Die nächtlichen, kühlen Temperaturen um die 12°C waren wohl der Grund, weshalb wir so wunderbar geschlafen haben. Dank Jetlag sind wir früh ins Bett gekommen und heute dementsprechend früh schon fit gewesen.

Wir haben den Esstisch und die Stühle schon gestern Abend nach draußen gehievt, so können wir - warm gekleidet natürlich - draußen frühstücken. Und wie immer im Urlaub, bereitet Rainer das Frühstück zu. Das volle Programm. Speck, Eier und Hashbrowns.
Ach ist das herrlich. Das Einzige, was wirklich fehlt, ist ein schöner warmer Kaffee in einem Mug, den man mit beiden Händen umschlingen kann, mit dem Gefühl mitten in der Natur zu sein. Kaffee gehört nicht zur Ausstattung. Und das haben wir nicht bedacht. Und wir hatten gestern Abend auch keine Möglichkeit Kaffee zu kaufen.
Es ist recht frisch draußen. Aber die Sonne scheint und das macht richtig Lust auf den Tag.

8.50Uhr verlassen wir bei 14°C unseren Standplatz. Im Hauptgebäude kann man sich einen Kaffee holen. Das machen wir auch. Ein Becher Kaffee kommt mit. Leider noch nicht trinkbar. Weil viel zu heiß!

Die Pooltable Road (Rd 600) erreichen wir etwa fünf Minuten später.
Es ist kurz vor 9Uhr. Das ist ein Novum für uns. So früh sind wir sonst nie auf der Piste!
Ab nun geht es auf der unbefestigten Straße recht zügig bergauf. Schnell ist die Ebene erreicht, von der wir einen fabelhaften Blick auf diesen Teil der San Juan Mountains bekommen. Hinter der rechten Erhebung befindet sich Creede. Die Sonne ist noch recht flach und macht ein schönes Licht.
Und by the way - der Kaffee ist jetzt trinkbar 😎

Zehn Minuten später bleiben wir wieder stehen. Das müsste das Tal sein, in dem unsere Blue Creek Lodge ist. Gut, dass wir die Google Offline Karten geladen haben, um uns einigermaßen orientieren zu können. Denn wieder einmal habe ich hier keine Verbindung zum Mobilen Internet.

Die Fahrt allein ist schon eine Reise wert.

Wir erreichen eine neue, großzügige Ebene. Das könnte der Hanson's Mill Campground sein. Von Camping ist hier aber keine Spur. Wir sind vorerst die Einzigen Besucher. Die Absperrung der fortführenden Straße trübt nicht nur ein wenig, sondern total die bisherige gute Laune! Auf dem Zettel steht geschrieben, dass wegen starker Regenfälle die Straße im schlechten Zustand ist.
Damit ist an Ort und Stelle auch unser Ausflug zur Wheeler Geological Area auch beendet!
Ach was bin ich sauer. Hat uns doch der Typ gestern Abend gesagt, die Zufahrt sei offen.
Obwohl die fortführende Pooltable Road von hier aus doch ganz ordentlich aussieht und wir schon vermuten, dass die Absperrung nur noch niemand weggeräumt hat, ist das Umfahren der Absperrung keine Option.

Da stehen wir ziemlich betreten da und suchen nach Plan B.
Von hier aus Wandern? Wir sind uns nicht sicher.
Es wären noch etwa sieben Kilometer. Hin und zurück Vierzehn!

Ein Transporter kommt angefahren. Wir beobachten, wo er denn weiterfährt. Drinnen sitzen mehrere Männer. Und aus der Nähe erkennen wir schon, dass es Arbeiter sind. Kurze Zeit später hören wir das Sägen. Kurzzeitig überlegen wir diesen Weg zu nutzen.
Aber... Wir sind nicht gerade Glückspilze, wenn es um Fahrten auf unbefestigten und aufgeweichten Boden geht. Es wäre nicht das erste Mal, dass wir irgendwo in einer menschenleeren Gegend festsitzen. Und so etwas wie uns 2011 in der CBS passiert ist, will ich nie wieder in meinem Leben erleben. Auf solch ein Abenteuer kann ich gern verzichten!

Inzwischen kommen zwei andere Autos hier hoch. Schauen auf die Absperrung und drehen wieder um.

Bevor wir nun umkehren, schicken wir Drohni hoch.
Schön - schön. Aber die "Pilze" finden wir nicht.
Dafür aber einen netten Überblick über das Gebiet rings um uns.

