Tokyo by bike: Meine Lieblingsparks die bei keinem Besuch fehlen dürfen
Immer wieder lese ich in Berichten Weitreisender, dass der Jetlag sie früh wach werden lässt.
Nicht so bei uns. Der mehr als 35-stündige erste Tag scheint uns lahmgelegt zu haben.
Den Wecker haben wir uns für acht Uhr gestellt - wir Optimisten!
Der wird immer wieder beruhigt und auf Snooze gestellt. Es tritt kaum Tageslicht
in den Raum. Ein Jammer! Und so dauert es bis halb Zehn, bis wir das Bewusstsein wiedererlangt haben.
Sabine holt uns von unten zwei doppelte Cappuccino. In der Zwischenzeit nutze ich die Waschecke.
Dann folgt der Schichtwechsel. Ich mit Cappuccino auf dem Bett und Sabine
macht sich für den Tag fertig. Dabei läuft der Fernseher. Im feinsten Japanisch.
Keine Ahnung wie das funktioniert, aber wir haben den Eindruck wir verstehen es.
Die Wetterdarstellung ist international. Das versteht sich von alleine.
Sonnige 22°C in Tokyo. Wer sagt's denn? Also nichts wie raus aus der Dunkelkammer.
Die Putzies sind schon fleißig. Und einige Türen sind geöffnet. Wir schauen rein,
um uns zu vergewissern, ob es überall so schummerig ist wie bei uns. Ja. Überall gibt es kaum Tageslicht.
Aber Moment einmal! Gestern sahen wir doch Balkone. Es muss ja Zimmer mit Balkonen geben.
Die Tür des Zimmers am Ende des langen Ganges ist offen. Wir schauen rein - nein hier
gibt es auch nur diese abgedunkelten Fenster. Wir öffnen die mittig liegende Tür. Abgesehen davon, dass
die Helligkeit uns fast erblinden lässt, befindet sich hier der Balkon. Alles klar. Es ist der Fluchtbalkon.
Egal. Wir sind happy hier rausgucken zu können, rufen "Ohayo gozaimasu Tokyo" und
sind endlich wirklich wach. Die Gestaltung der Hausdächer ist schon irgendwie sehenswert.
Kein Wunder, dass Super Mario in Japan erfunden wurde. Vermutlich hat sein Erfinder
rausgeguckt und seine Figur auf den unterschiedlich gestalteten Dächern springen lassen.
Bei Tully's frühstücken wir. Der beworbene Weihnachts-Frappuccino schmeckt lecker. Die volle Dröhnung an Zucker ist uns sicher. Gut dass ich mich für die Stullchen entschieden habe. Die Pancakes wären mir dann doch zu viel des Süßen.
Ein paar Meter neben unserem Maruetsu Minimarket befindet sich die Fahrradstation von
Docomo. Man könnte natürlich auch jedes unserer Ziele mit der Metro erreichen.
Aber das wäre nicht nur zu einfach, nein, man würde ständig unter der Erde sitzen und nichts
vom eigentlichen Tokyo sehen.
Die Ausleihe der Räder steuert man per App. Die entsprechende App haben wir natürlich schon vor der Anreise eingerichtet.
Docomo hat - jedenfalls 2019 - die größte Dichte an Stationen in Tokyo. Wie einfach das geht, habe
ich hier beschrieben.
Die Auswahl ist gut. Es stehen genügend Räder zur Auswahl. Als Erstes checken wir die noch vorhandene
Batterieleistung. Einige zeigen eine Null. Unsere erste Strecke wird länger und wir benötigen mindestens eine
60%ig geladene Batterie. Ein Rad zeigt auch ein FL. Keine Ahnung was uns geritten hat, die Assoziation von
FL zu flat wie Flunder aufzustellen. Aber dieses Rätsel werden wir erst fünf Tage später lösen.
Jedenfalls findet jeder sein Rad und dann geht es auch endlich los. Die ersten Meter mit einem fremden Rad sind wie
immer sehr gewöhnungsbedürftig. Aber dennoch macht es extremen Spaß. Und die Wertschätzung eines E-Bikes in Tokyo kommt
für uns spätestens hinter der Nogizaka-Station mit einer gefühlten Steigung von 30%.
Schon zu Fuß kommt man oben auf der Roppongi ziemlich atemlos an.
Vorbei an der Roppongi Crossing geht es direkt hinter dem monströsen Bau des Mori Towers in die untergeordnete Straße,
die erst waagerecht und dann schön steil an Höhe verliert, weiter. Knapp einen Kilometer stehen wir am hinteren beziehungsweise
oberen Eingang des Arisugawa Nomiya Park.
