Nach fünf wunderbaren Tagen hier in Rancho Mirage müssen wir schweren Herzens unsere Sachen packen.
Das letzte Frühstück als Selbstversorger heißt auch den Kühlschrank leeren. Wir haben gut gewirtschaftet und gut geplant. Zuletzt bleibt noch etwas Milch, die wir kurz vor dem Verlassen des Condos trinken. Aber es bleibt auch noch ein ganzes unangebrochenes Toastbrot.
Wegwerfen? Ich kann das nicht. Also nehmen wir es mit.

Bevor es nach Irvine, unserer letzten Übernachtung geht, machen wir einen kleinen Abstecher in das Areal neben dem Interstate 10, wo die Windkraftanlagen mit den unendlich vielen Windrädern stehen.
Eigentlich hatte ich eine geführte Besichtigung geplant. Aber weder Rainer noch Frank hatten an so einer Führung Interesse gezeigt. Deshalb versuchen wir so nah wie das nur möglich ist mit unserem privaten Auto ranzukommen.

Wir verlassen den Interstate 10 in Garnet um in die Garnet Ave W zu gelangen. Hier ist man gefühlt am nahsten den Windkraftanlagen.
Direkt vor den unzähligen Windrädern zu stehen, lässt einen Größenvergleich zu. Wir sind uns nicht sicher. Aber vermutlich sind die Windmühlen in Deutschland höher. Aber eine solche Menge wie hier im Valley habe ich bei uns noch nie gesehen.
Eigenartigerweise empfinde ich die Windräder in Deutschland meist die Landschaft verschandelnd.
Doch hier im San Gorgonio Mountain Pass gehören sie wie das Hollywoodschild in Los Angeles dazu. Eine Art Wahrzeichen. Ein Synonym und bekanntes Bild wenn wir in das Coachella Valley einreisen. Eine Art nach Hause kommen, weil uns dieser Anblick so bekannt ist.

Windkraftanlagen gibt es seit über 100 Jahren.
Die erste Anlage am San Gorgonio Mountain Pass wurde 1982 von Wintec Energy errichtet.
Mittlerweile produzieren knapp 4.000 Windräder genügend Strom, um das gesamte Coachella Valley zu versorgen. Das ist einer der größten Windparks des Landes und steht auf einer Fläche von mehr als 180 Quadratkilometer. Momentan erzeugt der gesamte Park eine jährliche Energie von etwa 950 GWh.
Das Gebiet San Gorgonio ist eine von drei Hauptregionen zur Winderzeugung. Zusammen mit den beiden anderen (Tehachapi Pass & Altamont Pass) erzeugen sie fast 95 Prozent der gesamten kommerziellen Windenergieerzeugung in Kalifornien und rund 11 Prozent des weltweiten Windstroms.

Das Coachella Valley ist etwa 70 Kilometer lang und 25 Kilometer breit und Teil der Colorado Wüste. Und seit Beginn des 20. Jahrhunderts verwandelte sich das Tal in ein produktives aber bewässerungsbedürftiges, landwirtschaftliches Gebiet, das hauptsächlich durch den Anbau von Datteln bekannt ist.

Der San Gorgonio Mountain Pass ist eines der windigsten Gebiete der Welt. Die Windkraftanlagen sind deshalb strategisch auf beiden Seiten der I-10 platziert. Diese liefern dringend benötigte erneuerbare Energie.

Deshalb ist der San Gorgonio Pass ein idealer Ort für die Erzeugung von Windenergie.
Heiße Luft über dem Tal steigt auf und kühlere Luft zwischen den San Bernadino und San Jacinto Mountains durchströmen das Areal, wodurch auf natürliche Weise eine durchschnittliche Windgeschwindigkeiten von 25 bis etwas über 30 Kilometer pro Stunde erzeugt wird.
Die Hauptwindsaison findet hier von März bis September statt und fällt mit dem höchsten Energiebedarf (im Sommer) zusammen.
Interessant ist auch, dass nur ein Wind von etwa 10 bis 15 km/h nötig ist, um die Rotorblätter in Bewegung zu setzen.

Die größten Turbinen haben eine Leistung von 3 Megawatt, die genug Strom erzeugen können, um mehr als 1.500 Haushalte im Greater Palm Springs zu versorgen.
Die Turbinen sind inklusive Pfeiler und Rotor ungefähr 25 bis 50 Meter hoch.

Früher drehten sich hier mehr als 5.000 Turbinen im Wind. Aufgrund der Effizienz wurden sie minimiert. Es wird erwartet, dass die zukünftige Technologie effizientere Windkraftanlagen hervorbringt und ein weiterer Rückbau erfolgen kann.

Windkraftanlagen mit Stahlgittertürmen sind ältere Modelle. Deshalb sind nur noch wenige dieser Art zu sehen. Einige werden repariert. Einige sind einfach kaputt. Denn die typische Lebensdauer einer Turbine beträgt etwa 30-35 Jahre.