Keine Ahnung. Suchen die Anschluss?
So ganz geheuer sind mir diese Viecher nicht, wenn sie mich mit diesem starren Blick anschauen und einen "Wer-gibt-als-Erster-auf?-Test" machen. Ich liebe ja Natur - aber nicht gleich so. Da verschanze ich mich lieber in meinem Auto. Fühle mich gleich sicherer. Nicht auszudenken, wenn wir während einer Wanderungen einen Bären treffen würden 🥴

Projekt Wheeler Geological Area wird hiermit auf die sogenannte "nächste-Mal-Liste" gesetzt.
Viertel nach Elf machen wir uns auf den Rückweg.

Unglaublich aber wahr. Während der Fahrt sehe ich im Wald, einige Meter weg von der Straße, aus dem Augenwinkel etwas Rotes.
"Das wird doch kein Pilz gewesen sein?"
"Soll ich zurückfahren?"
"Ööööm. Ja. Warum nicht?"

Und es ist tatsächlich ein Pilz. Und was für ein Exemplar!

Wenige Meter später begegnen wir mehreren offenen Buggys. Die Passagiere laufen draußen rum und manche schauen sich auch im Wald um. Wir bleiben auch stehen, weil wir etwas Sensationelles erwarten, das wir nicht verpassen wollen. Doch allesamt (ein noch älteres Semester als wir es sind - und das will schon etwas heißen) sind mit dieser gebuchten Tour einfach nur so unterwegs. Und ja. Es ist ja auch schön hier. Natürlich gibt es in so einer Truppe immer Jemanden, der entweder aus Deutschland "stammt" oder auch schon da war. Mit einem Herrn kommen wir ins Gespräch, der uns erzählt, dass er sogar zwei Jahre in Deutschland gelebt hat. Aber nun sei es zu lange her und ihm wird klar, dass sein Deutsch fast vergessen ist. Ansonsten erzählt uns deren Guide, dass er schon zig Jahre diese Touren macht. Und in den letzten Jahren beobachtet er einen außergewöhnlichen Zuwachs an Pilzsorten, die er noch nie zuvor hier gesehen hat.
🤔 Die Sporen werden wohl nicht die vielen Touristen im Paket mit ihren Schuhen mitgebracht haben?

Plan B ist ganz klar der Bachelor Loop in Creede.
Was richtigerweise [Kri:d] ausgesprochen wird und nicht wie wir es tun, es einfach und bequemlichkeitshalber immer Krehde nennen.

Creede haben wir uns schon 2018 im Schnelldurchlauf angeguckt. Die Stadt gehört für mich zu den "künstlich auf alt"- gemachten Orten. Genau wie Ouray und Silverton und viele andere mehr. Alle Häuser in Creede sind übrigens nicht aus der Ursprungszeit. Die sind nämlich bei einem Brand im Jahr 1883 vollkommen zerstört worden. Was man jetzt sehen kann, stammt aus der neueren Blütezeit um 1930 oder gar später.
Creede liegt übrigens bei etwa 3.475 Metern Höhe und hat in manchen Wintern mit einer Schneehöhe von sechs Metern zu kämpfen.
2018 waren wir am späten Nachmittag hier. Vollkommen überrascht, dass es hier diesen kleinen, hübschen Ort gibt. Und das Wetter war grottenschlecht. Aber heute? Heute ist der Himmel stahlblau!

Na ja. Ein paar Fotos mache ich doch noch aus dem fahrenden Auto. Aber zum Flanieren durchs Dörfchen ist uns die Zeit zu schade.

Der Bachelor Loop ist ein 19.6 Meilen (etwa 31.5 Kilometer) langer Loop auf der unbefestigten aber gut präparierten West Willow Creek Road. Eine schöne Rundreise vorbei an Überresten verschiedener Minenstandorte oberhalb von Creede, als in den Goldminen ertragreich gearbeitet wurde. Als die Goldadern versiegten verließen die Einwohner etwa 1890 den Ort Creede. Bis in die 1930er Jahre blieb Creede auch weitgehend verlassen. Neue Kupferfunde brachten wieder Leben in den Ort. Bis etwa 1950 gewann man das dringend benötigte Metall. Mitte der 1950er Jahre lebten hier nur noch ein Dutzend Minenarbeiter. Zwar hatte man noch versucht, die Minen aufrecht zu erhalten, doch als die Verseuchung des Alamosa Rivers durch Natriumcyanid-Lösungen mit dem Abbau in Verbindung gebracht wurde, war eine vollständige Schließung unumgänglich. Daraufhin meldeten die Eigentümer der Mine 1992 Konkurs an.

Wir starten an der Ostflanke des Loops, der sich anfangs entlang des West Willow Creeks entlang schlängelt.