Dies ist der erste Park aus meiner Reihe: Unbekannte Parks Tokyos.
# Arisugawa Nomiya Memorial Park
Zur Historie:
Ursprünglich war es das Gelände wo Minonokami Nambu's städtische Stadtvilla stand. Ein Adliger
während der Edo-Zeit (1603 bis 1868 - Edo: einstiger Name Tokyos).
1896 wurde es von der Adelsfamilie Arisugawa-no-miya erworben und 1913
an Prinz Takamatsu, dem dritten Sohn Kaisers Taishō (Yoshihito), weitergegeben.
Aus rein persönlichen Gründen, nämlich um die Gesundheit von Kindern und
deren Bildung über die Natur zu fördern, schenkte Prinz Takamatsu der Stadt Tokyo am 5. Januar 1934,
dem Todestag Arisugawa Taruhito's, das Areal zur Nutzung als Park.
1975 wurde dann die Verwaltung des Parks an den Bezirk Minato übergeben.
Von Roppongi kommend betreten wir den Park über den erstmöglichen Zugang, der sich auf
der höchsten Ebene des kaskadierenden Parks befindet. Fahrrad fahren ist hier weder erlaubt noch möglich.
Die Wege sind durch die dichte Bewaldung stark verwurzelt und streckenweise extrem abfallend.
Jetzt im November ist der Park besonders schön. Die Blattfärbung hat nämlich gerade angefangen.
Der flächenmäßig eher kleinere Park ist so etwas wie ein Geheimtipp. Aber darum geht es hier nicht.
Ich mag den Park, weil er so still und relativ wenig besucht wird. Insbesondere den Teil, der erhöht ist.
Kaum einer verirrt sich hierher.
Wir befinden uns im Südwesten Azabu's, einer Gegend wo die meisten in Tokyo stationierten Botschaften ihren Sitz haben.
Nicht verwunderlich ist, nachdem man die Historie des Parks kennt, dass es in der untersten Ebene einen für Tokyoter Verhältnisse "großen"
Spielplatz mit mehreren Klettergerüsten, Mini-Karussells und Ähnlichem gibt. Und es kann hier unten ziemlich laut werden. Und international dazu,
wenn Kinder aus aller Welt hier toben. So auch heute. Aber das war ja auch der Wunsch des Prinzen.
Es geht criss-cross zwischen den Häusern meist extrem steil bergauf.
Immer auf irgendwelchen Seitenstraßen. Alte, traditionell gebaute niedrige Häuser zwischen
modernen Vier- bis Acht- oder Zehnstöckern. Ein uns vom Anblick unbekannter Mix.
Mittendrin kleinste Konbinis (Minimärkte) und Getränkeautomaten. Die in Tokyo
meist mindestens zu zweit oder zu dritt stehen. Die sind echt praktisch. Die Auswahl
unterscheidet sich sehr deutlich von dem, was wir so kennen. Es gibt nicht nur kalte, sondern
auch warme Getränke und Suppen. Ne Suppe brauchen wir nicht. Aber eine Flasche
eines Traubengetränks wird aus der Gefangenschaft im Automaten befreit.
Ich kenne die Gegend recht gut. Dennoch muss ich ab und zu checken, ob wenigstens noch die Richtung stimmt.
Die Fahrt ist manchmal echt kräftezehrend. Deshalb sind wir froh, die Senke überwunden zu haben und die Ebene der nächsten Erhebung erreicht zu haben. Ja, Tokyo ist ziemlich bergig. Das merkt man natürlich nicht, wenn man mit der U-Bahn unterwegs ist.
Das nächste Ziel, der Happo-en koen ist schnell gefunden.
Aber wo bitte ist die Bike-Station?
Docomo stellt ja eine schöne interaktive Website zur Verfügung. Dennoch drehen wir
eine Runde nach der anderen. Aber nichts 🤷♀️ Erfahrungsgemäß befinden sich die Stationen
neben den U-Bahn-Eingängen. Wir sind etwas genervt. Geben aber nicht auf. Wir könnten
die Räder auch vor dem Eingang des Parks abstellen. Aber jede halbe Stunde macht der Zähler
Klack und der Mietpreis erhöht sich. Sabine hat die entscheidende Idee. Nämlich die Bike-Station hinter dem Eingangsgebäude zu suchen.
Und tatsächlich! Hier hat Docomo seine Andockstation.
Happy gehen wir zum Park.
