Wildcard SSL Certificates
  • Tag 7
,

Highlights des Tages

South Coyote Butte

Read More

Wenigstens die Zufahrt kennen wir schon ...

...und die Rettung

Read More

Es gibt überall gute Menschen ...

CBS oder doch nicht ?

Tag 7 kriegt mal einen Titel:
"Es hätte ein so schöner Tripp werden können" oder "die CBS ist einfach überbewertet... es gibt hier mehr Adventures"

Aber ich fang' mal von vorne an:
Geplanter Treffpunkt mit G.: 7.00 Uhr im Frühstücksraum.

Wir waren zwar schon früher da, aber nur weil wir mal ein paar COMPLAINMENTS loswerden mußten.
Denn wir haben am Morgen eine "Spur" an Decke und Wand gefunden.
Nicht etwa die einer sabbernden Schnecke.
Nee.
Wir haben eine Wasserader im Zimmer. Und das an der Decke!

Die Dame an der Rezeption wollte uns erst einmal einen „INGENIEUR“ schicken.
Ach nöööö.
Sollen wir etwa warten? Wir wollen unsere Zeit nicht mit Warten auf dem Zimmern verbringen.
Wir sind hier, um maximal viele Adventures zu erleben - und zwar außerhalb des Hotels.
Wir bekamen ein neues Zimmer mit einem noch breiteren Fenster und: (das ist ja wohl klar) für die Wahnsinnsunannehmlichkeiten einen Frühstücksvoucher für die 2 kommenden Tage
So fängt der Tag ja doch noch richtig positv an.

# Auf dem Weg zur Boyote Buttes South

Gut gelaunt und genauso vorbereitet schaffen wir es 9.30 Uhr bei knalleblauem Himmel zu starten.
CBS wir kommen.

Alle erforderlichen GPS-Daten haben wir von Synnatschkes Seite eingespeichert.
Zusätzlich überzeugt uns der Hinweis, den wir auf Skotschier’s Seite gelesen haben, die CBS-Area vom Süden, also über die 89A anzufahren, um auf die House Rock Valley Road zu gelangen. Diese Strecke ist zwar länger, jedoch ist der Anteil der Gravel Road kürzer.

An der BLM 1017 (Corral Valley Road) 36°51'43"N 112°03’47"W stechen wir in die Pampa und fahren auf sandigem Weg, der jedoch noch gut zu befahren ist.
An der Kreuzung zu BLM 1066 Richtung Poverty Ranch haben wir nur noch sieben Meilen bis zum CBS-Parkplatz.

coyote buttes south,Utah,USA

Nach dem Gatter gibt es die ersten Pfützen

coyote buttes south,Utah,USA

Das Ziel ist in Sichtweite

Den ersten Pfützen können wir noch durch Umfahren bravourös ausweichen.
Meine zwei "Experten" prüfen jedes Mal den Weg bzw. die Pfütze auf Befahrbarkeit.
Und hier wurde entschieden: nicht durchfahrbar.
Wir beschließen, die Wiese links von den Pfützen zu nutzen.
Doch das Ausweichmanöver wird uns zum Verhängnis.
Was wir nicht gesehen haben:
die Ausweichfläche ist eine stark aufgeweichte Stelle.

# stuck up in the mud

coyote buttes south,Utah,USA

Und das ist auch der Beginn eines Albtraums.
Das linke Vorderrad blockiert und gräbt sich so langsam in den schlammigen Boden.

Zuerst wollen wir es nicht wahr haben und sind sicher, hier wieder rauszukommen, in dem G. und ich das Auto rückwärts rausschieben.
Rainer sitzt am Steuer.
Die Motorhaube wird dabei so heiß, daß wir Probleme haben über längere Zeit dran zu bleiben.

Eine gefühlte Ewigkeit später ist das Rad zwar etwas freigeschaufelt, die freigeschaufelt Kule läuft allerdings in kürzester Zeit wieder voll.
Auch der nächste Versuch uns zu befreien schlägt fehl.
Inzwischen versuche ich irgendwelches Gestrüpp zu sammeln um die Matschepampe etwas griffiger zu gestalten.

Dann wird entschieden, daß ich ans Steuer soll, meine starke Begleitung schiebt das Auto.
Jeglicher Versuch läßt die Fahrerseite immer tiefer versinken.
Am Anfang waren wir ja noch umsichtig mit dem Dreck im Fahrgastraum, doch mittlerweilen sieht der Fußraum genau so rot schlammig aus wie vor der Tür.

coyote buttes south,Utah,USA

Szenen voller Verzweiflung!