Ob die Schlittschuhe nur darauf hinweisen, dass dies ein Wintersportgebiet ist oder ob das mal ein Verleih-Kiosk war, bleibt uns verborgen.

Die Straße bietet wirklich viel. Egal ob man sich für Minen interessiert oder nicht. Die Steinformationen liegen zeitweise recht nah zusammen. Anfangs geht echt recht steil berghoch. Dennoch. Bei trockener Straße kann man locker den Weg mit einem PKW wagen.

Nach fast der Hälfte fahren wir nur noch durch einen Aspen-Wald.
Die Faszination ist etwas vorüber. Jedenfalls für uns.
Sticht man hier nicht zum Wandern ein, ist das Meiste oder Beste gesehen.
Kurz darauf kommt die Wendeschleife und es geht wieder bergab.

Wir erreichen die Last Chance Mine. In dieser Mine werden Touren angeboten.
Doch ausgerechnet heute ist Mittwoch. Und Mittwoch ist geschlossen.

Wir folgen der Straße bis wir eine weite, steil abfallende Wiese auf der rechten Seite, erreichen. Die klare Sonne hat sich zwar schon verabschiedet, aber es ist dennoch ganz nett. Einige Meter tiefer steht eine Bank. Die lädt förmlich zum Verweilen ein.
Warum nicht? Wir haben für heute eh kein weiteres Highlight auf dem Programm.
Wir schnappen uns die mit Pastrami belegten Stullen, Gurken und etwas zu trinken und steigen zur Bank ab. Hier verbringen wir eine Weile. So eine Ruhe und die Abgeschiedenheit bei dieser Aussicht hat man nicht so oft.

Der Stopp am allerletzten Aussichtspunkt wird uns zum Verhängnis.

Wir sind nicht mehr weit von Creede. Das da unten ist Creede.
Davor ist die Bulldog Mountain Mine zu sehen. Eine der Minen, die erst in den 1990er Jahren geschlossen hat.

Als wir weiter fahren, registriert Rainer dass die elektrische Parkbremse blockiert. So fahren wir vielleicht einen Kilometer in der Hoffnung, es ist nur die Anzeige beziehungsweise ein kurzzeitiges Problem. Wie es aussieht ist es nicht kurzzeitig. Wir bleiben stehen und testen die Temperatur der Bremsscheiben. Kochend heiß! Zündung aus. Zündung an. Nein die Bremse bleibt angelegt. Ok. Inzwischen suche ich in der Bedienanleitung nach Lösungen. Alles was da steht, ist nicht zielführend. Nebenbei fällt mir ein, dass ich neulich etwas von einem ähnlichen Vorfall gelesen habe, wo letztendlich ein Brand entstanden ist. Das hat uns noch gefehlt! Hundert verschieden Szenarien gehen mir durch den Kopf. Nur die Tatsache, dass wir nahe einem Ort sind, stimmt mich etwas gelassener.
In Creede gibt es keine Alamo Station. Auch finde ich bei dem langsamen Internet keine Autowerkstatt. Die nahe liegendste Werkstatt, die mir angezeigt wird, soll sich in South Fork befinden. Sie trägt den neckischen Namen "The Only Garage". Bis South Fork sind es aber 27 Meilen. Soweit können wir eigentlich mit diesem Auto nicht fahren, ohne die Bremsen ganz runterzuschaben.

Der Weg führt steil bergab und wir lassen das Auto mit wenig Gas langsam rollen.
Währenddessen rufe ich Frank an und schildere ihm die Situation, gebe ihm alle Daten die er für ein Telefonat mit Alamo benötigen könnte.
Kurze Zeit später ruft er zurück und erklärt uns die einzige Lösung, die uns Alamo anbieten kann:
Sie schlagen vor, uns ein anderes Auto aus dem 120 Meilen entfernten Durango zu bringen. Das könnte aber durchaus sechs bis acht Stunden dauern. Könnte auch passieren, dass das Auto erst morgen Vormittag geliefert werden kann.
Blick auf die Uhr: Es ist kurz vor Eins. In Sechs Stunden wäre akzeptabel. Das wäre heute Abend um Sieben. Aber morgen Vormittag? Das geht gar nicht. Morgen verlassen wir South Fork. Es ist unser nächster langer Fahrtag, an dem frühes Starten geplant ist. Der Cinnamon Pass steht auf dem Programm! Ach so. Und dass es wieder ein Tahoe mit 4WD sein wird, das könne man uns auch nicht versprechen. Nicht einmal einen 4WD können sie versprechen.
Nun sind wir etwas geklatscht.