Nun geht es wieder weiter.
Ein letzter Blick und wir verlassen die südkalifornische Trockenzone.
Und der Abschied fällt nicht ganz so schwer, denn schon in knapp fünf Monaten werden wir wieder hier sein.

Etwas mehr als eine Stunde später unterfahren wir einen dieser Highway-Wirrwarr-Knoten, bei dem uns schon klar wird, dass es bis zum nächsten Ziel nicht mehr lange dauern kann.

Die letzte Nacht verbringen wir im Embassy Suites in Irvine. Es liegt etwas abseits von allem. Aber für die Anbindung der Ziele, die wir heute haben, ist die Lage perfekt.
Ausgewählt habe ich dieses Hotel, weil es für jeden von uns ein ordentliches Bett gibt und im Paket hatte es das beste Preis-Leistungsverhältnis. Und es gibt für alle ein ordentliches Frühstück.

Das Hotel wirkt sehr modern. Der überdachte Innenhof ist riesig und sehr ansprechend gestaltet.
Wir bekommen ein Eckzimmer. Als Hilton-Member kann ich die Tür auch über die Hilton App öffnen. Ich liebe eine solche Spielerei.

Ansonsten hat das Zimmer alles, was es braucht. Im Schlafzimmer steht ein komfortables Bett (diagonal) und bietet zu zwei Seiten einen Ausblick. Der ist allerdings alles andere als besonders.
Egal. Wir sind nur für eine Übernachtung hier.

Es ist Mittag. Und eigentlich essen wir nicht um diese Zeit.
Nun. Doch kein Urlaub ohne wenigstens einmal bei Carl's Junior gegessen zu haben. Und so ein Famous Star zwischendurch geht immer 😜
Wie gut, dass sich schräg gegenüber vom Hotel eine Filiale befindet. Und die ist supermodern eingerichtet.

Den Rest des Tages machen wir das, was wir schon immer machen, wenn wir hier in Orange County sind. Es ist sozusagen unsere traditionelle "Runde".
Über die Jamboree Road geht es vorbei am Fashion Island bis Balboa Island. Ein Inselchen im Ostküsten-Stil. Kleine holzbeplankte und bunt angestrichene Häuser mit Mini-Shops säumen die Straßen. Die Vorgärten sind top gepflegt. Eine wahre Freude fürs Auge.

Und bevor es mit der Fähre auf die Balboa Peninsula mit dem gleichnamigen Strand geht, steht man in der Agathe Avenue in einer langen Schlange an. Drei Fähren sind immer gleichzeitig zwischen den beiden Ufern unterwegs. Jede Fähre kann drei Autos befördern. Doch egal wie lang wir die Schlange hier schon erlebt haben, es geht zügiger, als man denkt.
Die nostalgischen Wandbemalungen lenken ab und erinnern wohl an die 1930er Jahre. Als Shirley Temple noch Hollywoods erfolgreichster Kinderstar war.

Die Aufnahmen der Überfahrt gehören zu den Klassikern unserer Urlaube.
Das Motiv ist immer das Gleiche. Aber wir lieben es!

Nun. Nach dieser Runde erreichen wir "unseren" Strand.
Der Balboa Beach ist riesig. Überfüllt haben wir den noch nie gesehen. Das einzige, was hier überfüllt ist, sind die Parkplätze. Die sind echt rar. Nach einer kurzen Suche werden wir fündig.

Es ist Anfang Mai - der Pazifik saukalt und mich bringen keine zehn Pferde ins Wasser!
Aber meine Männer! Insbesondere Rainer - er kann einfach nicht am Strand sitzen ohne ins Wasser zu gehen. Jedem seins.

Während die zwei sich vergnügen, gehe ich etwas am Strand spazieren und versuche das Flair einzufangen. Wie immer. Denn seit wir diesen Strand 1993 für uns entdeckt haben, ist es "unser Strand".

Auf dem Rückweg geht es einmal über Outbacks Steakhouse, um ein letztes Victorias Filet in diesem Urlaub zu genießen und dann ins Hotel.

Viel zu packen gibt es nicht. Schließlich sind wir gerade heute angekommen. Also optimiere ich das Gepäck, während die Männer im Auto für Ordnung sorgen.

Zuletzt stoßen wir auf den gelungenen Urlaub an.
Morgen geht es zum Airport. Franks Flug nach EWR geht schon gegen 1pm. Unser Flug dagegen startet zwei Stunden später. Genug Zeit - so Franks Argument - um noch an den Original Muscle Beach Santa Monica zu fahren.
Was wollen wir dort? Ja. Dort steht ein Sportgerät, das er unbedingt ausprobieren will...

Gefahrene Strecke: 154 Meilen = 248 Kilometer