Einen wirklichen Plan für heute, gibt es nicht.
Ich schaue zur Fensterfront.
Hm.
Das Wetter ist wie am gestrigen Vormittag.
Es kann sich noch nicht entscheiden.
Auf alle Fälle wird das wohl mit dem Poolen heute nichts.

Ok. Es soll etwas Unspannendes sein und nicht so anstrengend.
Sandra empfahl mir eine Geisterstadt.
Nelson.
Hm. Wir sind eigentlich nicht die Geisterstadtfans.
Aber die Links inklusive Fotos, die sie mir geschickt hat, haben mich absolut überzeugt.
Doch den ganzen Tag in Nelson?

Schon mal etwas vom Lake Las Vegas gehört?
Immer wieder poppte dieser Ort auf, als ich auf der Suche nach Hotels in Henderson war.
Irgendwie würde das so für den Vormittag reinpassen...

Ach ja.
Und dann fällt mir noch ein, daß ich doch während der Fahrt ein Hinweisschild zu "Pottery Barn" einem Home Furnishing Store gesehen habe...
Da will ich auch noch hin.

Gut. Die Eckpunkte sind gesetzt.
Der Plan für diesen Tag mit dem fürs Fotografieren unvorteilhaften Licht wäre damit im Kasten.
Gleich nach dem Frühstück geht's los.

Pottery Barn liegt im Green Valley District, einem "neighborhood" von Henderson. Auf 4 km 2 ist ein moderner Stadtteil entstanden.
Ein wenig vornehm wirkt es schon. Auf alle Fälle ist es sehr sauber und gepflegt hier. Der Baustil ist etwas europäisch. Es gibt kleine Straßen, die Wohnhäuser haben im Parterre kleine Geschäfte bzw. Cafés und es gibt sogar einige wenige Parkplätze direkt vor den Läden.
Es sind kaum Menschen hier. Und die, die wir hier beobachten, die wollen auch ihren gehobenen Stil zum Ausdruck bringen. Jeder, der etwas auf sich hält, hat natürlich ein Hündchen an der Leine. Dabei meine ich nicht die Männer, die gelangweilt in den Loungemöbeln lümmeln.
Ok. Ich "scanne" ganz kurz das Angebot bei Pottery Barn und bin sehr angetan vom Flair hier.
Da kann ich schnell noch zu Fuß in die eine oder andere Boutique reinschauen. Echt lustig.
In Kleiderläden höre ich, wie diese aufgestylten Frauen sich speziell etwas für das Memorial Weekend zum Anziehen kaufen.
Ich schaue mich im Spiegel an... Naja. Vielleicht bräuchte ich auch etwas Neues.
Während Rainer es sich in den Loungesesseln gemütlich macht und surft (ja es gibt hier free wifi), kommt bei mir so etwas wie Kauflaune auf. Doch an der Kasse kann ich leider nicht zahlen. Meine Kreditkarte funktioniert zwar, aber ich habe keine ID mit.
Blöd. Aber was soll's. Muß eben Rainer zahlen

Green Valley District, las vegas, henderson,nevada

Genug geguckt.

# Lake Las Vegas

Nicht weit vom Green Valley District, etwa 13 Meilen östlicher, liegt ein weiteres relativ neu geschaffenes Gebiet, Lake Las Vegas, eine moderne Geisterstadt.
Von Weitem scheint es, als ob man nach Italien einreist. Italien wie man es aus Prospekten kennt. Um den angestauten See liegen malerische Villen im italienischen Stil.

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Überall finden gerade Straßenbauarbeiten statt.
Aber auch weitere Villen entstehen entlang des Sees.
Lake Las Vegas hat offensichtlich die besten Zeiten schon hinter sich.
Aber hatte es überhaupt eine gute Zeit?
Zu dem sehr weitläufigen Gebiet gehören auch drei Hotelresorts.
Wir fahren erst einmal die außen liegenden Hauptstraßen bis zum Ende.
Doch außer Bauarbeitern sieht man kaum Menschen.

Das Ganze hat irgendwie unser Interesse geweckt. Wir fahren noch einmal zurück zum Kreisverkehr und suchen die Abzweigung zum "Stadtkern".

