Rund 67 landschaftlich schöne Meilen - wenn der Weg das Ziel sein soll ...
Rund 67 landschaftlich schöne Meilen - wenn der Weg das Ziel sein soll ...
Eine römisch-katholische Kirche gebaut auf heiliger Erde - Ziel vieler Pilger ...
Diese kleine Kapelle mit einer bedeutenden Historie ...
Die wohl bekannteste römisch-katholische Kirche in Santa Fe ...
Die ehemalige römisch-katholische Kirche beherbergt eine ganz besondere Wendeltreppe ...
Heute ist wieder Reisetag. Wir ziehen weiter. Nach Santa Fe.
Marc bereitet uns wieder ein leckeres Omelett zu. Es ist extrem fluffig.
Auch seine Frau ist heute anwesend. Wir unterhalten uns etwas und erfahren, dass
ihre Eltern die Inhaber dieses wunderschönen und liebevoll ausgestatteten Anwesens sind.
Halb Zehn, bei gerade mal 7°C fahren wir vom Hofe.
Die Wettervorhersage hat sich geirrt. Der vorhergesagte Regen bleibt aus.
Kurz überlegen wir, ob wir nochmals zur Badestelle am Rio Grande fahren.
Entscheiden uns aber dann doch dagegen.
Es geht straight ahead auf die High Road to Taos.
Die High Road to Taos ist die landschaftlich schönere Verbindung zwischen den Orten Santa Fe
und Taos.
Für uns, aus Taos kommend, beginnt der Scenic Byway in Ranchos de Taos. Hier
geht es auf der 518 gen Süden bis zur 75 bis Penasco
NM-76 über Chimayo bis Espanola I-84.
Die Strecke ist etwa 67 Meilen lang.
Der Weg ist das Ziel.
Nach dem wir den Großraum Taos verlassen, geht es serpetinenartig durch den
Carson National Forest. Fast jeder baumfreie Abschnitt bietet
sehr schöne Ausblicke auf kleine Canyons und Senken. Ab und zu gibt es eine Parktasche,
um den Weitblick genießen zu können.
Nun gut. Wir bleiben nicht überall stehen. Schließlich wollen wir noch vor
dem Wolkenbruch ankommen, der sich vom Osten her in Form von fetten und dunklen Wolken nähert.
Wir passieren spanisch inspirierte Dörfchen. Entlang der Straße
buhlen Galerien, die Figuren aus Zedernholz und Metall sowie anderes
Kunsthandwerk anbieten, um Kundschaft.
Wir fragen uns, wer das gerade hier kauft. Doch irgendwie müssen diese Läden ja
ihre Daseinsberechtigung haben.
Mir wäre ein Café lieber. Doch mit dem lässt sich vielleicht kein Geld verdienen
in dieser abgelegenen Gegend.
In der Gegend um Truchas tangieren wir eine riesige Abbruchkante, die
sich nicht hinter anderen Abbruchkanten Utah's verstecken muss.
Die schneebedeckten Berge im Hintergrund sind eine wunderschöne Kombination, die
mit einem Foto nicht im Geringsten wiedergegeben werden kann.
Die High Road to Taos schlängelt sich immer so weiter und östlich von uns wartet schon das Unwettergebiet. Wir rechnen mit extremen Unwettern.
Ein Schild weist auf den Ort Chimayó hin.
Chimayó? Da war doch etwas? Irgendetwas habe ich bei den Vorbereitungen für die Reise gelesen 🤔
Und eine Pause vom Fahren täte uns auch gut. Deshalb nehmen wir die Biege und fahren in den Ort.
Kaum zu glauben - als wir den Abzweig in den Ort Chimayó nehmen, fahren wir wie in eine andere Wetterzone. Deko-Wölkchen zieren den dunklen, stahlblauen Himmel.
Die Hauptattraktion, die Kirche, ist gut ausgeschildert. Viele Besucher sind nicht da.
Wir suchen nach einem geeigneten Parkplatz und finden auch einen: in einer Nebenstraße,
ganz in der Nähe einer kleinen Kapelle.
Hm. Ein Parkverbotszeichen finden wir zwar nicht, aber so ganz geheuer ist uns das auch nicht.
Nun ja. Wir zahlen den Eintritt für den Besuch der Kirchenanlage und erst dort entdecken
wir den Hinweis, wo sich der eigentliche Parkplatz befindet. Nämlich rechterhand der Kirche.