Mittlerweilen geht die Fahrertür nur noch max. 30° auf.
Rainer und G. versuchen abwechselnd das Vorderrad rauszuschaufeln.
Doch je mehr wir graben, desto tiefer versinkt das Vorderrad und die Aufhängung.
Die Männer organisieren aus ca. 100m Entfernung Steinplatten, um unsere neue Idee umzusetzen: per Wagenheber das Auto anzuheben, unseren Zaunpfahl drunter zu schieben, um endlich weiter fahren zu können.
Wieder Nichts - Wieder kein Erfolg.

Ich gehe auf die Suche nach festen, felsigen Steinen. Finde ich aber nicht!
Irgendwie sollte es doch möglich sein in der „rote-Steine-Gegend“ ein paar Steine als Unterlage zu finden

Ich schleppe also die hier rumliegenden Steinplatten an.
Zuerst also legen wir die erste und dann die zweite Steinplatte unter den Wagenheber.
Doch mit viel Mühe kann das Auto nur um etwas mehr als einen Zentimeter aus dem Sumpf gehoben werden.
Jedoch bröseln die nicht nur auf, sondern sind durch die unendliche Aufnahmefähigkeit dieses Modders weg. Verschlungen!

coyote buttes south,Utah,USA

Langsam vergeht uns die Puste und die gute Laune aus. Jetzt haben wir nur noch wenig, und zwar wirklich sehr wenig Hoffnung.

coyote buttes south,Utah,USA

Gut.
Oder auch nicht gut...
Hm. Was nun?

Spätestens jetzt sind wir am Ende.
Und Zuschauer haben wir auch schon.

Wir sind frustriert. Keiner denkt mehr an unser eigentliches Ziel.
Das ist nicht weiter als zwei Meilen von uns entfernt: die coyote buttes south.

Jetzt ist auch uns klar, wenn wir nicht bis zum morgigen Tag hier mitten in der Wildniss bleiben wollen (und das will keiner von uns Dreien), ist eine Wanderung bis zur House Rock Valley Road die einzige Lösung aus diesem Dilemma.

Es ist ungefähr 12.45Uhr.
Wir nehmen also alle unsere Wertsachen sowie genügend Wasser mit.
Dank der fantastischen neuen App auf dem iPad finden wir die kürzeste Route über die Paw Hole.

Und wie es kommen muß, fängt es auch noch an zu regnen.
Aber das stört uns momentan noch nicht.
Wir sind nicht nur sprachlos über diese Situation, wir fühlen uns vollkommen machtlos.

13.45Uhr
Wir gehen immer noch.
Zwischendurch kommt auch mal die Sonne raus.

14.30Uhr
Wir gehen immer noch.
Keiner hat mehr eine lustige Geschichte parat...so einfach zur Ablenkung.

15.30Uhr
Mittlerweile wird es windig und der Himmel ist schwarz.
Es grollt am Himmel. Ich sehe auch ein paar Blitze.
Ich habe höllische Angst, denn wir sind auf einer Hochebene.
Die Männer beschwichtigen mich und meinen nur, daß wenn ich es donnern höre, dann ist eh schon alles vorbei.(später jedoch, erfahre ich, daß sie genau so’n Schiß hatten wie ich).

Dann fängt es noch einmal an RICHTIG zu regnen. Riesige und harte Tropfen treffen uns.
Wir sind klitschnaß.
Es weht ein kalter Wind.
Und nur der Gedanke, daß wir hier raus wollen,gibt uns die Kraft weiter zu gehen.

Später
Unser Kräfte sind bald am Ende.
Wer von uns Dreien bis jetzt noch nicht den „Heidi-Klum-Germanys-Top-Model-Gang“ konnte, beherrscht den spätestens jetzt.
Warum? Das kann ich Euch sagen.
Nicht genug, daß wir laufen und laufen und laufen, nein, wir tun es im Tiefsand und das Ganze in einer schmalen Reifenspur, das heißt, ein Schritt muß vor den anderen gesetzt werden. Durch diesen Gang tun uns die Hüften höllisch weh!
Und immer noch ist die HRVR nicht zu sehen.
Rainer versucht jetzt ganz besonders witzig zu sein... „ist doch ein tolles Workout“ ...hahaha
Weder G. noch ich finden das so richtig lustig.
Einziger Trost bei diesem Workout ist, daß es fast nur bergab geht.