# Happo-en koen
Den Happo-en koen habe ich Ende der Achtziger Jahre für mich entdeckt. Mein Schatz, den nur
wenige kannten und der eine außergewöhnliche Sammlung an Bonsai's besitzt.
Ein angestauter Bach bildet den in einer Senke liegenden Teich voller Koi-Fische.
Er ist umringt von einer geschickten Mischung verschiedener Baumarten.
So hüllen im Frühjahr weiße und rosa Kirschblüten den Park in ein zartes Farbgewand
und im Herbst dagegen ist die kräftige Blattfärbung der Ahorne absolut dominant.
Ich war schon zu beiden Zeiten hier. Jede hat ihren unvergleichlichen Reiz.
Das Tori neben dem Eingang und der Eingang selbst:
Der japanische Garten wurde Anfang des 17. Jahrhunderts in den Hügeln des alten Edo erbaut.
Einst das Land eines Shoguns (sein Haus befand sich oben im Garten)
wird heute für Hochzeitsempfänge und formelle Abendessen genutzt.
Anfang 1915 baute der Industrielle Fusanosuke Kuhara den Garten um und baute die meisten Gebäude die noch heute hier stehen.
Die Bonsaibäume im Garten sind über 100 Jahre alt. Einer von ihnen ist sogar 520 Jahre alt.
Der "Bonsai-Weg" ist das, was wir uns als erstes anschauen. Jeder Bonsai ist beschriftet.
Können wir natürlich nicht lesen. Außer die Altersangabe. Und jedes Mal, wenn ich hier vor
stehe, frage ich mich, warum auf den Holztäfelchen nicht das Jahr beziehungsweise die annähernde Zeit der Pflanzung, sondern das Alter
draufsteht. Und das obwohl die japanische Gartenkunst so zur Perfektion neigt wie nirgendwo. Interessant wäre auch woher die Bäumchen stammen.
Frage nur ich mich so etwas?
Der weitere Weg führt uns bergab zu dieser Laube oder Teehaus, das zum Teil über dem
Teich, "Ike Pond", schwebt.
Wir setzen uns kurz rein und saugen das Ambiente auf. Für mich ist es ein Versuch loszulassen, zu entspannen und abzuschalten.
Jedes Mal, wenn ich hier bin, versuche ich es. Aber vermutlich muss ich das noch üben und viel öfter herkommen.
Wie auch immer. Das ist mein absoluter Lieblingspark in Tokyo. Nirgendwo sonst habe ich einen Ort in Japan entdecken können,
der mich so verzaubert.
Irgendwo habe ich gelesen, dass Tokyoter ohne zu zögern Happo-en zum Heiraten wählen.
Ob das so stimmt, weiß ich nicht. Aber tatsächlich konnten wir bei jedem Besuch, unabhängig vom Wochentag,
Traupaare antreffen.
Das Ehepaar ist gerade in die Kapelle gegangen. Wir wollen nicht warten, bis sie wieder raus kommen.
Wir fragen diese junge Japanerin, ob sie ob wir sie fotografieren dürfen. Und klar! Japaner haben
generell weniger Bedenken. Es macht sie eher stolz, wenn wir sie fragen.
Tja. Badman ist auch schon vorgefahren.
Ob er aber heute der Bräutigam oder nur ein Gast ist,
werden wir nicht erfahren.
Wir schauen uns noch im Restaurantgebäude um und überlegen hier etwas zu essen. Entscheiden uns letztendlich
dagegen. es ist wunderschön aber letztendlich zu westlich.
Nach einer Stunde geht es weiter auf Garten-Entdeckungsreise.
Unsere Räder stehen noch da und weil da noch genügend Batterieleistung drauf ist,
greifen wir natürlich zu den gleichen Rädern.
Das Wetter könnte nicht besser sein.
Auf dem Weg zum Hamarikyū-Park überqueren wir die Sakurada-dori.
Linker Hand steht der Tokyo Tower fast zum Greifen nah vor diesem wunderbaren,
klaren stahlblauen Himmel. Postkartenmotiv!
Die Entfernung zwischen den beiden Parks beträgt etwa sieben Kilometer.
Die Bike Station ist schnell ausgemacht. Nur wie kommen wir dahin. Zwischen
dem Garten und der Station gibt es keinen Übergang. Wir fahren x Runden
und entscheiden das Rad einfach vor dem Eingang stehen zu lassen.
# Hamarikyū-Park in Hamamatsuchō
Einst war es der Familiengarten des Tokugawa-Shogunats, der über 15 Generationen
herrschte (1603 bis 1867). Es ist der einzige verbliebene Garten
in Tokyo dessen Teich mit Meerwasser gefüllt ist.
