Wo die zwei "Wild Rivers" - der Red River und der Rio Grande - aufeinander treffen ...
Wo die zwei "Wild Rivers" - der Red River und der Rio Grande - aufeinander treffen ...
Es ist 6am als wir beide wach werden und den Himmel checken.
Das Vorhaben, in den Red Rock Canyon zu fahren, lassen wir ausfallen.
Das gestrige Wetter, diese klare Luft ist nicht zu toppen. Gen Norden sieht das Wetter perfekt aus.
Doch gen Süden nimmt eine UFO-gleiche und riesige Wolke der Landschaft das Licht.
Blick aus dem Zimmer
Wir entscheiden daher einfach eher zu frühstücken, um so schneller
auf die Piste zu kommen.
Heute verlassen wir Colorado Springs und ziehen weiter. Mehr gen Süden. Es geht nach New Mexico, nach Taos.
Auch haben wir mittlerweile eingekauft, so sind die Unterwegsstullen gesichert. Vermutlich wird es unterwegs kaum Möglichkeiten geben irgendwo einzukehren. Und wenn auch - so sind wir absolut unabhängig!
9 am verlassen wir den Parkplatz bei 9°C - gefühlt etwa 15°.
Im Zentrum von Old Colorado Springs, direkt am Stadtpark, gibt es im angesagten Café, die Story Coffee Company
einen richtig guten und liebevoll zubereiteten Cappuccino. Die Sonne hat eine
enorme Kraft. So ist draußen sitzen selbst ohne Jacke kein Problem.
Im AT&T Shop, gleich an der Ecke, kaufen wir eine SIM. Natürlich ist das Einrichten und Freischalten im Service inbegriffen und kostet keinen Cent mehr als woanders.
Es ist 10am als wir wieder die I-25 gen Süden erreichen.
Bis Walsenburg ist die Landschaft weniger attraktiv. Es ist eher ein Kilometerschruppen.
Endlich Zeit um zum ersten Mal die Fotos auf dem Laptop zu sichern.
Kurzes Sichten und Prüfen der Einstellungen der gestrigen Aufnahmen und
schon erreichen wir Walsenburg. Hier tanken wir und verlassen die I-25 Richtung Westen
auf die CO 160.
Wir passieren ein paar nett anzusehende und fotogene Orte.
Leben möchte ich hier nicht. Aber das Flair ist das Amerika, das wir als
Europäer so im Kopf haben.
Über die CO 160 nach Taos zu fahren, ist sicherlich nicht die kürzeste Verbindung.
Doch darum geht es uns ja nicht. Der Weg ist das Ziel - und der Weg ist schön!
Der La Veta Pass
führt durch eine grandiose Landschaft. Der Pass führt uns zeitweise auf eine Höhe von
knapp 2.900 Metern und tangiert die Sangre de Cristo Range mit
wunderschön anzusehenden, schneebedeckten Spitzen. Dieses Gebirge
zählt zu den südlichsten Ausläufern der Rocky Mountains.
Es ist extrem windig. Gleich mehrere aufeinanderfolgende Schilder weisen auf die Scherwinde hin.
Der starke Wind schiebt auch monströse Wolkenformationen von der einen zur anderen Seite.
Insgesamt gefällt uns dieser Umweg sehr.
So zu fahren, kann also bedenkenlos empfohlen werden.
In Garland, der ersten Ortschaft seit langem, verlassen wir die CO 160 und folgen der weiteren Route auf der CO 159.
San Luis ist dann die letzte Ortschaft, bevor wir die Grenze zu New Mexico erreichen.
Ein Wasserspeicher, rechts des Weges, ist unser Pausenort.
Hier essen wir unsere mitgebrachten Stullen und genießen den Anblick auf die verschneite Bergkette.
An der Grenze von Colorado nach New Mexico wird die CO 159 zur NM522.
