein Vorteil. Wenn man sich wie wir nur in den kleinen Seitengassen aufhält, dann ist Venedig nach wie vor ein Traum.
Die Hoteliers und Restaurantbesitzer allerdings leiden. Es fehlen die Asiaten und die Amerikaner.
Des einen Leid des anderen Freud!

Im November buchen wir einen Flug nach Madeira für die Zeit über den Jahreswechsel. Madeiras Inzidenz liegt bei etwas über 10. Während Berlin zum Risikogebiet wird. Mit der Anmietung eines Apartments fühlen wir uns nicht nur sicher, sind auch überzeugt kein Verbreiter der Krankheit zu werden. Schließlich planen wir uns kurz vor der Reise zu testen. Auch Madeiras Behörden testen bei nicht vorhandenem Test selbst.
So weit so gut.

Ende November

Herbst,born4travel.de

Für Weihnachten gibt es noch schärfere Auflagen, um die Pandemie einigermaßen in Schach zu halten. Wir reisen nach Hessen. Zur Familie unserer Tochter. Alle sind seit einer Woche in Selbstquarantäne.
Die A9 und die A4 sind leer gefegt. Offensichtlich werden die Regeln sehr gut befolgt.

Nur wenige Tage vor dem Abflug steigt die Inzidenz auf Madeira.
Wir sagen zwei Tage vor unserem Reisetermin alles ab. Das über AirBnB gebuchte Apartment können wir stornieren. Die Vermieterin zahlt die Summe freiwillig zurück. Und den Flug legen wir auf Eis.
Abgesehen davon, dass wir die Lage dort nicht belasten wollen, haben wir Bedenken, dass Madeira zum Risiko-Gebiet wird. Das würde schließlich eine Quarantäne notwendig machen, für den der dann zurückkommt. Und das wollen wir doch nicht!
Denn schließlich hoffen wir, dass 2021 - zumindest ab Sommer wieder ein ganz normales Reisejahr wird.

Abschließend stelle ich fest: Wir haben das Beste aus diesem (Reise)-Jahr gemacht!