der allerletzte Tag

Es war schon klar, daß irgendwann der letzte Tag des Urlaubs kommen muß.
Und nach vier Wochen Urlaub ist es auch okay so.
Wir haben vier verschiedene Teilstücke erlebt: Sydney, Schnuppertage im Outback, etwas Queensland und zuletzt ein wenig warm-up in Singapore.
Ja tatsächlich sind wir wieder fit und reif für den Alltag.
Und natürlich kreisen die Gedanken um unser Zuhause.
Ist dort alles in Ordnung? Dazu muß ich bemerken, daß ich im Falle eines unerwarteten negativen Vorfalls darum gebeten habe, mich nicht zu benachrichtigen.
Ist vielleicht wieder unser Auto verschwunden?
Was machen meine Pflanzen? Waren doch meine Weinpflanzen zum ersten Mal so richtig üppig voll mit Trauben.
Hm.
Ach was soll's. Besser ist es, nicht an zu Hause zu denken, sondern den letzten Tag hier in Singapore in vollen Zügen zu genießen.
Das Frühstück zum Beispiel: Mit dem herrlichen Angebot und dem fantastischen Cappuccino.
Also besser gesagt: Cappuccini. Denn ich trinke mindestens zwei bis drei Tassen von dem leckeren Gesöff.

breakfast swissotel the stamfort, singapore
breakfast swissotel the stamfort, singapore

Das Swissôtel bietet den Gästen nicht nur ein late-checkout.
Nein.
Man hat sich auf die vielen Gäste eingestellt, die mit dem Nachtflieger gen Westen, also nach Europa fliegen. Und so gibt es im Hotel, als besonderes "Schmankerl", einen Hospitality Room. In der achten Etage. Praktischerweise gleich neben dem Pool.

Unser Zimmer dürfen wir aber bis 1pm nutzen. Schließlich sind wir neuerdings Member bei Swissôtel
Wir packen unsere Sachen ein und planen den Vormittag für die Besichtigung des Marina Sands Bay Hotels ein. Einfach mal schlendern und "gucken ob keiner guckt", wie der Urberliner sagt.

Noch 2012 haben wir das Taxi genommen, um dorthin zu fahren.
Es gab damals nur eine sehr umständliche Verbindung über Dhoby Ghaut. Mittlerweile gibt es eine schnellere Verbindung mit dem 106er Bus, der direkt am Haupteingang des Fairmont startet.

Das Swissôtel und das Fairmont teilen sich einen Gebäudekomplex mit einem Shoppingcenter. Das Shoppingcenter befindet sich zwischen dem zweiten Basement und der dritten Etage. Das ist sehr praktisch. Denn so gelangt man sehr schnell von einem zum anderen Ende in dem man mittendrin durchgeht.
Für Neulinge und Erstbesucher scheint es einem Labyrinth zu gleichen. Wir aber haben alles im Blick und kennen jede Verbindung. Außerdem liebe ich die Schaufenstergestaltung in Asiens Metropolen!

raffles city, swissotel the stamfort, singapore
raffles city, swissotel the stamfort, singapore

Das Wetter ist heute ganz außergewöhnlich.
Die Sonne scheint. Doch das Licht ist so furchtbar gleißend. Die Luft riecht metallisch, wie vor einem Gewitter.
Gewöhnlich bin ich kein Kopfschmerzkandidat. Doch heute platzt mir der Kopf!

Marina Sands Bay Hotel, singapore

Im Bus ist die Welt wieder in Ordnung.
Also fast.
Denn die Klimaanlage ist auf Minusgrade eingestellt.
Wir tangieren die Fountain of Wealth und erreichen die Halbinsel in der Marina Bay über die Bayfront Avenue. Von hier ist der Blick auf die sonderbare Form des Hotels noch faszinierender.

Genau am Haupteingang bzw. an einem der Haupteingänge bleibt der Bus stehen.
Hier steht man direkt unter dem Dach des Hotels.
Und genau von hier kann man erst sehen, daß Teile der Front nicht statisch sind, sondern es hängt eine Art Vorhang davor.
Eine halbe Million kleiner Elemente wiegen sich im Wind und täuschen eine Wasseroberfläche vor.
Der Blick nach oben ist jedenfalls magisch.
Manchmal bekommt man auch Wasserspritzer ab. Vom Pool???
Rainer behauptet es jedenfalls.

Marina Sands Bay Hotel, singapore

Dieser Weg führt kurzzeitig durch das klimatisierte Hotel.
Es ist nur eine kurze Entfernung, auf der man Gelegenheit hat sich abzukühlen.
Der Blick zu beiden Seiten der Brücke im Hotelbody ist sehr interessant. Vergeblich versucht man sich an geraden Wänden oder etwa an einem rechten Winkel zu orientieren. Hier ist alles gerade und scheint trotzdem irgendwie gebogen.
Gigantische Bauten kennen wir ja schon aus anderen asiatischen Städten bzw. aus Las Vegas. Doch im Vergleich zu Las Vegas wird man als Besucher nicht gezwungen, durch ein Casino zu spazieren.