Etwa 17 Meilen südlich der Grenze von Colorado und 3 Meilen nördlich der Ortschaft Questa biegt die NM378 ab. Sie führt auf einen Rundweg auf dem man nicht nur sehr nahe dem Rio Grande kommt sondern am südlichsten Ende tief in die Schlucht und den Zusammenfluss des Rio Grande und Red Rivers schauen kann.
Der Scenic Byway, Teil des Rio Grande del Norte National Monuments, ist ein 13 Meilen (etwa 21 Kilometer)
langer, asphaltierter Rundweg und erfordert ohne Wanderungen
ungefähr zwei Stunden Zeit. Es gibt mehrere Camping- sowie Picknickplätze.
Auf dem Weg zu südlichsten Spitze des Rundweges gibt viele kleinere Wanderwege.
Am Ende, wo sich der Rio Grande (entspringt in den San Juan Mountains) und der Red Rivers (entspringt im Sangre de Cristo-Gebirge) vereinen,
am La Junta Overlook startet der anspruchsvolle La Junta Trail.
Im April war dieser jedoch geschlossen.
Von der Straße selbst gibt es keinen Blick auf den tief gelegenen Fluss.
Laut Angaben des BLM sind es bis zu 300 Meter Tiefe. Die Straße selbst bleibt
immer von der Einschnittkante entfernt. Doch nach einer relativ kurzen Wanderung hat man
einen kleinen Blick auf den Rio Grande.
Nach so viel Sitzen entscheiden wir uns für den netten, kleinen >Chiflo Trail.
Der ist nur 650 Meter lang. Klingt wenig ist aber ziemlich steinig. Vielleicht
laufen wir auch übers Ziel hinaus. Denn der Rio Grande lässt sich nicht blicken.
Die Steine auf dem Trail werden immer größer als nach der etwas waghalsigen Überwindung
endlich der Blick bis zum Fluss wenigstens zu einem kleinen Teil frei ist.
Der Ausblick ist etwas ernüchternd. Den Rio Grande
habe ich mir außerdem viel breiter und reißender vorgestellt. Aber vielleicht ist es auch
die Entfernung bis hier oben, die etwas täuscht.
Anschließend geht es zum südlichsten Punkt des Rundweges.
Den La Junta Overlook erreicht man über einen kurzen unbefestigten Weg.
Alles ist sehr gepflegt. Bänke laden zum Verweilen ein. Und in der Tat ist es sehr angenehm hier.
Wir sind momentan die einzigen Besucher. Kein weiterer Wanderer - kein Camper.
An der "Spitze" angekommen, steht man vor der Vereinigung zweier Flüsse. Auch hier sehen beide ziemlich schwach aus. Doch ganz so kann es nicht sein, sonst hätten sie nicht die Kraft sich so eine tiefe Schneise zu erarbeiten.
La Junta - so der Name dieses Overlooks, heißt auf Spanisch "eintreten" oder "treffen". Beide Flüsse, der
Red River und der Rio Grande stehen seit 1968 unter Naturschutz.
La Junta markiert die weiteste und gleichzeitig tiefste Stelle der Rio Grande Gorge.
Es sind etwa 1200 Meter Breite und knapp 250 Tiefe.
Ein Zaun schützt vor dem Runterfallen. Denn es geht extrem weit runter.
Die Macht oder Wucht der Natur ist deutlich spürbar. Das Zusammentreffen zweier solcher tiefer Schluchten erzeugt eine extreme Verwirbelung der Luft. Zeitweise habe ich Bedenken meine Sonnenbrille von der Nase weggepustet zu bekommen. Den Plan, hier Drohni gucken zu lassen, können wir gleich verwerfen. Das wird nichts. Viel zu windig.
Der Ausblick ist genial. Und aus Sicht eines Fotografen ist der Besuch entweder am Morgen
oder am Abend zu empfehlen.