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Als wir unser Auto abstellen hören wir Musik.
Wirkt sehr einladend.
Als wir allerdings die Promenade erreichen, sind wir irritiert.
Die Promenade ist wunderschön angelegt, italienisch und stilecht bis ins kleinste Detail... es säuselt Musik aus versteckten Lautsprechern. Über den Geschäftseingängen sind Schilder mit Namen der jeweiligen Läden, Markisen zieren das Gesamtbild.
Irgendetwas stimmt aber nicht.
Es ist etwas gruselig.
Wir fühlen uns etwas einsam, denn kein einziger Mensch flaniert hier.
Es ist wie Disneyland, wenn es geschlossen hat. Es wirkt wie eine riesige Hollywoodfilmkulisse, in der der Film schon längst abgedreht ist. Wie Polly Pocket, wie eine Puppenstube so niedlich - aber verlassen.
Eine moderne Geisterstadt!

lake las vegas, henderson,nevada
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Am Seeufer angekommen finden wir drei geöffnete Restaurants. Auch ein paar Spaziergänger sind unterwegs. Es sind jedoch nicht mehr als eine Hand voll Pärchen.
Auf dem See sind zwei Kajaks unterwegs. Auch zwei Stand Up Paddler testen ihr Können.
Aber das war's.
Das westlichen Ende des Sees überspannt eine bebaute Brücke. Sie erinnert mich an die Ponte Vecchio in Florenz.
Wir spazieren dorthin, finden aber nur verlassene Ladengallerien und Restaurants.

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Im Hilton ist absolut nichts aber auch gar nichts los. Die Rezeption ist zwar besetzt und man sieht auch hin und wieder Personal.
Aber für wen?
Wir nutzen die Toiletten hier. Und die sind picobello sauber.
Im Vorraum stehen frische Blumen.

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Bevor wir Lake Las Vegas verlassen, kehren wir hier kurzentschlossen bei einem Italiener -wo sonst?- ein. Das Essen ist perfekt. Das Olivenöl vom Feinsten und der Preis für das Essen ein Schnäppchen.

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Voller unbeantworteter Fragen fahren wir zu unserem nächsten Besichtigungspunkt, der eigentlichen Geisterstadt, nach Nelson, NV.
Wir benötigen nicht einmal eine Stunde.
Mittlerweile strahlt die Sonne und der Himmel ist dunkelblau.

# Nelson

Die Anfahrt nach Nelson,NV über die US 95 und NV 165 führt über das karge und trockene Land.
Bevor wir den Ort erreichen, sehen wir ihn schon aus der Ferne. Nelson, NV liegt in einer Senke.

nelson, ghosttown,nevada
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Eine Menge äußerlich gut erhaltener Häuser stehen links und rechts der Straße. Alles offensichtlich Häuser, deren frühere Bewohner in der Mine gearbeitet haben.
Wahnsinn. Hier hat jemand Sammlerleidenschaft bewiesen.
Jede Menge Oldtimer.
Und ganz offensichtlich werden diese nach wie vor hier gesammelt.

nelson, ghosttown,nevada
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Im Haupthaus kann man eine Minentour buchen. Doch heute findet keine mehr statt. Man könnte sich jedoch für morgen anmelden.

Wir schauen uns alle Schaustücke ausgiebig an.
Es ist schon amüsant, was man hier zusammengetragen hat.

Hier ein paar Spielereien mit Photoshop:

nelson, ghosttown,nevada
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Zuletzt fahren wir, wie von Sandra empfohlen, die Straße bis zum Ende... bis man den Colorado erreicht. Hier sind noch zwei andere Besucher.
Wir spazieren erst zum Strand und dann entlang der immer höher steigenden Felskante.
Es ist traumhaft hier.
So traumhaft, daß Rainer ganz vergißt eine Videoaufnahme zu machen.

colorado, henderson,nevada
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Wir verbringen hier eine ganze Weile, bevor wir uns auf den Rückweg begeben.

- Überblick -

 map nelson
Quelle: GPS MotionX

Es geht noch einmal ins Green Valley District.
Eigentlich wollen wir noch zum Farmers Market. Aber die Straßen sind verstopft, wir finden keinen Parkplatz.
Kurzerhand entscheiden wir uns um und gehen ins Restaurant: Cheesecake Factory. Hier erwartet uns eine lange Warteschlange. Nur weil wir auf der Terrasse sitzen wollen, bekommen wir sofort einen Platz. Die anderen wollen ganz offensichtlich in dieser lauten und bahnhofähnlichen Halle sitzen. Selbst schuld

Wir schlemmen was das Zeug hält.
Und alles schmeckt so verdammt gut!

cheesecake factory,nevada
cheesecake factory,nevada
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Als wir Henderson erreichen hängen über dem Osten von Las Vegas dunkle, sich abregnenden Wolken.

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Es geht sofort ins Hotel.
Denn auf dem Zimmer warten noch Gutscheine für zwei kostenlose Cocktails. Und die, die wollen wir nicht verfallen lassen.
In der M Bar suchen wir uns einen schönen Platz und beobachten das Spielgeschehen im Casino.
Es ist immer wieder interessant den Spielern zuzusehen.
Und wir fragen uns, was sie wohl dazu treibt, so viel Geld auf's Spiel zu setzen.

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