Marina Sands Bay Hotel, singapore

Am anderen Ausgang beginnt der Marina Bay Overpass, eine begrünte Brücke, die zum Viewpoint über die Gardens by the Bay führt. Der weitere Weg führt zum Eingang der Gärten.
Aber das ist nicht unser heutiges Ziel. Diese Gärten haben wir schon 2012 besucht.

Marina Sands Bay Hotel, singapore

Vom Podest können wir fast die gesamte Weite der aufgeschütteten Insel erahnen.
Ich fühle mich furchtbar alt. Oder wächst die Stadt so schnell?
Noch "vor kurzem" waren wir mit unseren kleinen Kindern hier, da gab es weder die Insel noch die Schnellstraße.
Und rechterhand sieht man schon auf die nächste Baustelle.
Ich frage mich, wie lange dieser Bauboom so weiter gehen wird?
Wie lange wird das gut gehen?
Oder wird es so enden wie in Dubai?

So nun haben wir genug Feuchtigkeit getankt.
Über den gleichen Weg geht es zurück.
Hier ist kein Mensch. Noch einmal blicken wir von unten zum Dach. Dorthin, wo sich dieser Infinity Pool befindet. Eigentlich gruselig wenn man bedenkt, daß in dieser Höhe so viel Tonnen auf den zartwirkenden drei Stelzen lasten.

Die Brücke führt über die Bayfront Avenue.
Es ist nicht weit bis zum nächsten Gebäudekomplex, das von der gegenüberliegenden Seite kaum als eine getrennte Einheit erkennbar ist.
Wieder eröffnet sich ein überdimensionierter, lichtdurchfluteter Bau voller Shops und Restaurants.
Die Rolltreppen sind ziemlich steil und überwinden mehr als die gewohnten Etagenabstände.
Alles wirkt etwas kalt und irgendwie unvollendet.
In der untersten Etage trennt ein angedeuteter Fluß die Seiten.
Und wie sollte es auch anders sein. Es finden sich auch genügend Besucher, die einen Sampan ride machen. Also mit einem mit Wasserdüsen angetriebenen Boot fahren.
Verstehe wer will. Singapore liegt am Meer.
Es gibt einen Fluß. Und trotzdem freut man sich über diese künstliche Fortbewegungsart.
Na ok.

Wir staunen über diesen Gigantismus.

Am anderen Ende befindet sich eine... Ja was ist das denn?... eine Eisbahn?

Die haben wir schon vor drei Jahren gesehen.
Aber irgendetwas stimmt hier nicht.
Denn die Schlittschuhfahrer machen alle einen sehr unsicheren Eindruck. Meist sieht man wenigstens eine Handvoll, die ihre Pirouetten drehen. Aber alle, die hier fahren, wackeln und eiern nur rum.
An der Bande stehend fehlt auch die typische aufsteigende Kälte.
Jetzt erst realisieren wir es:  Es ist gar kein Eis!

Wir fragen am Schlittschuhverleih und dort wird unsere Vermutung bestätigt. Nein, es ist kein Eis. Es ist ein Spezialbelag aus Kunststoff.
Der Skating Rink hat eine Fläche von 600m2. Und weil dieser Kunststoff weicher als Eis ist, ist die Bahn besonders für Anfänger und Fortgeschrittene geeignet.

Auf der Marina Bay Terrasse befindet sich eine riesige, schüsselförmige Skulptur. Ganz durchsichtig ist sie.
Hm. Keine Ahnung was das darstellen soll.
Offensichtlich gucke ich so verdutzt, daß mich ein Passant anspricht und mir erklärt, was die Besonderheit hieran ist. Obwohl die "Schüssel" einen Durchmesser von 22 Metern und 5,2 Meter Tiefe hat können sich zwei gegenüberstehende Menschen flüsternd unterhalten.
Tatsächlich testen wir es. Und es ist einfach "irre"! Es klappt tatsächlich.
Erst beim Schreiben des Berichtes finde ich heraus, daß der Rain Oculus mehrmals am Tag mit Wasser gefüllt wird. Und wie bei einem riesigen Abfluß schießt das Wasser durch eine Öffnung in die untere Etage. Dabei werden bis zu 30 Tausend Liter Wasser umgeschlagen.

Der Ausblick von dieser Seite ist für uns völlig neu. Auch wenn uns die Hochhausfronten alles andere als fremd sind.