16.40Uhr
Von Weitem sehen wir die HRVR.
Wir haben das Gefühl bald da zu sein.
Die Hoffnung auf Hilfe ist so nah.
Aber unser Ziel ist weiter als es aussieht.
Wir gehen und gehen.
Immer wieder haben wir Bedenken, ob wir um diese Zeit noch jemand auf dieser Straße treffen, ob jemand noch unterwegs sein wird.
Wir verwerfen die pessimistischen Gedanken und hoffen auf’s Beste. Machen sogar eine „Bestellung im Universum“.

Dann sieht Rainer als erster in der Ferne ein blaues Auto.
Er läuft und pfeifft, versucht sich bemerkbar zu machen.
Ich ziehe mein gelbes Shirt aus.
Guildo wedelt mit dem Shirt.

Das Auto schwenkt in unseren Sandweg ein.
Was für ein Glück!

Ich hänge etwa 100 Meter hinterher.
Dann sehe ich, wie Rainer mit den Leuten spricht und ich habe Hoffnung. Als ich auch am Auto bin, stelle ich fest, daß es ein Kleinstwagen mit zwei alten Leutchen ist, deren gesamtes Volumen –ab deren Rückenlehne- und ich meine wirklich Volumen, also bis zur Decke, voll mit deren Gepäck ist.

Uns mitzunehmen ist ausgeschlossen.
Ich bin mit den Nerven am Ende und fange an zu weinen.

Wir erfahren, daß dieses Ehepaar einige, wenige Meter weiter Ihr Zelt aufschlagen will. Sie mögen auch nicht mehr die Strecke zurückfahren.
Wir reden auf sie ein, machen Vorschläge wie: wir leihen uns deren Auto aus oder sie sollen uns nach Page bringen und wir bezahlen ihnen eine Nacht im Hotel.
Nein sie wollen nicht.
Sie bieten uns an, auf deren Plane zu übernachten. Denn sie haben genug zu Essen.
Wir betteln und flehen sie an, uns nach Page zu bringen.
Dann, plötzlich, entschließen sie sich zu einem, so finde ich, radikalen Schritt.
Der Plan ist: sie lassen ihr gesamtes Gepäck hier auf der Wiese, nehmen nur die Lebensmittel mit (diese sollte man wegen der Coyoten und anderer Tiere nicht in der Wildnis lassen) und bringen uns zu einer Stelle, wo wir Hilfe finden können.
Wir helfen die Plane auszubreiten und das Gepäck aus dem Auto zu befördern.

Erstaunlich was alles so reinpaßt in so ein kleines Auto.
Wir erfahren, daß sie Anfang Juni ihren Tripp in NYC begonnen haben und sich so gen Westen bewegen, immer schön in der Natur zelten und die Landschaft studierend bewandern.
Zu guter Letzt bietet mir die Dame einen Wein an, einfach so um mich nervlich zu beruhigen. Ich lehne jedoch dankend ab.

# Rettung

Ich schaue zur HRVR und sehe einen Pickup.
Wieder rennt Rainer hin. Wieder wird mein T-Shirt zum Winkelement!

Tatsächlich biegt er in unsere Richtung ab.
Wir stoppen das Auspackmanöver.
Der Cowboy, und das ist er wirklich, ist nicht nur cool drauf, sondern verspricht uns zu helfen.
Aktion Auspacken wird zur Aktion Einpacken.
Wir fotografieren uns gegenseitig sind furchtbar dankbar, daß die Leute uns doch helfen wollten.
Alle sind überglücklich. Besonders, da sind wir sicher, die zwei alten Leutchen, die nun weiterfahren in Richtung Pow Hole.

Ron, unser Hero und Retter, bittet uns jedoch noch am Wegesrand auf ihn zu warten.
Denn er muß erst noch Wasser zu den Pontons bringen, die wir vor gefühlten 2 Std. beim Vorbeilaufen gesehen haben. Dieses Wasser ist für seine Kühe, die hier auf der trockenen Weide grasen.
Er hat dieses ca.200 Tsd qm Land gepachtet mit all den häßlichen Tiefsandpassagen.
Während wir also warten, ermitteln wir, daß wir etwa sieben Meilen = ca.11,3 km unter schwersten und für untrainierte Stadtmenschen unüberwindbaren Bedingungen, wie im tiefen Ostseestrand-Sand gelaufen sind und jeder ca.3000 kcal verbraucht haben muß.

Auf dem Rückweg „lädt“ uns Ron auf und nimmt uns mit zu seiner Ranch.
Dort will er nochmals die Wasserbehälter auffüllen und eine Kette zum Abschleppen mitnehmen. Wir lernen neue Phrasen, wie: „stuck in the mudd“...muß ich ja jetzt nicht wirklich übersetzen.