Die Gebäude und die Gärten wurden mehrfach beschädigt beziehungsweise zerstört. Einmal
während dem großen Kantō-Erdbeben im September 1923 und später während dem
2.Weltkrieg beim Luftangriff über Tokyo.
1946 wurde der Park der Stadt Tokyo übertragen, die ihn weitgehend restaurierte.
Die Gärten waren ein Enten-Jagdgebiet der Shogun. Heute ist zum Gedenken und zur
Besänftigung der dieser Jagd zum Opfer gefallenen Entengeister ein Grab errichtet worden.
Die traditionellen Verstecke zur Entenjagd, von denen Jäger auf die Enten gezielt haben,
sind noch immer in Hamarikyu zu finden.
Der traditionelle Garten steht im Kontrast zu den Wolkenkratzern des umliegenden Shiodome-Viertels. Keine
Aufnahme ohne ein Hochhaus im Hintergrund. Eine Mischung aus Tradition und Moderne, die Japan in den Augen der Welt prägt.
Gerade haben wir uns noch durch die trubeligen Straßen des Geschäftsviertels Hamamatsuchō gekämpft und schon beim Eintreten in den Park empfindet man eine Art Rückzugsort. Ein Ort der Ruhe. Wie auch immer Japans Gärten gestaltet sind - ist man im Park, hört man nichts mehr vom "hustle and bustle" der Umgebung. Wie unter einem Schutzschild. Und das mitten in Tokyo.
Hier eine wunderbare Aufnahme erzeugt über Google Maps, um zu zeigen, wie eingebettet, fast eingequetscht, zwischen den Hochhäusern Tokyos und den künstlich aufgeschütteten Inseln der Garden liegt.
Ziemlich zentral im Park liegt der etwa neun tausend Quadratmeter große Teich, Shiori. Mehrere
Brücken teilen den Teich in verschiedene Abschnitte.
Malerisch gelegen befindet sich ein Teehaus am Ufer. Hier kann man eine Teezeremonie
buchen. Da wir beide schon an Teezeremonien teilgenommen haben, haben wir natürlich nichts gebucht.
Interessant ist der Teich. Denn der ist an die Bucht angeschlossen ist mit Meerwasser gefüllt.
Man kann hier sogar Ebbe und Flut beobachten.
Blick Richtung neu gestalteter Tokyo Bay:
Der Hamarikyū Garden gehört zu den Shakkei-Gärten.
Man spricht von "Geliehene Landschaften". Das Prinzip ist das Einbindung der Hintergrundlandschaft in die
Komposition eines Gartens, das in der traditionellen ostasiatischen Gartengestaltung zu
finden ist. Der Begriff" Ausleihen von Landschaften" hat chinesischen Ursprung.
Nach anderthalb Stunden Ruhe und Hingabe der japanischen Gartenkunst geht's weiter.
Wir stürzen uns wieder mitten in den Trubel, den wir beide so an Tokyo lieben.
Es geht nach Shimbashi. Jedenfalls auf den Bahnhofsvorplatz vor der gleichnamigen Metro Station
1972 wurde anlässlich des 100. Jahrestages der ersten japanischen Eisenbahn diese Dampflokomotive der JNR-Klasse C11 (Baujahr 1945) platziert.
Hier gibt es natürlich das traditionelle Sabine-vor-der-Lok-Foto.
So nach etwa 30 Jahren. Jetzt wäre es natürlich perfekt ein Vergleichsfoto zu haben.
Es ist Dreiviertel Vier. Uns ist nach einem Kaffee. Oder noch besser: Nach Essen.
Zwar ist der Bahnhofsvorplatz ein Mekka für Restaurantliebhaber. Doch die, die jetzt schon geöffnet sind,
sagen uns nicht zu. Frittiertes Chicken spricht uns nicht an. Reine Sushi&Co-Restaurants
sind wieder wegen mir nicht möglich. Ich esse kein Seafood. Und Burger Restaurants lehnen wir in Japan kategorisch ab.
Also fahren wir weiter. Richtung Ginza.
Ein Blick auf Google Maps um mich zu orientieren und dann steuern wir eine Gasse an, die direkt an den U-Bahnbögen entlang läuft.
Hier, westlich der Yamanote Line Bögen - und das weiß ich noch von früher - gibt es unendlich kleine, kettenunabhängige Lokale.
Bei dem hier werden wir fündig. Erst wollen wir beide Ramen essen.