Marina Sands Bay Hotel, singapore
Marina Sands Bay Hotel, singapore
Marina Sands Bay Hotel, singapore

Zum Abkühlen geht es wieder zurück ins Haus.
In der oberen Etage, wo die Kinos sind, hat sich in der Zwischenzeit eine elend lange Schlange gebildet.
Und wie so oft wenn wir auf anderen Kontinenten sind, können wir uns beim Anblick der Kinoflyer keinen Reim darauf machen, weshalb man hier so lange anstehen sollte. Und vor allem: Wer ist hier der Star?

Marina Sands Bay Hotel, singapore
Marina Sands Bay Hotel, singapore

Am östlichen Ausgang verlassen wir diesen lichtdurchfluteten Gebäudekomplex in der allerobersten Etage.
Und auch wenn es eigentlich ein Shopping- und Restaurantparadies ist: Es ist an Regentagen oder auch an Tagen ohne ein straffes Programm aus unserer beider Sicht empfehlenswert. Es sei denn, man mag keine moderne und außergewöhnliche Architektur.

Art Museum, Marina Sands Bay Hotel, singapore
Art Museum, Marina Sands Bay Hotel, singapore
sylwia&rainer, singapore

Man gelangt dann auf eine Terrasse, die wieder andere Perspektiven der Marina bietet.
Auch wirkt das Marina Sands Bay Hotel von hier noch gigantischer und noch futuristischer.

Eine Menge Sitzgelegenheiten laden hier zum Verweilen ein.
Leider haben wir lufttechnisch nicht ganz so ideale Bedingungen erwischt.
Andererseits können wir uns auch nicht beschweren. Bei einem Kurzaufenthalt 2007 hat es die gesamten drei Tage durchgehend geschüttet!

Marina Sands Bay Hotel, singapore

Das Marina Sands Bay Hotel gehört für mich zu den beeindruckendsten Hotelgebäuden, die ich je gesehen habe. Unzählige Aufnahmen aus fast jeder Perspektive und zu fast jeder Tageszeit füllen meine Festplatten. Trotzdem kann ich mich von diesem Anblick nicht trennen.

Singapore Flyer, singapore

Kurz bevor man in die Röhre der Helix Bridge taucht, gibt es rechterhand diesen Ausblick Richtung Singapore Flyer.
Den haben wir selbst bei so vielen Besuchen immer links liegen lassen.
Warum eigentlich?

Die 280 Meter lange Helix Bridge ist eine Fußgängerbrücke.
Die attraktive Konstruktion wirkt natürlich am besten in den Abendstunden, wenn Tausende LED's die Farben wechseln.

Helix Bridge, singapore
Helix Bridge, singapore

Irgendwie schafft es die Marina Bay nebst Hotel immer wieder zu faszinieren.
Zugegeben, es ist fast immer das gleiche Motiv. Doch kann ich nicht genug davon bekommen.

Es ist kurz vor Mittag und es wird Zeit zurück zum Hotel zu gehen.
Trotz der drückenden Luft, gehen wir nicht den kürzesten Weg zurück, sondern immer entlang des Wassers. Schließlich könnte mir ein Fotomotiv durch die Lappen gehen.
Leider ist die gesamte Fläche des sonst so gepflegten Esplanade Parks im Umbau. Hier bereitet man sich schon kräftig auf die Austragung des Formel 1 Rennens vor. Gitter und Absperrungen machen es uns nicht leicht voran zu kommen.

Marina Sands Bay Hotel, singapore
Opera, singapore

Im Hotel angekommen ruhen wir uns erst kurz aus. Und natürlich genießen wir noch einmal das Gefühl in einem Bett liegen zu dürfen.

Kurz vor eins checken wir dann endgültig aus.
Wir bekommen neue Schlüsselkarten für die Hospitality Lounge.
Unsere Koffer, sogar unser Handgepäck wird nun in vertrauensvolle Hände übergeben. Im Gegenzug bekommen wir ja einen Pappschnipsel. Dann schauen wir noch zu, wie das Gepäck mit einer Kette zu einer Einheit verbunden wird.
Und dann sagen wir uns: Naja, es sind nur materielle Dinge, die da wegkommen könnten.

Was nun? Drei Buslinien, die 130, 131 und die 162, fahren zu unserem nächsten Ziel.
Mit dem lassen wir uns bis zum OneFullerton fahren.
Fünf Minuten später stehen wir am Fullerton Hotel>. Es gehört zu den Hotels der oberen Sterneklasse.
Doch wer es nicht weiß, würde beim Anblick des historischen Gebäudes niemals glauben, daß es erst seit dem 1.Januar 2001 als Hotel fungiert. Seit den 70er Jahren war dies die Hauptpost Singapores.