Am Tor seiner Ranch sehen wir ein Schild mit der Aufschrift:

„Don’t shoot near the house“

Was ist damit gemeint? Er erklärt uns nicht nur, daß in dieser Gegend Wild gejagt wird sondern auch Coyoten. Die schießt er auch, denn die beißen seinen Kühen die Schwänze ab und töten die Jungtiere.
Dabei zeigt er ganz nebenbei, auf ein flaches Gebinde, das direkt auf dem Armarturenbrett liegt.
Ups, ein Gewehr...und ich dachte, das ist eine Angel.

Ron zeigt uns seine Ranch.
Ein transportables Haus und daneben eine "Cabin".
Das Grundstück liegt malerisch an einem Felsen, davor ein See. Ein Pferdegatter. Und er ist sichtlich stolz.

Ron - unser Retter

Als die Wasserkanister wieder voll sind, geht es endlich los.

Es ist ca.18.30 Uhr.
Unterwegs sehen wir noch seine Frau, die mit dem Pferd unterwegs ist und die Kühe zu den Pontons treibt, denn "die Rindviecher finden das Wasser sonst nicht" (O-Ton Ron).

Wir erfahren, daß er mit dem Vieh sein Geld macht und wir rechnen mal so hoch, daß er jährlich ca. 100.000 USD Brutto Einkommen hat. Wenn man mal seine Grundkosten und die viele Arbeit sieht, die ganz offensichtlich sehr hart ist, und das Ganze unter diesen doch bescheidenen Lebensbedingungen, stellen wir übereinstimmend fest: Das muß man lieben, um so zu leben.
Ron erzählt uns, daß er Schwedisch kann.
Das hat er während seines 2-jährigen Aufenthalts als Mormonenmissionar direkt in Schweden gelernt.
Wir fahren in das Gebiet, Richtung Paw Hole rein und sehen die alten Leute, die ihr Zelt schon aufgebaut haben. Wir winken uns gegenseitig zu.

Hier ist erst einmal Zwischenstopp. Das Wasser für die Kühe wird in die Pontons umgefüllt.
Die Männer haben eh viel zu erzählen.
Es fühlt sich an wie ein Adventure-Urlaub.
Daß wir eigentlich zur coyote buttes south wollten, daran denkt keiner mehr.

Wahnsinn. Wir fahren die gesamte Strecke zurück, die wir vorher gelaufen sind. Es kommt mir unheimlich lang vor.

Und dann geht alles ganz schnell. Angekommen, geht Ron die Fläche ab und schätzt dabei ein, wo und wie man unseren Liberty am Besten rausziehen kann. Kaum, daß die Verbindung steht, holt er das Auto aus dem Schlamm, als wenn es das Leichteste der Welt wäre.

...das haben wir hinterlassen...

Überglücklich verabschieden wir uns dankend. Steigen ins Auto, das nicht nur draußen mistig sondern auch innen, durch das ständige Rein und Raus bei unseren Startversuchen, vollkommen verdreckt ist.

Wenn jetzt jemand denkt: Das war's schon für heute? ...Nein!
Irgendwie hatten wir im Hinterkopf in Erinnerung, daß die Leute etwas von einer Flash Flood unterwegs erzählten.
Aber zu der Zeit waren wir ja nicht wirklich aufnahmefähig.

Zurück auf der HRVR - und das ohne Reifenpanne oder Ähnliches.
Mittlerweile ist es dunkel geworden.

Nach einer Weile auf der wunderbar asphaltierten 89A werden wir von der Polizei angehalten.
Jetzt, da waren wir uns einig, kann uns nichts mehr schocken.

Und das ist das einzige Foto, das ich von einem "roten Stein" gemacht habe

Eine ganz miserable Ausbeute!

Die Polzisten weisen uns darauf hin, daß hier "nur" eine Muhre runtergekommen ist.

Wenn die wüßten was wir schon alles heute hinter uns haben.

Naja, die Straße ist praktisch verschluckt worden. Das heißt also: die nächsten ca.250m sollen wir ganz langsam fahren. Und immer an den brennenden Fackeln orientieren.
Na gut, wenn es weiter keine Probleme gibt.

Der Rückweg erscheint uns unendlich.
Wir lassen den Tag mehrfach revue passieren. Wir sind so happy und voller Adrenalin.
Solch‘ ein Erlebnis vergißt man nie und hat ewig etwas zu erzählen.

Einmal zur coyote buttes south und zurück? Einfach überbewertet. Es gibt geilere Storys !

Gefahrene Meilen 170mi = 273km