Mein Höhepunkt ist das Örtchen Chimayó mit seinem hübschen Ortskern.
Einst eine spanische Festung, befindet sich im Zentrum des Ortes die
Santuario de Chimayó. Erbaut 1816 - also vor über 200 Jahren.
Santuario de Chimayó gilt als die meistbesuchte Kirche in New Mexico.
Es ist ein Anziehungspunkt für Pilger. Denn
man glaubt, dass sie auf heiliger Erde mit wundersamen Heilkräften erbaut worden ist und
somit die Kraft besitzt, Kranke zu heilen.
Heilungssuchende zieht es zu einem Loch, El Posito, in dem sie die heilige Erde
mit der Hand greifen und sich damit die entsprechenden Körperstellen einreiben und
somit auf Genesung hoffen.
Das Gelände ist sehr gepflegt. Und wie in fast allen Kirchen hier in New Mexico ist das Fotografieren nicht erwünscht.
Während Santuario de Chimayó die Hauptattraktion des Ortes ist,
wird die kleine Kapelle nebenan kaum beachtet. Dabei lohnt der Besuch schon wegen
der interessanten Geschichte, die sich bis zum 14. Jahrhundert zurückverfolgen
lässt.
Als zu dieser Zeit christliche Männer wegen ihrer Religion im Gefängnis saßen, durften
sie nur von Kindern besucht werden. Frauen, Schwestern und Töchter dieser Männer
beteten um Hilfe, die bald in Form eines kleinen Jungen kam.
Dieses Kind besuchte die Gefangenen regelmäßig und brachte ihnen Essen.
Der Legende nach war sein Korb nie leer und sein Wasserkürbis immer voll.
Er wurde bald als die Manifestation von Jesus Christus selbst angesehen und
erhielt den Spitznamen "Santo Nino" oder "Heiliges Kind". Zu Ehren dieses Kindes wurde
eine Statue angefertigt, die immer wieder verschwand. Immer dann wenn gebärende Frauen Heilung und Hilfe
benötigten. Irgendwann verschwand die Figur ganz.
400 Jahre später pilgerte Severiano Medina zum Schrein des Santo Niño de Atocha
in Mexiko und brachte die Statue des Santo Nino in sein Haus in Chimayo zurück.
Zu Ehren des Santo Nino errichtete er 1857 in der Nähe des El Santuario de Chimayó
einen winzigen Schrein, in dem die Statue untergebracht ist.
Die Statue zeigt das Heilige Kind, das seinen Wasserkürbis und einen Brotkorb hält.
Im Gebetsraum kleben Fotos von Kindern am Altar. Und an der Decke sind hunderte von Babyschuhen befestigt. Dies liegt daran, dass einige Kapellenbesucher als Dank für die beantworteten Gebete kleine Schuhe zurücklassen.
Und weil auch hier das Fotografieren nicht erwünscht ist, gibt es keine Innenaufnahmen.
Die High Road to Taos, die NM-76 führt nun weiter gen Westen über die NM-88 bis sie auf den US-285 Highway führt.
Doch wir verlassen in Chimayó die offizielle Wegführung.
Für uns geht es hier gen Süden. Erst über die Juan Medina Road - CR-98 bis wir auf Cundiyo Road - NM-503 stoßen.
Etwa eine Meile später, also kurz nach diesem langen Bogen, den die Straße hier macht,
werden wir auf eine unbefestigte Stichstraße aufmerksam, in die wir reinfahren.
Sieht interessant aus. Diese Gegend sollte man sich noch genauer anschauen.
Noch während der Fahrt versuche ich etwas mehr Infos rauszubekommen. Doch
die nächste Attraktion ruft.
Projekt wird aufgeschoben - nicht aufgehoben.
Der Versuch die Nambe Falls zu erreichen schlägt dann fehl. Nach etwa zwei Meilen auf der Dirt Road versperrt uns ein Tor die Weiterfahrt. Ganz ohne Begründung.
Im Ort Nambe wollen wir noch die Sagrado Corazón de Jesus besuchen.
Einer der ältesten Kirchen in dieser Gegend.
Ein schöner imposanter Bau. Ein Nachbau. Denn die Originalkirche ist 1946 abgebrannt, wurde
jedoch in kürzester Zeit wieder aufgebaut.