Das Visitor Center befindet sich am Ortseingang. Wir fahren in Schrittgeschwindigkeit. Im Visitor Center bestätigt man uns, dass es in Creede definitiv keine Hilfe gibt. Wir müssen nach South Fork. Doch angenommen wir würden hinkommen, wer zahlt die Kosten? Alamo sicher nicht. Denn sie sind ja bereit, uns ein neues Auto zu bringen. Fragen über Fragen. Der Kopf raucht.

Wir fahren einige Meter weiter. Da merkt Rainer, dass das Auto wieder frei rollt.
"Lass mal auf diesen Schreck in ein Café gehen und alle Varianten abwägen."
"Ja. Prima Idee"
Plötzlich blinkt eine weitere Lampe auf: Getriebe überhitzt!
Nicht das noch! Nun werden wir uns beim Kaffee trinken Zeit lassen, damit sich das Auto abkühlen kann.

Creede ist eine reine Touristenstadt. Irgendwo habe ich gelesen, dass sie nur von diesem Erlös überhaupt noch lebt. Nicht verwunderlich, dass es hier nur Gallerien, Restaurants, Hotels und Cafés gibt. Da wollen wir sie mal unterstützen.

Eins von den vielen Cafés spricht uns an. Es hat nämlich eine kleine aber nette überdachte Terrasse. Der Himmel sieht eh aus, als wenn es gleich anfängt zu regnen. Ein Tisch ist auch nur noch frei. Alle anderen Plätze sind besetzt. Fast jeder hat einen Laptop vor sich zu stehen. Offensichtlich gibt es hier freies Wifi. Bedienung? Fehlanzeige. Selfservice ist angesagt. Das stört uns nicht.
"Bringst Du mir bitte auch 'ne Kugel Eis mit?"
"Ja. gute Idee. Ich nehme auch ein Eis."
Rainer kommt zurück und fragt mich, ob ich wirklich Eis will. Zwei Kugeln kosten 8 USD + Tax. Ok. So gern mag ich Eis doch nicht. Wir nehmen "nur" zwei kleine Tassen Cappuccino.
Unkosten: 11.32 inklusive Tax 🫤

Nachdem wir Creede nun fürstlich vor dem Ableben unterstützt haben, gehen wir zum Auto.
Kleiner Test an den Bremsen: Kalt. Gut so.
Wir fahren los... und?
Parkbremse scheint sich entspannt zu haben. Getriebelampe leuchtet auch nicht mehr auf. Bis zur Lodge bleibt das auch so.
Ist das nicht prima?
Unser Sohn ruft nochmals zurück und will wissen, wie wir uns nun entscheiden werden. Wir sind uns alle einig. Umtausch fällt aus. Dennoch. Mir gibt das keine Ruhe. Ich will nicht morgen das Problem nochmals haben. Womöglich auf dem Cinnamon Pass. Deshalb beschließen wir nach der kurzen Augenpflege noch irgendwo hinzufahren, um sicher zu gehen, dass alles wieder ok ist.

Ich blättere in dem Creede & Mineral County Journal, das ich im Visitor Center mitgenommen habe. Mir fällt ein imposantes Wasserfall-Bild auf. Da könnten wir heute noch hinfahren - trotz der gruseligen Wolkendecke. Vielleicht ist da oben kein Regen und kein Unwetter. Außerdem könnten wir unser Auto nochmals checken, ob es Lust hat noch länger mit uns auf Entdeckungsreisen zu gehen. Wenn dann der Fehler nochmals auftauchen sollte, müssen wir in den sauren Apfel beißen und die Reiseroute modifizieren.
Hoffen wir aufs Beste!

Vom Blue Creek bis zu den North Clear Creek Falls sind es knapp 40 Meilen (rund 65 Kilometer). Lang genug, um das Auto nochmals einem Eignungstest für morgen, wohl unserem schwierigsten Teil der Reise, zu unterziehen.
Es geht die CO-149 gen Norden. Die Strecke sind wir nun schon öfter gefahren, so dass uns kein "oh" oder "ah" entfleucht. Ganz plötzlich erscheint ein Wegweiser zu den Fällen. In letzter Sekunde - und gerade so - kriegt Rainer die Kurve.
"War ganz schön knapp. Oder?"
Nach kurzer Zeit endet auch die befestigte Straße. Es folgt eine weitestgehend gut präparierte aber eben unbefestigte Straße mit netten Ausblicken auf die Umgebung. Über der Bergkette lauert allerdings schon ein Ungeheuer, namens Unwetter. Ab und zu blitzt es. Wir tun es als Höhengewitter ab.
Das Auto fällt auch nicht mit Funktionsproblemen auf. Wir gratulieren uns für die Entscheidung, auf einen Tausch nicht eingegangen zu sein. Wer weiß schon, welches Auto wir bekommen hätten. Mit dem hier sind wir sehr zufrieden. Wichtig ist ja auch, dass wir auf den langen Strecken auch gut sitzen können.

