Unterwegs auf der Merenee Loop Road

Die Nacht war kalt. Schweinekalt.
Am Morgen bin ich praktisch durchgefroren.
Kurz vor 8 Uhr sind es knapp 5°C.

Vor der Reise bekam ich immer wieder Hinweise, die Schuhe am Morgen nicht so unbedarft anzuziehen. Es könnten sich immer mal kleine Monster im Schutz der Dunkelheit eines Schuhes verstecken.
Unsere Schuhe durften deshalb in einer großen Zippertüte "übernachten".
So kommt nichts rein.
Aber auch nichts raus.
Auch nicht der "undressierte Duft" von stundenlang getragenen Wanderschuhen!

Das Frühstücksangebot ist ganz klassisch. Aber auch ziemlich kostenintensiv. Wir nehmen einmal "continental" und einmal Eier mit Speck.
Der Kaffee ist kostenlos.
Alles schmeckt sehr lecker.

 Glen helen, outback, australia, australien
Gum Ghost Walk, Glen helen, outback, australia, australien

# Glen Helen Gorge

Nach dem Auschecken schauen wir uns die andere Ecke des Teiches an.
Dieser einfache Spazierweg nennt sich Gum Ghost Walk.
Hohes Schilf umrandet den Teich.
Der Finke River, einer der ältesten Wasserwege der Welt, hat sich hier durch die Sandsteingebirgskette durchgearbeitet. Die Glen Helen Gorge, eines von sechs ganzjährig gefüllten Wasserlöchern des Finke Rivers hat eine Tiefe bis zu 30 Meter.
Hier starten auch richtig lange Wanderungen, die wir schon aus Zeitgründen gar nicht eingeplant haben.

Für die Arandas Aborigenes ist das tiefe Wasserloch die Heimat der Riesenwasserschlange. Aus der Tiefe dieses Wasserlochs sollen die ersten gestaltlosen Wesen der Traumzeit hervorgegangen sein.

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# Mereenie Loop Road

Es dauert nicht lange und wir erreichen die "unsealed" Mereenie Loop Road.
Also praktisch Waschbrett in dunkelrot.
Bei den momentanen Wetterverhältnissen bedarf keine Stelle wirklich einen 4WD. Allerdings fällt uns auf, daß man sehr rücksichtsvoll ist. Kaum daß wir mal stehenbleiben und vielleicht noch aussteigen, um die Stille zu genießen, nähert sich das folgende Auto und bleibt fast stehen, um zu checken, ob bei uns alles ok ist.

Mereenie Loop Road, outback, australia, australien
Mereenie Loop Road,outback, australia, australien
Mereenie Loop Road,outback, australia, australien
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Abgesehen vom Sand, der bisher nirgendwo so rot war wie hier, ist die Strecke so ziemlich unspektakulär und sorry ! aber etwas langweilig.
Eine seitliche Einfahrt mitten ins nowhere bringt nach der Hälfte etwas Abwechslung.
Auf der Ebene drehen wir ein paar Kreise, vertreten uns die Beine und entdecken Termitenhügel. Haben wir beide bisher noch nie in Natura gesehen.

Mereenie Loop Road,australia, australien
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# Watarrka National Park

Nach insgesamt dreieinhalb Stunden Fahrt erreichen wir den Watarrka National Park.
Begrüßt werden wir hier von einem hinkenden Dingo und einem Greifvogel.
Na wenigstens etwas !

Watarrka National Park, outback, australia, australien

Am Parkplatz vor dem Kings Canyon essen wir unsere Unterwegsstullen und genehmigen uns ein Nickerchen. Das mußte jetzt sein.
Doch mehr als 25 Minuten kann man eh nicht in dieser Haltung ruhen.

Also starten wir unsere Wanderung.
Es ist dreiviertel Drei.
Eigentlich zu spät für den großen Canyon Rim Walk
Doch ganz können wir den Kings Canyon nicht unbesichtigt lassen.

Es gibt einen sechs Kilometer langen Canyon Rim Walk, für den laut Auszeichnung etwa drei bis vier Stunden eingeplant werden sollen. Außerdem gibt es den viel kürzeren und leichteren, 4.8 Kilometer langen South Rim Walk und den ganz einfach zu laufenden Creek Walk, mit einer Länge von 2,6 Kilometer.

Hm.
Vernünftigerweise sollten wir jetzt maximal den South Rim Walk nehmen, der mit etwa zwei Stunden vor Einbruch der Dunkelheit zu schaffen ist. Andererseits liegt der nun wieder, wie das schon der Name sagt, im Süden und man hat vom Norden die ganze Zeit die Sonne als Gegenlicht im Gesicht.
Aus der Erfahrung heraus, sind wir eh immer schneller als die australischen "Streckenberechner" sich das ausdenken.
Also was nun?
Ein altes Ehepaar schaut sich wortlos in die Augen und alles ist klar:
wir entscheiden uns für den Canyon Rim Walk
Der anfängliche Weg ist steil. Sehr steil.
Man steigt Steintreppen hoch und denkt: "wann hört das hier endlich auf!".
Nach zwei Drittel der Strecke steht eine Bank.
Doch setzen kommt nicht in Frage!

Als wir das obere Plateau erreichen, sind wir mehr als 150 Meter höher.
Der erste mögliche Blick auf die umliegende Landschaft war es schon wert hier hochzukommen. Ganz fest nehmen wir uns vor, nur eine Stunde zu laufen und danach umzukehren.

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Hier oben ist das Laufen gar nicht mehr anstrengend. Es gibt einige Abzweigungen zu noch besseren Aussichtspunkten.

Es läuft ganz gut und wir verdrängen die Idee jetzt umzukehren.