Leider ist die Kirche verschlossen.
Während der weiteren Fahrt fallen uns immer wieder kleine Menschengrüppchen auf,
die entlang der Straße laufen.
Hm. In Südafrika würde uns dies nicht auffallen. Dort ist es üblich entlang der vielbefahrenen Straße oder
gar dem Highway zu laufen. Aber hier in den USA?
Und dann bei diesem Wetter?
Ok. Ich darf in meinem Bericht schon mal vorgreifen, denn wir fragen beim
Einchecken an der Rezi. Und wer hätte es gedacht: Es sind Pilger, die seit Tagen nach Chimayó
pilgern. Sie alle wollen am Freitag ihr Ziel erreicht haben.
FAZIT: High Road to Taos
Eine schöne Strecke ohne größere Highlights (wenn man von den Kirchenbesuchen absieht).
Kann ich bedenkenlos so empfehlen, wenn der Weg auch das Ziel sein soll.
Kurz vor Santa Fe beginnt es zu regnen. Eigentlich nur ein feiner Nieselregen.
Doch über dem Ort entlädt sich ein Gewitter.
Wow. Da hatten wir wohl echt Glück.
Das La Fonda on the Plaza,
unsere Bleibe für die kommenden Nächte,
ist schnell gefunden. Es befindet sich genau im Zentrum gegenüber der Saint Francis of Assisi Kathedrale.
Und gerade als wir in die Garage reinfahren, beginnt es sogar zu hageln!
Das Einchecken erfolgt recht schnell und professionell.
Wir bekommen ein Upgrade auf eine Suite und werden in der 5. also obersten Etage wohnen.
Lange habe ich mit mir gehadert, dieses Hotel zu buchen. Es war mir einfach zu teuer. Letztendlich gab es am Black Friday ein Sonderangebot: 25% Preisnachlass und Frühstück inklusive. Das hat's gebracht! In Zukunft werde ich immer auf Black Friday Angebote achten!
Die Lobby-Ebene wirkt wie eine Mall. Mehrere Restaurants, Galerien und andere Geschäfte sind hier vertreten. Und überall gibt es großzügige Sitzgelegenheiten, die auch genutzt werden. Auf dem Weg zum Hotel-Lift wird es dann etwas ruhiger. Das Interieur gefällt mir. Alles ist wunderbar aufeinander abgestimmt.
Unser Zimmer, also die Suite ist im mexikanischen Stil eingerichtet.
Im Wohnzimmer
befindet sich sogar ein Kamin. Auch gibt es einen Balkon.
Ach ja. Und eine Nespresso Maschine mit ausreichend vielen Kapseln.
Alles schön und gut. Aber mit einer Suite in einem Ort, an dem wir eh nur unterwegs sind,
macht man mir keine besondere Freude. Ich liebe es im Hotel auf dem Bett zu liegen,
zu lesen, zu surfen und einfach zu fläzen.
Das Zimmer ist echt toll ausgestattet. Absolut stilecht.
Trotzdem fehlt eine gewisse Wärme. Vor allem im Wohnzimmer.
Doch das ist momentan unwichtig. Die Räume werden durchfotografiert und dann
gibt es endlich einen "richtigen" Kaffee.
Bei unserem hiesigen Besuch im letzten Jahr haben wir ja gelernt, dass die Sehenswürdigkeiten
Santa Fe's spätestens 16.30 Uhr schließen.
Dieses Jahr wollen wir deshalb aus den Fehlern lernen!
Das Wetter hat sich etwas beruhigt. Doch weiterhin ist es stark bedeckt.
Aber eben ideal für Indooraktivitäten.
Die gegenüber dem Hotel befindliche Basilica und die Loretto Chappel sind unsere nächsten Ziele.
Es ist Mittwoch vor Ostern und die Kathedrale ist gut besucht. Irgendwie
herrscht Betriebsamkeit. Sieht nach Vorbereitungsarbeiten für das Osterfest aus.
Das Innere, also die Wand- und Deckengestaltung ist schön und schlicht. Reißt mich aber nicht vom Hocker.
Wir machen einen Rundgang und verlassen die Kirche.
Bis zur Loretto Chapel ist es nicht weit.
Im Grunde genommen
befindet sie sich auf der anderen Seite unseres Hotelkomplexes.