Fullerton Hotel, singapore

Hier im Town Restaurant wird eigentlich gerade geluncht.
Aber keiner von uns beiden hat Hunger. Nicht einmal Appetit. Außerdem wollen wir draußen sitzen. Da, wo wir auch den Blick auf den Singapore River haben. Ohnehin sind die meisten anderen Gäste an Sitzplätzen im klimatisierten Restaurant interessiert.
Also duldet man, daß wir uns auf der Terrasse "nur" an Cappuccino und Bier festhalten.
Es sitzt sich wunderbar hier. Wir haben den Blick über die angrenzenden Brücken, die Cavenagh Bridge und die Anderson Bridge.
Und obwohl wir nach einer reichlichen Stunde vergleichsweise wenig konsumiert haben, werden wir verabschiedet, als hätten wir gerade eine Familienfeier finanziert.

fullerton, singapore
swissôtel, singapore

Jetzt geht's zum letzten Mal den Weg zurück zum Hotel.
Unterwegs laufen wir wieder an einer neuen Baustelle vorbei. Hier wird eine weitere Terrasse gebaut. Na mal sehen, ob die bei unserem nächsten Besuch fertig sein wird.

Am Ende des Tages machen wir es uns am Alligator Pear - Pool gemütlich. Hier kann man nicht nur baden, sondern auch leckere Cocktails mischen lassen.
Die Pooletage liegt im achten Geschoss, doch man kann an den Seiten auch noch einen ganz guten Blick Richtung Suntec City und auf das neueste Hotel, dem South Beach Tower, genießen.

swissotel the stamfort, singapore
swissotel the stamfort, singapore
swissotel the stamfort, singapore

Bevor wir das Hotel verlassen, nutzen wir die Hospitality Lounge.
Klasse. In aller Ruhe kann man sich hier noch einmal frisch machen und duschen. Und es stehen einem genügend Getränke, wie Kaffee, Tee und Wasser zu Verfügung. Während dieser Zeit - und es ist etwa eine dreiviertel Stunde - kommt zwei Mal das Housekeeping, um neue Handtücher zu bringen, das Bad zu säubern und die Getränke aufzufüllen.
Wir sind begeistert über diesen Service!

swissotel the stamfort, singapore

Kurz nach acht Uhr steht HongLi mit ihrem roten Flitzer vor dem Hotel und bringt uns wieder zum Airport.
Wir erzählen in aller Schnelle, was wir so die letzten Tage gemacht haben und sie freut sich, daß wir die Stadt so lieben.
Dabei vergißt sie niemals zu betonen, wie gern sie doch lieber unseren Herbst, Winter und Frühling hätte.
Ok. Keine Jahreszeiten zu haben ist auch irgendwie blöd.
Aber ich glaube nicht, daß HongLi weiß, wie hässlich sich ein elend langer, vernebelter, feucht-kalter November oder Februar in Deutschland anfühlen kann!

Die Abfertigung und das Boarding in die A380 erfolgt wie immer sehr geordnet.
Wir sitzen wieder in unserer Lieblingsreihe: 56 Premium Economy Class. Die Business Class für Arme

Der Rückflug ist, wie er nicht sein soll.
Jedenfalls für mich.

a380, singapore

Nach einer halben Stunde überkommt mich die Flugangst, daß ich am liebsten wieder aussteigen möchte.
Ich bin tierisch aufgeregt und fühle mich nicht wohl. Außerdem ist es hier kalt und die Decken sind schon alle ausgegeben.
Der Purser kommt dann zu mir und versucht mich zu beruhigen.
Dann bringt er mir ein Tablett mit Tee. Und anhand des Geschirrs sehe ich schon, daß es Geschirr aus der oberen Klasse ist.

Als wir später in weitere Turbulenzen geraten, ist der Purser wieder an unserem Platz und erklärt mir "wieso - weshalb - warum".
Er fragt auch, ob es mein erster Flugurlaub ist... wenn er wüßte... nein, es ist mein 289. Flug.
Es ist zum Piepen mit mir.
Ich kriege meine Flugangst einfach nicht in den Griff!

Die heutige Flugroute von Singapore nach Frankfurt muß ich hier festhalten. Denn noch nie sind wir eine Route geflogen, die Scheremetjewo (Airport von Moskau) tangiert.

Nach einer sehr kurzen Umsteigezeit startet mein persönlicher 290. Flug.
Der erste Offizier ist eine Frau und sie führt den Flug durch.
Ok. Frauen als Pilot haben bei mir einen Bonus!

Ach ja. Kaum gelandet, denke ich: Nach Australien?... da will ich wieder hin!!!

Es ist früh in Berlin.
Rainers Bruder nebst Frau holen uns ab und chauffieren uns nach Hause.
Mein Auto steht noch da, die Wohnung ist auch unversehrt nur der Kühlschrank - der ist schon voll mit Lebensmitteln für die nächsten Tage. Danke an den Spender.