Dann entscheidet sich Sabine für Reis, Gyozas und japanisches, dünn geschnittenes Fleisch.
Es ist wirklich
authentisch und so lecker.
Und nach dem langen Tag unterwegs an der frischen Luft tut es so gut.
Wir sind die einzigen Ausländer im Lokal, die sicher als Gaijins durchgehen, aber nicht als Touris. Denn die verirren sich nicht hierher.
Ein paar Querstraßen weiter sind wir in Hibiya.
Ein weiteres Geschäftsviertel. Und nicht weit entfernt vom Kaiserpalast.
Das Essen hat uns Kraft verliehen. Anders kann man es nicht sagen.
Erst fahren wir vors Haupttor neben der bekannten Eisenbrücke. Jedenfalls versuchen wir es. Aber die Ordnungsmenschen
weisen uns mit strenger Mine darauf hin, dass Radfahren hier verboten sei.
Zum Laufen haben wir beide keine Lust. Wir kommen eh nochmals am Tage hierher. Es ist ja nicht weit von Mitsuke.
Ein paar Aufnahmen vom Wassergraben vor dem Kaiserpalast müssen noch sein. Das bezaubernde rosa Licht,
der untergegangenen Sonne, das es so meiner Expertenmeinung nach nur im Herbst gibt, ist die Krönung unseres Tages.
Bis zur westlich gelegenen inneren Flanke der äußeren Kaiserpalast-Anlage kann man mit Fahrrad fahren.
Der Weg ist asphaltiert. Wir sind nicht die Einzigen, die hier unterwegs sind.
Es sind sogar ziemlich viele, die diese Strecke in ihre Joggingrunde eingebaut haben.
Das Sakuradamon-Tor ist das größte der gesamten Schloss Tore. Es misst 15x15 Ken. Letzteres ist ein Längenmaß der japanischen Architektur.
Ein Ken schwankte im Verlauf der Geschichte, lag aber immer unter 2 Metern.
Was es so alles gibt. Habe ich schon erwähnt, dass Reisen bildet?
Das ist der Blick entlang des Wassergrabens Richtung Ginza. Auch schön. Noch besser natürlich wenn im Graben das Wasser noch höher steht.
Es wird langsam dunkel. Nicht auf den Straßen. Schließlich sind wir in einer Megacity. Mit der einbrechenden Dunkelheit wird es kalt. Empfindlich kalt. Aber darauf sind wir vorbereitet. Die Handschuhe und unsere winddichten Jacken haben den gesamten Tag schon auf Einsatz gewartet. Jetzt dürfen sie raus!
Wir fahren alle Schleichwege, die ich noch von früher kenne. Und sind dann auch keine Viertelstunde später in Akasaka-Mitsuke. Der Po hat sich an die langen Fahrradfahrten noch nicht gewöhnt. Deshalb stellen wir die Räder am anderen Ende Mitsukes ab, um auf dem Weg ins Hotel noch etwas in den Drogerieläden zu stöbern, die eine wahre Fundgrube sein können
Gleich daneben ist ein Glaskasten. Für all die Suchties, die "ohne" nicht auskommen und auf der Straße nicht rauchen dürfen.
Im Maruetsu, unserem favorisierten Minimarket, holen wir uns noch etwas schnellverwertbare Kohlenhydrate für morgen früh. Und wer das japanische Gebäck kennt, der weiß, dass es etwas Leckereres und Fluffigeres nirgendwo gibt. Deshalb packen wir auch schon für heute Abend etwas ein. Und ein Bier auf die Hand 😉
Einen doppelten Cappuccino und ein Fluffi-Gebäck später haben wir wieder genug Restenergie um im Onzen, der sich in der obersten Etage befindet, zu entspannen und den Tag Revue passieren zu lassen.
Morgen soll das Wetter nicht besonders werden. Wir entscheiden uns deshalb
morgen ins TeamLab, einem Lichtmuseum auf Odaiba zu gehen. Die Ticketbuchung gestaltet sich
etwas schwierig. Immer wieder bricht die Verbindung kurz vor der Beendigung des Buchungsprozesses ab.
Das nervt. Vermutlich habe ich jetzt sechs oder gar acht Tickets gebucht.
Ich weiß es nicht. Eine Bestätigung bekomme ich auf keine Buchung.
Jetzt informiere ich noch Rainer zu Hause, dass er doch bitte einen Blick auf die Kontobewegungen
werfen soll. Und dass er jede weitere Abbuchung bei unserer Bank beanstanden soll.