Auch wenn es durch die Dunkelheit viel später wirkt, es ist kurz vor Drei als wir vor den Wasserfällen stehen. Nach dem ersten Umschauen und einigen Fotos, spazieren wir den unbefestigten Trampelpfad entlang des Ausläufers des Creeks. Denn soooo sensationell sehen die Fälle auch nicht aus. Oder aber ist es der Standpunkt. Vermutlich würde meine Begeisterung größer sein, wenn ich unten stehen würde. Es geht noch höher und dann um die Ecke. Ein echt schöner Platz zum Sitzen und Landschaft gucken. Gerade als wir beide auf einem Stein Platz nehmen, donnert es so laut, dass es auch direkt hinter uns gewesen sein könnte.
Boa habe ich einen Schreck bekommen. Was war das denn?
Dann donnert es noch einmal! Also nix wie zurück. Denn das ist kein Ort, wo man sich eventuell unterstellen könnte.
Am Parkplatz angekommen, ist alles wie schon vorher: Bewölkt aber von Gewitter keine Spur.

Also nehmen wir uns die Info-Tafeln vor und lesen etwas über die Fälle: Die etwa 30 Meter hohen North Clear Creek Falls sind durch einen Vulkanausbruch vor 27 Millionen Jahren entstanden. Eine Vulkan-aktive Zeit, die für die Entstehung der San Juan Mountains verantwortlich ist.

Wir verlassen den Parkplatz dort, von wo die meisten kommen. Und stellen erst jetzt fest, dass dieser Zugang sich viel näher an der CO-149 befindet. Unser Weg, war wohl der für Liebhaber der wilden Streckenführung 😉

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite ist ein weiterer großer Parkplatz. Keine Ahnung wofür, denn so sensationell sind die Wasserfälle nun doch nicht. Aber eben eine schöne Attraktion für Geh-faule entlang der CO-149, der auch Part des Silver Thread Scenic Byway.
Ja und was machen die vielen rumlaufenden Steaks hier? Kalte Füße auf der Wiese bekommen? Werden wir wohl nicht erfahren. Als wir abfahren, stehen die immer noch rum.

Impressionen vom Weg zurück.
Es ist schon eine schöne Landschaft. Anders kann man das nicht benennen. Die tiefer liegenden Grasebenen sind so schön satt und saftig. Als Rind empfindet man es sicher paradiesisch.

Uns direkt auf den Fersen ist das fette Regengebiet, das sich offensichtlich einringelt. Bisher sind wir dem immer davon gekommen und haben maximal ein paar Tröpfelchen abbekommen.

Den Rest des Nachmittags verbringen wir auf der Schaukel unserer Veranda. Das ist schon sehr gemütlich.
Heute gibt es wieder Steaks mit Gemüse. Der Grill, für den wir gestern extra die Leitung organisieren mussten, aber nicht genutzt haben, entpuppt sich als Smoker. Und damit habe ich null Erfahrung. Sicher super, wenn man hinter der Cabin im Blue Creek einen Fisch fängt und den dann gleich zubereiten will.
"Aber für Steaks? Das habe ich noch nie gehört!"
Aber Rainer drängt darauf. So bekäme das Steak einen wunderbaren Smoke-Geschmack.
Keine Ahnung warum ich mich immer wieder einmal auf solche Ideen einlasse. Ideen von jemand, der wenig bis null Ahnung vom Essen zubereiten hat. Smoken ist nicht grillen. Das hat Rainer gelernt.
Das Chuck-Steak ist heute furchtbar fest. Könnte auch als Schuhsohle oder Schutzschild gegen Pfeile zum Einsatz genommen werden. Ich bin schon etwas sauer darüber. Nehme mir aber endlich Zeit für die Grundlagen amerikanischer Fleischzuschnitte. Und eins habe ich auch gelernt: Chuck-Steaks zuzubereiten ist gar nicht so leicht. Es ist auch kein ausgesprochenes Grillfleisch. Eher für langgarende Gerichte geeignet. Ab sofort kommen nur noch Rib-Eyes Steaks in den Einkaufskorb. Sonst gar nichts!

Gefahrene Strecke: 111 Meilen = 179 Kilometer