Wie schon erwähnt, ist der Wild Rivers Byway ein Rundweg. Und so geht es die gleiche Strecke zurück.
Wir liegen zeitlich gut im Plan.
Wenn ich allerdings auf meine Liste mit den Ideen für den morgigen Tag
schaue, dann sieht es ziemlich kritisch aus. Deshalb überrede ich meinen Fahrer
zu einer Routenänderung. Taos, unser heutiges Ziel, ist zwar nur noch wenige Meilen von
Questa entfernt, aber die etwas umwegige Fahrt über den Enchanted Circle
ist sogar heute noch machbar.
Den Tipp, den Enchanted Circle zu fahren, habe ich im DA-Forum bekommen.
Enchanted heißt verzaubert und deshalb lassen wir uns darauf ein und schauen, was da kommt.
Der 83 Meilen lange Rundweg um den Viertausender Wheeler Peak setzt sich zusammen aus den
NM64, NM38 und NM522.
Wir werden die NM38 und NM64 fahren. Also nur 2/3 des Rundwegs.
In Questa biegen wir ostwärts auf die NM38. Hier beginnt eine Art Einschnitt
in den Berg. Es sieht schon schön aus. Doch erst als Rainer das Schiebedach öffnet und
wir den Blick nach oben haben, sehen wir, wie außergewöhnlich schön dieser Teil der Strecke ist.
Ein Skigebiet folgt dem anderen.
Und viele Hotels tragen deutsche Namen. Und überhaupt. Anhand der Häuser
könnten wir jetzt durchaus auch in Süddeutschland oder auch in Österreich sein.
Die Skisaison ist hier schon vorbei. Aber die Hänge sind noch satt mit Schnee bedeckt.
Sobald wir das Tal um den Eagels Nest Lake erreichen, von dem ich mir viel mehr erhofft habe, ändert sich das Klima. Der Schnee ist weg. Und es ist warm. Das obwohl wir uns hier auf rund 2.500 Meter Höhe befinden.
Der weitere Weg, also die NM64, ist sehr kurvenreich. Und wir verlieren wieder etwas an Höhe. Hier im südlichen Teil des Enchanted Circle und je mehr wir uns Taos nähern, tangieren wir Häuser und Gallerien im Stil New Mexicos.
Ich versuche das gesamte Ambiente etwas einzufangen - mit mäßigem Erfolg!
Die Hacienda del Sol
erreichen wir 16.50Uhr.
Das B&B liegt in einer winzig kleinen Gasse.
Noch bevor wir reingehen, sind wir beide fasziniert vom malerisch anmutenden Gebäude.
Es sieht aus wie in einem New Mexico Prospekt. Die kleinen Dekorationen machen das Bild perfekt.
Im Inneren empfängt uns Marc, der Schwiegersohn des Besitzers. Der Eigentümer ist übrigens Deutscher.
Aber ihn werden wir auch in den nächsten Tagen nicht zu Gesicht bekommen.
Marc führt uns durch das gesamte Anwesen, das über 200 Jahre alt ist. Wir sind begeistert
von der liebevollen Einrichtung im Haus und vom Außenbereich.
Unser Zimmer ist wunderschön.
Auch hier ist selbstverständlich nichts dem Zufall überlassen. Nicht nur
das Zimmer, sondern auch das Bad ist perfekt ausgestattet. Die Handtuchfarbe passt
zum Ambiente. Das Waschbecken ist ein Kunststück für sich.
Es gibt Bademäntel, Wasserflaschen, Gute-Nacht-Schokolade...
Ich komme aus dem Schwärmen nicht raus.
Auch der zur Hacienda gehörende Garten ist nicht nur perfekt gepflegt, sondern liebevoll dem Ambiente von Taos angepasst.
Zuletzt besprechen ich noch kurz unsere Pläne für heute Abend und den morgigen Tag
und hoffen so auf seine Zustimmung, ob das alles so machbar ist. Wie sich herausstellt sind
einige Attraktionen in absoluter Nähe.