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Nach anderthalb Stunden etwa, erreichen wir die Brücke über den Garden of Eden.
Der liegt schon im Schatten und der versprochene See ist eher ein Spucknapf.
Na auch nicht so schlimm.
Wir wechseln die Seite über die Brücke.

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Auf der anderen Seite angekommen, gibt es ein kleines Päuschen inklusive Snack und Wasser. Dann geht es aber wieder zügig weiter. Genau hier beginnt der South Rim Walk.
Noch schönere Ausblicke begleiten den Weg.
Und ja, das hier kann sich mit den Canyons in den USA vergleichen. Eine riesige, nackte Steilwand !

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Waren wir überwiegend mit einem anderen Paar in Sichtweite unterwegs, treffen wir jetzt auf eine ganze Wandergruppe.

Eigentlich bin ich ganz froh, so sind wir bei eventuellem Einbruch der Dunkelheit nicht ganz alleine. Erwähnt muß jedoch werden, daß es auf diesem Rundweg mehrere Notrufsäulen gibt.
Das gibt einem eine gewisse Sicherheit.

Den restlichen Rückweg versuchen wir im Tempo dieser jugendlichen Gruppe zu laufen.
Und wieder ist der Weg in dieser Folge gelaufen, am Abstieg wesentlich flacher.
Ganz knieschonend sind diese Stufen aber doch nicht.
Als wir am Parkplatz ankommen ist es 17.15Uhr.
Ja
Wir haben nur zweieinhalb Stunden gebraucht!

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One-humped camels (Dromedare) wurden Ende des 19.Jh als Arbeitstiere, meist aus dem indischen Raum, nach Australien eingeführt. Sie dienten als Last-und Transportmittel und waren ökonomischer und stärker als Pferde. Nachdem die Eisenbahn und später Autos die Dromedare ablösten, wurden sie ausgesetzt und sich selbst überlassen.
Die Population ist mittlerweile so hoch, daß sie als nicht wählerischer und gefräßiger Pflanzenfresser den Bestand bestimmter Pflanzenarten gefährden. Unter anderem auch solche, die von den Aborigines immer noch als Buschnahrung gebraucht werden.

Die Kings Creek Station wird unser heutiges Nachtlager.
Bei der Vorbereitung auf die Reise habe ich die auffallend vielen negativen Beiträge zum Kings Canyon Resort gelesen. Wenn man den meisten Reiseführern, Katalogen etc. glauben will, ist das Resort auch die einzigste Möglichkeit im Kings Canyon National Park zu übernachten. Eine ausgiebige Recherche führte mich jedoch auf die Seite des Kings Creek Station. Hier gibt es nur Zelte. Und überhaupt ist das Lodgen nur eine Nebenaufgabe. Denn eigentlich ist das eine riesige Ranch und man kümmert sich hier um Dromedare.

Nach etwa 35 Kilometer vom Kings Canyon erreichen wir die Ranch.
Es ist kaum jemand zu sehen und nur ein kleines Schild zeigt auf eine Rezeption. Diese entpuppt sich als Kiosk für alles was die Welt braucht und nicht braucht.
Die Dame hinter dem Tresen scheint mir etwas "angetütert" zu sein. Aber sie ist ganz nett! Nach dem die Formalitäten erledigt sind, wird das "housekeeping" gerufen.
Eine kleine Japanerin aus Osaka fährt mit einem Quad vor uns und bringt uns zu unserem Zelt.
Ja wir übernachten heute mal im Zelt.
Kein normales Zelt.
Eher wie ein Stoffhaus.
Zwei Betten und ein Minitisch, ein Heizer und ein Ventilator haben hier Platz.
Sawe, der Name der kleinen Japanerin, überreicht uns zur Begrüßung einen gefalteten Kranich.
Wir sind gerührt.
Und sie geschockt als wir mit unseren "domo arigato gozaimashita" antworten.

Unsere Koffer bleiben heute im Auto. Nur die notwendigsten belongings kommen ins Zelt.
Die Dämmerung ist schon im Gange als wir in der Verkaufsstelle noch ein paar Steaks und etwas Gemüse zum Grillen kaufen.
Tatsächlich haben die hier einen recht großen BBQ Stand und gleich daneben ein größeres Zelt, das als Aufenthaltsraum dient. An der Wand sind Schränke ausgestattet mit allem was man so zum Grillen braucht. Also nicht nur Teller und Besteck, sondern auch allerlei Gewürze.
Am Schrank klebt ein Zettel mit Hinweisen.
Uuuuh.
Das will ich gar nicht wissen. Denn man warnt vor unbedarftem Öffnen der Schränke. Es könnten sich Schlangen eingenistet haben.
Ok. Alles klar.

Der absolute Höhepunkt ist allerdings die Feuerstelle neben dem BBQ Platz.
Eine österreichische Familie mit Eltern und Kindern haben schon mal das Lagerfeuer eröffnet.
Im Laufe der nächsten Stunde gesellen sich noch sieben Australier zu uns. Die sind nicht nur von einem noch älterem Semester als wir es sind, sie sind gerade zurück vom siebentägigen Larapinta Treck.

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Wir sitzen noch bis Mitternacht unter sternenklarem Himmel und erzählen uns Geschichten.

In unserem Zelt ist es mittlerweile doch so kalt geworden, daß wir nun doch den Heizer für eine ganze Weile bemühen müssen.
Es folgt eine typische Katzenwäsche und anschließend geht's ins Bett.
Ich habe mir "vorsichtshalber" die Taschenlampe um mein Handgelenk vorbereitet.
Denn meine Augen können selbst nach einer Weile immer noch nichts sehen.
Ab und zu checke ich allerdings die Lage aber irgendwann schlafe auch ich!

- Überblick -

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