Anschließend geht es in die Loretto Chapel, einst eine römisch-katholische Kirche.
Für das Betreten müssen wir 5USD (Stand 2019) zahlen.
Auf Rainers Frage, warum wir für den Besuch einer Kapelle Eintritt zahlen müssen,
erhalten wir die belehrende Antwort: "Es sei keine Kapelle mehr, sondern ein Museum."
Die ehemalige Kapelle ist ziemlich klein. Der Altar wunderschön.
Die Hauptattraktion allerdings ist die Wendel-Treppe. Und das wird zelebriert:
Man weiß weder wer es erbaut hat, aus welchem Holz sie gefertigt wurde, noch
wie es möglich ist, dass so eine Wendeltreppe ganz ohne Mittelkonsole oder einer anderen
Stütze auskommt. Die Treppe hat nämlich zwei 360-Grad-Drehungen und keine sichtbaren Stützmittel.
Es wird vermutet, dass die Treppe ohne Nägel gebaut wurde - nur Holzpflöcke.
Die drei Mysterien.
1878, Fertigstellungsjahr der Kirche, gab es aus damaliger Sicht keine Möglichkeit die
obere Etage - die man als erweiterte Sitzmöglichkeit nutzen wollte - zu erreichen, als über eine Leiter.
Der Legende nach beteten die Schwestern der Kapelle zum heiligen Josef, dem Schutzpatron der Zimmerleute,
um eine Lösung für das Sitzproblem zu finden.
Am neunten und letzten Gebetstag erschien ein Mann mit einem Esel und einem Werkzeugkasten in der Kapelle,
um Arbeit als Schreiner zu suchen.
Er erschuf diese Treppe und verschwand ohne Bezahlung oder Dank.
Nachdem man nach diesem Mann gesucht hat, sogar über Anzeigen in der lokalen Zeitung,
kam man zu dem Schluss, dass es der heilige Josef selbst war, der die Gebete der Schwestern erhört hatte.
Ich liebe solche Geschichten. Unlösbares wird so einfach erklärt. Wie zufrieden
und gutgläubig die Menschen damals gewesen sein mussten.
Selbst in der heutigen Zeit weiß man nicht, wie das funktionieren kann.
Viel mehr bin ich verwundert, dass man bis zum heutigen Tag die Holzart nicht identifizieren kann.
Oder nur ein tolles Geschäftsmodell, um auf sich aufmerksam zu machen 🤔
Auf dem Rückweg laufen wir den Old Santa Fe Trail zum Hotel. Ein Trail suggeriert eher unbefestigt zu sein. Das war vielleicht einmal. Heutzutage ist es eine geschäftige Straße mit Galerien und Shops. Typische Andenken werden hier präsentiert. Und fotogen sind sie auch noch.
Am Abend geht es in ein empfohlenes Nobelrestaurant, das
Martin.
Rainer hat die glorreiche Idee zu Fuß zu laufen. Auch gegen meinen Protest.
Von der Entfernung her ist es überhaupt kein Problem. Doch wer läuft schon abends in den USA
zu Fuß? Tatsächlich sind wir die Einzigen weit und breit!
Das Innere des Restaurants ist ziemlich klein. Die Deckenhöhe niedrig.
So hat es eher einen Wohnzimmercharakter. Das Restaurant ist nur mittelmäßig gut besucht.
Der Empfang ist sehr nett.
Die Menükarte ist sehr übersichtlich, was ja nicht unbedingt ein Nachteil sein muss.
Die Speisen beziehungsweise deren Anrichtung sind eine Augenweide.
Selbst ein Caesar Salat kann man auch sehr edel darreichen.
Wieder etwas gelernt.
Ich bin kein Restaurantkritiker - aber die Speisen bekommen von mir 10 von 10 Punkten.
Und der neuseeländische Wein 12 von 10 !
Für eine Nachspeise reicht leider unsere Magengröße nicht.
Jedenfalls ist es eine tolle Erfahrung. Und obwohl wir selbst in den USA nicht zu den
Schnellimbiss-Gängern gehören und auf gutes Essen achten, war dies eine
angenehme Überraschung. So edel haben wir in den USA noch nie gegessen. Wussten aber auch nicht,
dass dies möglich ist. Jedenfalls nicht in den sogenannten Fly-over-States.
Gefahrene Strecke: 85 Meilen = 136 km