Für heute Abend habe ich eine Brauerei ausgesucht. Doch Marc empfiehlt uns eine weitere
Filiale der Brauerei, die sich auf dem Weg zwischen Rio Grande Bridge und der Hacienda befindet.
"Dort ist allabendlich Live Musik"
Der heutige Sonnenuntergang in Taos ist kurz nach sieben Uhr. Zeit genug
um noch schnell zur San Francisco de Asis Church zu fahren. Haben wir gedacht!
Für die fünf Meilen benötigen wir eine gefühlte Ewigkeit.
Jeder, der von Nord nach Süd die NM522 fährt, muss durch den Ort. Und der ist damit
hoffnungslos überlastet. Als wir ankommen, ist die Kirche geschlossen.
Also geht es nun über eine landschaftlich wundervolle Umgehungsstraße zur besagten Bridge, die
über den Rio Grande führt.
Und ganz nebenbei:
Dass man mit dem Smartphone ganz schöne Aufnahmen machen kann, habe ich schon am gestrigen Tag gesehen.
Heute habe ich die Technik "gelernt", wie ich während der Fahrt Fotos machen kann ohne stehen zu bleiben.
Und die Steigerung ist natürlich, das Handy vor die Frontscheibe zu halten. Damit dieser
blaue Schleier, der die Scheibenfärbung den Aufnahmen verursacht, so gar keine Chance bekommt 😎
Die fotogene Stahlkonstruktion über den Rio Grande ist eins der Highlights von Taos.
Sie überspannt den Fluss bei etwa 600 Metern und verbindet die beiden Steilwände mit
einer Länge von 390 Metern.
Der beste Fotopoint befindet sich auf der westlichen Seite des Rio Grande.
Nicht nur ich suche den besten Blick auf die Brücke bei Sonnenuntergang.
Hier werden auch gerade Modeaufnahmen gemacht und so teile ich mir den vermeintlich besten Platz
mit anderen. Ohnehin ist mir etwas mulmig. Denn es gibt hier kein Geländer oder sonstige Absperrung.
Das finde ich gut.
Wenn ich an die Entwicklung am Gooseneck oder Horseshoe Band
denke, dann stellt sich mir die Frage, wie lange es noch so bleibt. Allerdings "profitiert" Taos
davon, dass es nicht auf der typischen Strecke der vielen USA-Südwest-Reisenden liegt.
Wie auch immer.
Ich suche immer noch nach dem für mich perfekten Standpunkt und frage mich dabei, warum
dies als ein Sunset Point ausgewiesen ist. Die Schlucht ist schon seit über einer Stunde im Schatten.
Ich denke also, auch am späten Nachmittag ist der Blick auf die Brücke reizend.
Zum Abschluss des Tages gehen wir in die... Brauerei.
Das Anwesen ist im frühabendlichen Licht leicht zu übersehen. Das Gebäude gleicht
einer Werkhalle. Erst als man sich nähert wird die coole Erscheinung schön.
Von Live Musik keine Spur.
Das Ambiente? Naja. Das Menü ist relativ übersichtlich.
Wir essen je einen Steakburger für 12 Dollar. Das selbstgebraute Bier ist jedoch den
Besuch wert. Rainer nimmt ein Schwarzbier und ich ein Pale Ale. Wir sind begeistert!
Da verzeiht man auch großzügig das zugige Ambiente 😉
Das war vielleicht ein erlebnisreicher Tag.
Gestartet sind wir bei 9°C und 1.839 Metern Höhe in Colorado Springs. Unterwegs erlebten wir Wind, Wärme, Schnee und dann wieder frühsommerliche Wärme.
Nach acht Stunden Fahrt begrüßte uns Taos in New Mexico bei angenehmen 25°C und 2.124 Metern Höhe.
Gefahrene Strecke: 334 Meilen = 535 Kilometer